In dieser Episode des Smart Innovation Podcast ist Andy Wyss von Boatpark mein Gesprächspartner. Wir unterhalten uns über das Teilen von Liegeplätzen und Digitalisierung im Wassersport.
Das Teilen von knappen Ressourcen ist dank Digitalisierung grundsätzlich sehr viel einfacher geworden. Vor allem das Smartphone und praktisch überall verfügbare mobile Datennetze ermöglichen neue Geschäftsmodelle. Die App Boatpark erleichtert das Teilen und Buchen der an vielen Stellen knappen Ressource „Liegeplatz“ und trägt zur Digitalisierung im Wassersport bei.
Im Gespräch mit Andy Wyss im Smart Innovation Podcast unterhalten wir uns über die Entstehung von Boatpark und die Motivation, hier andere Wege im eCommerce zu gehen. Es geht darum, welche weiteren Herausforderungen er sieht. Und natürlich geht es um erste Schritte für andere Unternehmer und Unternehmerinnen, die Vergleichbares vorhaben.
über
Andy Wyss hat über 20 Jahre Erfahrung in der IT-Beratung für große globale Unternehmen, über 10 Jahre Erfahrung als Unternehmer, der sein eigenes Unternehmen führt und ist leidenschaftlicher Kapitän auf Segelschiffen und Motoryachten. Er hat Boatpark aufgrund seiner Erfahrung gegründet, dass Liegeplätze oft schwer zu finden sind, der Buchungsprozess kompliziert und nicht digitalisiert ist und Häfen oft als voll gemeldet werden, obwohl es viele ungenutzte Liegeplätze gibt. Daraus ist die Idee für Boatpark entstanden mit dem Ziel, einen globalen One-Stop-Shop für Bootsliegeplätze aufzubauen.
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in dieser Episode erwähnt
- So funktioniert Boatpark
- Yachthafen Port d’Andratx
- AirBnB
- ETH Juniors – Studentische Unternehmensberatung der ETH Zürich
- Yachthafen Arbon am Bodensee
- Yachthafen Hergiswil am Vierwaldstätter See
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Wir gehen ab ca. Min. 40 im Podcast auf die zentralen Punkte ein.
Alle, die sich bei Boatpark registrieren und das Kennwort „Klaus Reichert“ eingeben, erhalten ein Startguthaben von 20 SFR/EUR (zeitlich befristet):
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Transkript
Das Transkript wurde manuell erstellt.
Klaus Reichert: Heute geht es um eine spannende Lösung zur Digitalisierung im Wassersport und eine App, die das Teilen eines knappen und teuren Gutes möglich macht. Außerdem bringt das Ganze sehr viel Entspannung. Mein Gast heute ist Andy Wyss, er ist Gründer der Boatpark-App und hat über 20 Jahre Erfahrung als IT-Berater für große Unternehmen und ist seit mehreren Jahren auch Unternehmer mit der Boatpark-App. Er ist leidenschaftlicher Skipper und hat Boatpark aufgrund seiner Erfahrung gegründet, das Liegeplätze oft schwer zu finden sind und der Buchungsprozess kompliziert und vor allem nicht digitalisiert ist. Häfen werden als voll gemeldet, sind aber freie ungenützte Liegeplätze, wären zur Verfügung, können aber nicht genutzt werden. Ein Problem, das wir erst kurz erläutern müssen und deswegen bin ich auch froh, dass wir Andy Wyss hier heute im Podcast mit dabei haben. Willkommen, Andy! Schön, bist du dabei.
Andy Wyss: Ja, Klaus, danke für die Einladung. Freut mich natürlich, dass ich die Gelegenheit habe, hier über ein gewisses Nischenthema, wie du sagst, einer hoffentlich etwas größeren Teilnehmerschaft berichten zu können.
Klaus Reichert: Ja, mir ist da nur eingefallen, das natürlich viele Menschen das Problem erst mal gar nicht verstehen, deswegen sollten wir damit auch anfangen. Aber bevor wir das dann haben, Andy, was ist dein Lieblingsyachthafen?
Andy Wyss: Mein Lieblingsyachthafen, das ist in Mallorca, Port d’Antratx. Das ist übrigens auch der Ursprungshafen für meine App. Weil, ich habe da so viele Frustrationen erlebt, weil, der Hafen ist eben schön, da bin ich nicht der Einzige, das bedeutet aber halt, das auch viele Leute dahin wollen. Und deswegen, ich habe wirklich da mit Familie Urlaub gemacht und wollte einen Platz da reservieren über mehrere Tage und das war einfach schlicht nicht erfolgreich.
