Es ist gutes Wirtschaften und halt keine Ideologie, wenn die Rufe nach Innovation und Transformation im Ernährungs- und Landwirtschaftssystem in Deutschland immer lauter werden. Sagt auch die UN. In ihrem neuen Bericht „The State of Food and Agriculture 2023“ beschreibt sie die Schäden in DE durch zB „Übergewicht bedingte Krankheiten, durch zu viel Stickstoffdünger verschmutztes Grundwasser und durch Treibhausgase aus der Tierhaltung bedingte Klimafolgen“ mit 300 Mrd. USD (2020): 7% des BIP. Doppelt so viel wie die Ausgaben für Forschung und Entwicklung.
Das ist jetzt eine doofe Zwickmühle:
Scheinbare Bevormundung: Jetzt will ich natürlich weiter mein Schnitzel essen. Und mich nicht „von denen da oben“ bevormunden lassen. Wäre ja nochmal schöner, wenn mir „die aus Berlin“ Vorschriften für meine Lieblingsspeisen machen würden. Oder wie ein Landwirt seine Äcker düngen sollte.
Realität: Die Kosten für die gesundheitliche Behandlung aus dem Übergewicht oder zu hohem Zuckerkonsum zahlt die Allgemeinheit über die Krankenkasse. Das allen zur Verfügung stehende Grundwasser ist bereits an vielen Orten voller Schadstoffe aus der Landwirtschaft, die wiederum subventioniert wird vom „Staat“, also wiederum der Allgemeinheit.
Sieht für mich so aus, als ob es doch Ansätze geben darf, über die Auswirkungen des individuellen Handelns auf die Allgemeinheit zu reden. Und dass wir Lösungen finden müssen, angesichts der hohen daraus entstandenen Kosten, die ja nicht nur finanzieller Art sind. Was braucht es eigentlich noch, sich an den Change zu machen? Ausser zu sehen, dass es notwendig ist und nichts mit Ideologie zu tun hat.
Was könnte man noch so alles mit diesem Geld machen, wenn wir es nicht für die Umweltschäden (die steigen dürften) ausgeben müssten?
Mir fallen ad hoc ein:
- mehr Forschung und Entwicklung für Zukunftsthemen inkl. smarte Impulse für KMU
- bessere Bildung: 6% der Jugendlichen haben 2021 die Schule ohne Abschluss verlassen (ZDF, Bertelsmann Stiftung)
- Ausbau (nicht vordergründig Subventionierung) des öffentlichen Verkehrs
- Investitionen in echte Kreislaufsysteme für unseren „Abfall“
Wir brauchen definitiv mehr Wissen und Methoden für Transformation in unserer Gesellschaft, in unseren Organisationen, in unseren Unternehmen. In unseren Köpfen.
Danke taz für den Artikel.