Zu Weihnachten spielt gerade die Symbolik der Krippe eine große Rolle bei uns Christen. Und sie sind eine gute Lektion, wie sinnvoll es ist, den eigenen Blickwinkel verändern zu können.
In Mitteleuropa werden in den Kirchen, aber vor allem zu Hause eine Vielzahl Krippen aufgebaut. Diese unterscheiden sich natürlich sehr in Material, Form und Größe. Viele sind ca. schuhschachtelgroß, die Krippe auf dem Petersplatz in Rom lebensgroße Figuren hat. Während die einen zB materialfarbig sind, zB aus Holz, sind andere bunt geschmückt. So ergibt sich eine große Vielfalt. Doch die Krippen bei uns eint, dass sie in der Regel weiße Menschen zeigen: Maria, Josef, das kleine Jesu Kind – alle sind bei uns in Europa weiß, das sind wir so gewohnt.
Ganz spannend wird es, wenn man Krippen aus anderen Kontinenten sieht. Schließlich ist das Motiv der Krippe ein globales Phänomen. Die Ausstellung „Dem Sternlein nachgereist“ in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall gibt dazu eine gute Gelegenheit. Hier werden Weihnachtskrippen aus aller Welt gezeigt. Es stehen in der Krippe dann nicht nur Ochs und Esel in der Krippe, sondern auch mal Känguru und Koalabär. Auch bei den Materialien gibt es sehr viele Varianz. So werden auch Krippen auf einem Straussenei oder auf einem Walzahn gezeigt.
Das wirklich Spannende, meines Erachtens ist, dass auch die abgebildeten Menschen natürlich andere sind, in den Krippen rund um die Welt. Bei Krippen aus Afrika sind Maria und Josef schwarz. Bei Krippen aus Südamerika sind Maria und Josef natürlich landestypisch gekleidet. Eine Krippe aus zB Japan zeigt natürlich Asiaten. Das macht etwas mit uns, wenn man die bekannte Szene in so vielen Variationen nebeneinander sieht. Als Betrachter und Betrachterinnen merken wir, dass der Kontext die Krippe bestimmt und formt. So bekommen wir neue Blickwinkel auf das bekannte Thema Krippe und wir merken schnell, dass diese unterschiedlichen, lokalen Interpretationen unseren Geist öffnen können, die Bereitschaft, andere Blickwinkel einzunehmen. Eine Fähigkeit, die wir gerade bei der Diskussion globaler Themen, aber auch zur Lösung kniffliger Herausforderungen im Innovationsbereich brauchen.
Teil 1 der dreiteiligen Serie zeigt die eine Krippenszene aus Peru – im Grunde ohne Krippe, die Figur der Maria trägt das Kind ortsüblich fest eingewickelt bei sich, ein Lama ist mit dabei. Zudem eine Miniaturansicht aus dem Erzgebirge: eine Krippe in der Streichholzschachtel – wegen ihrem Minimalismus mein Favorit. Und eine dänische Krippe, die ortsüblich rechteckige Menschen mit Lego Noppen zeigt.