Klaus Reichert: Okay, guter Punkt. Wie läuft das normalerweise ab, also ohne eure App, diese Liegeplatzsuche, worum geht es da eigentlich genau, was ist das Problem, das da grade entsteht?
Andy Wyss: Ja, also das erkläre ich gern für die Leute, die vielleicht weniger nautischen Background haben, aber wenn du mit einem Schiff unterwegs bist, ist ein Hafenplatz natürlich einerseits Sicherheitsaspekt, andererseits auch Komfortaspekt. Das heißt, du kannst ja mit dem Schiff abhanden gehen. Das höre ich auch immer wieder, quasi Andy, warum deine App, ich gehe doch mit dem Schiff vor Anker? Ja, das mache ich auch sehr gerne, wenn das Wetter gut ist und alles passt, dann mache ich das, aber wenn nicht, brauche ich einen Hafenplatz. Entweder weil ein Sturm aufzieht und das Wetter nicht gut ist oder zum Teil auch aus Bequemlichkeit, weil ich vielleicht nicht selber kochen will an Bord und ich möchte gern ins Hafenrestaurant gehen und dann brauche ich einen Hafenplatz. Und wie das typischerweise abläuft, ich rede jetzt vorwiegend vom Meer, aber an den Senn ist es je nachdem nicht ganz anders. In der Regel habe ich dann ein Hafenbuch von dem entsprechenden Revier. Und wenn ich von einem Hafenbuch rede, ich habe hier eins neben mir, ich kann es dir auch zeigen, das ist relativ ein dicker Schinken, das hier ist von Mallorca, Portbook, der ist so meist ein Kilo schwer und 300 Seiten dick. Das heißt, wie das dann abläuft, wenn ich mich für einen Hafen interessiere, schlage ich das Buch auf und schaue mal auf der Übersichtskarte, wo ich bin. Dann gibt es Unterseiten mit den Regionen und da gehe ich auf diese Seite, schaue, wo hat es Häfen? Und dann blättere ich mich durch den Katalog durch, durch das Portbook. Und am Schluss, wie ich es mache, ich hole mir die Telefonnummern der einzelnen Häfen raus. Und dann muss ich die wirklich abtelefonieren. Das mache ich typischerweise von Bord, also das heißt, da schaukelt es dann auch. Dann wähle ich die Telefonnummer, rufe an und dann nimmt auch ganz oft mal keiner ab. Weil, die Häfen haben ja auch noch anderes zu tun als administrativ nur am Telefon zu sitzen. Das heißt, je nachdem wie groß der Hafen ist, ist das Büro nicht immer besetzt, ich muss vielleicht mehrfach anrufen. Wenn ich dann einen dran hab, mein Spanisch ist nur begrenzt gut. Das heißt, je nachdem habe ich einen Spaniern dann jetzt in Port d’Antratx am Telefon, der vielleicht hervorragend Spanisch spricht und wir uns dann auf ein mittelmäßige Englisch einigen, weil, dass ist das, was wir beide können. Und dann müssen wir uns unterhalten über Bootslängen, Breiten, Tiefgänge. Ich weiß jetzt grad nicht spontan, was Tiefgang auf Spanisch ist.
Klaus Reichert: Oder auf Griechisch, Portugiesisch oder was immer du jetzt willst, ne?
Andy Wyss: Genau, also Kommunikation, also erstens Erreichbarkeit, zweitens Kommunikation und das dritte Problem ist dann, also wenn ich ihn habe und wir haben uns sprachlich getroffen, dann ist die Antwort grade in Port d’Antratx oft, nein, wir sind voll. Das heißt, Kapazität ist dann Punkt Nummer drei, die oft nicht gegeben ist, so. Und das ist halt so ein bisschen der Challenge. Das heißt, man muss sich zurechtfinden, wissen, wo es Häfen hat, wissen, wo es Plätze hat und dann noch einen kriegen. Und das ist leider in der Hochsaison oft nicht gegeben, weil alle nach Port d’Antratx wollen und der Hafen halt vielleicht nur, ich sage jetzt was, ich weiß es nicht genau, zehn 20 Gästeplätze hat. Die sind im Nu voll in der Hochsaison.
Klaus Reichert: Das ist ja genau der Punkt, ne, das Ganze ist ein Saisongeschäft. An den wichtigen oder besonders schönen Marinas sind diese Liegeplätze einfach Mangelware in solchen Terminen. Man liegt dann unter Umständen vielleicht noch im Päckchen, manchmal geht das ja, aber im Grunde ist es so, dass die einfach ruck zuck ausgebucht sind, vor allem, wenn du vielleicht ein bisschen später ankommst.
Andy Wyss: Ganz genau, und da mit dem später Ankommen, da komme ich gerne auch noch drauf. Aber was eigentlich meine Erfahrung ist, und das hat mich dann wirklich zu der App gebracht, wenn du dann beim Hafen bist und du fährst da vorbei und dann funkst du halt an und sagst dem Hafenmeister: „So, wie sieht es jetzt aus, hast du noch einen Platz“, abends um sechs, in der Hoffnung, dass da noch gewisse No-Shows nicht gekommen sind. Dann sagt er dir: „Nein, wir sind voll.“ Wenn ich aber in den Hafen schaue, ist der halbe Hafen leer. Weil, in der Hochsaison, wenn ich segeln gehe, gehen auch alle Dauerlieger von Antratx segeln. Das heißt, die, die dort einen fixen Platz haben, sind auch unterwegs, irgendwo. Und jetzt ist das Problem, und das habe ich da am Funk mit dem Hafenmeister in einem Disput zu lösen versucht, habe gesagt: „Das stimmt doch nicht, dein Hafen ist nicht voll. Ich sehe es ja, der halbe Hafen ist leer.“ Dann war die Antwort, lieber Andy, das sind Dauermieter hier bei uns im Hafen und wir wissen, wer von denen zurückkommt. Und das war der Anstoß, wo ich gedacht habe, das ist euer Problem, ihr Häfen, wenn ihr wüsstet, wer zurückkommt und eben vor allem wer nicht, dann könntet ihr mir hier zehn Plätze vergeben, könntet zehn Hafenplätze zusätzlich Einnahmen verbuchen. Würde mich als Segler glücklich machen und der Eigner des Yachtplatzes, den stört es nicht. Weil, ich weiß nicht, wie groß deine Affinität zu deinem Bootsparkplatz oder zu deinem Autoparkplatz ist, wahrscheinlich wenig. Es gibt ja Leute, die vermieten ihre Wohnungen über airbnb. Das ist nicht jedermanns Sache, weil, du hast vielleicht nicht gerne fremde Leute in deiner Wohnung. Aber auf deinem Bootsparkplatz, da ist die Hemmschwelle relativ tief.
Klaus Reichert: Du hast vielleicht Leinen noch da liegen oder so, aber das ist dann eigentlich nicht so schlimm.
Andy Wyss: Das ist so, Leinen. Das ist natürlich, wenn man gut die Seemannschaft als Nautiker, dann ist es ein absolutes Tabuthema, dass du die Leinen eines anderen nimmst, du nimmst immer nur deine. Aber deswegen weisen wir zum Beispiel in unseren Buchungsmails, in den Reservationsmails, auch explizit nochmal daraufhin, dass, falls es Leute gibt, die dem Knigge des Sees nicht kennen, das wir ihnen nochmal sagen: „Die Leine nimmst du bitte nur die eigene“, also, genau.
Klaus Reichert: Ich versuche, es auch nochmal wiederzugeben für die, die das nicht so gewohnt sind. Diese Yachthäfen, die sind manchmal vielleicht nur 30 liegeplatzgroß, aber es gibt auch welche, die haben 100e von Liegeplätzen, ja, das sind sehr, sehr große Gebilde unter Umständen. Da sind Dienstleistungen mit dabei, da gibt es natürlich Duschräume, Küchen, da gibt es Abfallentsorgungsmöglichkeiten, da gibt es Tankstellen, da gibt es Gastliegeplätze, da gibt es dann Restaurants und so weiter mit dabei. Das sind alles Dinge außen rum, über die wir uns gleich auch noch unterhalten sollten, wo vielleicht dann eure App dann eventuell hilft oder mal in Zukunft helfen kann. Aber in jedem Fall ist es so, dass da ein ständiges Kommen und Gehen eigentlich ist. Und das ist auf der einen Seite ganz gut, weil dadurch die Liegeplätze frei werden. Jetzt muss man das irgendwie ankündigen, da hilft jetzt eure App. Und auf der anderen Seite aber durch dieses Kommen und Gehen dann natürlich auch ziemlich viel passiert. Also das heißt, wenn du da ankommst und erst noch deinen Liegeplatz suchen musst, dann erzeugst du Verkehr, da können Unfälle passieren, das ist einfach nicht so wahnsinnig toll in so einem Yachthafen. Also in jedem Fall, der Liegeplatz ist ein knappes Gut. Muss man schon so sagen, oder?
Andy Wyss: Absolut! Also ich nutze das oft, wenn ich mit Häfen auch rede, ich sage: „Der Liegeplatz ist ein so knappes Gut, dass wir es uns nicht erlauben können, ihn so schlecht zu managen, wie sie heute oft gemanagt sind.“ Das heißt, wir müssen da echt was besser tun. Weil, neue Häfen wird es kaum mehr geben aus Umweltschutzgründen. Und die Anzahl der Hafenplätze nimmt tendenziell ab, weil die Schiffe eine Tendenz haben, immer breiter zu werden. Heißt, bei gleicher Hafengröße hast du halt weniger Plätze. Das heißt, wir sehen eher, es geht wahrscheinlich eher runter mit der Anzahl Hafenplätze. Es gibt natürlich noch vereinzelt neue Marinas, aber weil sie immer mehr Plätze brauchen, wird die Anzahl nicht wesentlich gesteigert.
Klaus Reichert: Ja, das ist natürlich auch nochmal ein Unterschied Meer, sagen wir mal Mittelmeer und Bodensee oder Vierwalstädter See, grade an den Seen haben wir noch mehr Reduktionen und Restriktionen auch, was die Plätze angehen. Und da haben wir ja im Grunde auch das Problem, dass wir im Grunde eine sehr hohe Nachfrage nach diesen Plätzen haben und dass es da auch schon hilfreich ist, wenn man was hat, was versucht, damit besser umzugehen und das besser einfach auszunutzen, was da ist. Also das fand ich dann eben auch so spannend, dass ihr da helft quasi mit einem Sharing-Ansatz, eben mit dem knappen Gut besser umzugehen.
Andy Wyss: Genau und da möchte ich mich nicht mal allzu stark mit fremden Federn schmücken, weil das System, dass man Abwesenheit von Dauermietern ausnutzt, das gibt es am Bodensee schon seit 40 Jahren. Die haben diese Platztafeln, das heißt, die Idee dahinter, die gibt es schon ganz lange. Und die Umsetzung über die Platztafel war vor 40 Jahren auch adäquat, aber heute kannst du das natürlich besser machen mit digitalen Mitteln und erst noch einfacher, tatsächlich einfacher.
Klaus Reichert: Ich bin bei dir, also ich bin jetzt froh, dass du es so angesprochen hast, dieses Beispiel. Wir haben allerdings am Bodensee auch immer wieder das Problem, dass das schon wieder abgeschafft wird mit den Platztafeln oder nicht mehr in Benutzung ist. Aber, ja, genau dann, der Hafenmeiser weiß nie, was wirklich wann frei ist und wie lange. Und derjenige, der den freien Platz sucht, muss tatsächlich durch den ganzen Hafen quasi durchfahren, um diesen Platz zu finden, wenn er nicht eure Digitalisierungsmöglichkeit dieses Problems nutzen würde. Also das heißt, da haben wir jetzt noch was ganz Neues, was da passiert. Wassersport ist etwas, was sich so langsam bewegt. Natürlich haben wir GPS jetzt doch schon seit einiger Zeit, Radar und so sind natürlich schon länger da, aber es kommen immer mehr Dienstleistungen auf digitaler Basis mit dazu. Da seid ihr jetzt eine Wichtige, finde ich, die tatsächlich hilft, ja, am Ende doch für mehr Entspannung zu sorgen auf allen Seiten, Hafenmeister, Skipper, Eigner.
Andy Wyss: Genau, also Entspannung ist ein gutes Wort. Damit werben wir ja auch, wir wollen es wirklich entspannter machen auf dem Wasser, ob See oder Meer. Und ich komme nochmal auf das Bodensee-System zurück, du hast gesagt, in einzelnen Häfen wird das System ja schon wieder aufgehoben. Das ist tatsächlich so, weil man auch erkannt hat, dass eben dieses Tafelsystem Defizite hat. Mal abgesehen davon, dass da einer physisch hin muss und die Tafel bedienen muss, da wird zum Teil auch Missbrauch betrieben mit diesen Tafeln. Das heißt, aus den Gesprächen mit den Häfen lernt man ja immer dazu und man hört dann, wie kreativ offensichtlich einige Wassersportler sind, wie sie mit diesem System umgehen. Also da gibt es tatsächlich Fälle, wo Leute halt dann in einen Hafen fahren und, wie du sagst, die suchen dann nach grünen Tafeln und wenn sie eine gefunden haben, parken sie da ihr Schiff. Und dann sehen sie zum Beispiel, das der Platz nebendran auch grün ist, dann gehen die rüber und stellen die Tafel auf rot um und rufen ihren Kollegen an und sagen: „Du, übrigens, ich habe dir dann gleich noch hier einen Platz reserviert.“ Was zum Beispiel nicht im Sinne des Erfinders ist. Das heißt, wenn man das mal anguckt, mit einer digitalen Lösung kann ich das nicht nur viel einfacher von überall machen, ich bin auch sicherheitstechnisch viel besser aufgestellt, das nur die Person die Tafel bedienen kann, die das dürfen soll, und das ist nur der Liegeplatzeigner oder der Hafenmeister. Und genauso organisieren wir das digital.
Klaus Reichert: Auf diese ganzen Mehrwerte sollten wir auch gleich nochmal eingehen, das sind mir auch sehr viele Sachen dazu eingefallen, habe ich noch einige Fragen. Aber zuerst mal, du hattest jetzt also diesen auslösenden Moment, hast erkannt, also unter einem Problem gelitten, um es mal platt zu sagen und dann kann man schon auch sagen, aus deinem Beruf heraus war es natürlich ganz normal, dass du sagst, da kann man doch eine App oder sowas dazu machen, ja oder irgendein Backend. Das war jetzt wahrscheinlich auch relativ ein No-Brainer, ja. Man muss zwar mal drauf kommen, aber das ist schon mal super. Aber jetzt bist du ja keine riesen Firma, du hast jetzt nicht 100. von Programmierer angestellt. Wie hast du das, so ganz grob, technisch angefangen, was war da so? Hast du vielleicht einen Tipp, wie das jemand anders dann auch machen könnte, wenn er mal diese App-Idee hat und das dann umsetzen möchte?
Andy Wyss: Einen Tipp habe ich ganz sicher, sobald du einen Idee hast, beginne, es aufzuschreiben. Ich habe letztens, habe ich einer Version von 2017 von meinem ersten Konzept gele- also ist mir wieder auf dem Server in die Hand, virtuell, gefallen. Habe ein bisschen geschmunzelt, weil, da hat sich viel getan. Aufschreiben, wichtig ist aufschreiben. Weil, du hast gute Ideen, schreibe sie dir auf, dann kannst du sie später wieder nehmen und von dort her aufbauen. Und ich habe das tatsächlich schon Anfang 2017 das erste Mal vielleicht gemacht. Dann ist es natürlich so, wenn du den IT-Background hast wie ich, dann weißt du so ein bisschen, dann machst du dir vielleicht so Userstorys und du beginnst mit einem unv. #00:17:50-1# beginnst das mal ein bisschen aufzuzeigen, wie könnte denn so eine App aussehen. Da ich natürlich auch wirklich den programmiertechnischen Hintergrund, also vor 30 Jahren habe ich wirklich auch größere Applikationen selber programmiert.
Klaus Reichert: Du hast mal was Ordentliches gelernt?
Andy Wyss: Ich habe mal was Ordentliches gelernt, das hast du jetzt gesagt, genau. Aber, ja, ich nenne das unv. #00:18:09-3# ich habe mal wirklich solide Skills gehabt, dann denkst du natürlich automatisch auch so ein bisschen in Datenbankmodellen, ah, wie sind die Entitäten, welche Objekte gibt es, wie sind die vereinigt? Das kommt halt, wenn du das schon gemacht hast. Aber wichtig für mich, wichtig ist aufschreiben, aufschreiben, aufschreiben. Weil, wenn du auch deine eigenen Dinge eine Woche später wieder liest, dann denkst du, nee, das passt nicht oder es ist hier nicht logisch. Das ist erstaunlich, wie schlecht ein Konzept ist am Anfang und du es selber merkst. Und dann beginnst du es zu verbessern und neu zu schreiben. Und irgendwann, und das ist dann bei mir so gewesen, brauchst du natürlich den Trigger um zu sagen: „Okay, jetzt gehe ich es wirklich ernsthaft an.“ Und da muss man auch fair sein und realistisch genug, weil, mein Konzept ging auch immer wieder in die Schublade. Ich habe es eben gelesen, geschrieben, gelesen, geschrieben, ist immer gewachsen, wurde immer besser. Und irgendwann habe ich gedacht, das ist gar nicht schlecht, aber ich habe trotzdem keine Zeit gehabt. Und ich habe dann beruflich ein Jahr eine Auszeit gehabt und das war eigentlich der Trigger, wo ich gesagt habe: „Okay, was machst du denn jetzt in dem Jahr?“ Weil, sowas braucht halt schon auch Zeit. Und ich habe mir wirklich überlegt, was macht man in einem Jahr Auszeit? Die einen gehen auf dem Jacobsweg wandern. Das habe ich mir auch ernsthaft überlegt, aber ich bin dann doch eher der Typ, der lieber was Richtiges in die Hand nimmt und was tut. Und da habe ich gesagt: „Nee, das mache ich nicht. Ich nehme jetzt dieses Konzept aus der Schublade und ich mache es jetzt.“ Und programmiertechnisch einfach, das wäre dann vielleicht eine nächste Frage. Nein, die neuen Technologien beherrsche ich nicht mehr. Das heißt, ich kann nur noch Vorgaben geben, weil ich da viel Erfahrung habe. Und ich habe dann mit einer IT-Firma aus Osteuropa, habe ich dann den ersten Prototypen entwickelt. Das alles remote, ich habe die Leute nie gesehen oder so wie wir jetzt über Zoom-Call, das ging auch einigermaßen gut. Und habe mich dann aber im Laufe der Entwicklung entschieden, den Implementierungspartner noch zu wechseln und seit drei Jahren wir mit den ETH Juniors zusammen. Das heißt, das ist die studentische Unternehmensberatung der ETH Zürich, wo ich auch selber mal war, und da programmieren jetzt Masterstudenten oder Doktoranden für mich an dieser App. Das heißt, das gebe ich in Auftrag wie bei einer Firma. Die sind ein bisschen günstiger, weil sie Studenten sind, aber natürlich topp ausgebildet, auf dem neuesten Stand der Technik. Und wenn du dann noch Leute hast mit einem nautischen Hintergrund, die dir entwickeln helfen, dann hilft das nochmal besser.
Klaus Reichert: Und haben einfach ein spannendes Thema, ja, also etwas, was man auch gut vorzeigen kann, als Erfolg im Lebenslauf eben zeigen kann.
Andy Wyss: Genau. Also ich glaube, auch für die Studenten, die hier mitarbeiten, die lernen hier schon auch, wissen, wie kann man agile Software entwickeln. Weil, wir machen das wirklich mit by clock und in einer agilen Vorgehensweise, wie du es heute auch übrigens in der Industrie machst. Und das ist halt so ein tangible, entschuldige den englischen Ausdruck, aber es ist so ein-
Klaus Reichert: Greifbar.
Andy Wyss: Wie sagt man das auf Deutsch? So ein fassbares, es ist ein fassbares Problem. Auch wenn du kein Nautiker bist, kannst du dich dann irgendwann in das Problem eindenken und du verstehst die Problematik und siehst, wie du eine Lösung für das Problem generieren kannst. Und das, glaube ich, ist schon ganz befriedigend auch, um damit zu arbeiten.
Klaus Reichert: Ja, da bin ich voll bei dir. Vor allem, wenn man dann tatsächlich auch sieht, das es von verschiedenen Stellen auf der Welt genutzt wird, wenn die Daten eingehen, wenn man dann sieht, oh, Mensch, Bahamas oder was weiß ich, Santorini. Finde ich persönlich, finde ich auch spannend. Ihr habt ja die App auch in mehreren Sprachen dann schon gebaut. Gibt es da irgendwie eine geographische Grenze, die ihr habt oder ist das weltweit?
Andy Wyss: Nein, das ist weltweit. Ich habe mir natürlich zusammen mit dem Konzept, habe ich mir auch ein Businesscase überlegt, wie kann denn so etwas überhaupt finanzierbar werden? Und so eine App zu entwickeln, das unterschätzt man ja doch auch mal, wenn das eine qualitativ hochstehende App sein soll, geht da doch relativ viel Aufwand und am Schluss auch viel Geld rein. Dann, weil ich selber eben Segler und auch Motorbootfahrer bin, ich kenne ja auch die Preise, jetzt grad so hier in der Schweiz zum Beispiel oder auch am Bodensee, das kostet ein Platz irgendwie 20 Franken. Das sind nicht Beträge, wo du pro Buchung dann irgendwie große Beträge abschöpfen kannst. Das heißt, pro Übernachtung fällt da relativ wenig ab. Und dann habe ich natürlich, wie man es halt macht, mal ein bisschen zu rechnen begonnen, wie viele Häfen gibt es denn so? Wie viele Plätze hat ein Hafen? Wie viele Übernachtungen könnten denn da vielleicht so Zustandekommen, was fällt da ab? Und was brauche ich dann, um das überhaupt betreiben zu können? Und da war mir relativ schnell klar, die Schweiz reicht da nicht. Also die Investitionen, die holst du dann in 20, 30 Jahren raus, wenn du nur die Schweiz hast. Das war nicht die Ambition, da habe ich schon gedacht, es müsste schon vorher vielleicht mal ein Return und ein Invest geben. Und wir haben das ja sehr schlank aufgesetzt, die Firma hat ja keinerlei Angestellte, auch ich selber nicht, ich mache das auch immer noch nebenberuflich, weil, sonst ist das gar nicht finanzierbar. Ich wundere mich immer, wie das andere App-Anbieter machen, die hier vielleicht wirklich Angestellte haben, permanente 15 Leute. Das wüsste ich gar nicht, wie finanzieren. Also, deswegen war mir relativ schnell klar, das muss über ein Gebiet von der Schweiz hinausgehen. Das heißt, es war mir klar, die App muss sofort multi-language-fähig sein, also mehrsprachig. Es muss mehrere Währungen abdecken und es muss auch mehrere Zeitzonen abdecken. Weil, bei uns spielt auch die Zeit, das ist dann tief im Detail, aber es ist auch noch wichtig zu wissen, auf welchem Längengrad der Platz beheimatet ist.
Klaus Reichert: Absolut, ja.
Andy Wyss: Und das haben wir schon früh eingebaut, das war eigentlich im Kern. Und was wir jetzt sehen mittlerweile ist, dass sich das auch gelohnt hat, weil, wir kriegen jetzt wirklich gute Traktionen auch im Norden. Das ist jetzt die Ostsee, da beginnt es jetzt grad schön zu wachsen und auch im Süden am Mittelmeer. Und wie du gesagt hast, ich weiß nicht, ob die Bahamas jetzt einfach ein Scherz war von dir, aber wir haben tatsächlich vier Plätze in der Karibik, also das sind Dominikanische Republik, irgendwie Bahamas sein, ich weiß, das sind vier Plätze. Das zeigt aber halt auch dieses Internet-Business, weil, wir machen natürlich vor allem Werbung über social Media. Wir machen das auch auf Englisch und die Reichweite ist dann halt theoretisch unbegrenzt. Da gab es tatsächlich Leute in den USA, obwohl wir da nie irgendwie in einer Zeitschrift inseriert haben oder so proaktiv Werbung gemacht haben, die haben gesagt: „Hej, das ist eine coole Sache also mal“ und haben die Plätze da reingestellt. Fairerweise muss ich sagen, dass die Plätze in der Karibik auch noch nie gebucht wurden, weil wir dort natürlich noch nicht die User-Basis haben, die es dann auch buchen würden, aber es hat mich trotzdem gefreut.
Klaus Reichert: Ja, das ist ja auch so ein Henne-Ei-Problem, ne? Also du brauchst auf der einen Seite die Plätze, die Anbieter, am besten eine ganze Marina, die das schon nutzt und auf der anderen Seite dann die Nutzer, die das nachfragen. Das ist wahrscheinlich etwas, was man dann schon auch Marina für Marina dann angehen muss, ja und vertreiben muss, das kann ich schon verstehen, ja. Ja, da braucht es dann wieder richtig viel Aufwand, das ist dann nicht technisch, aber ist trotzdem am Ende Manpower oder halt vor allem auch Online-Werbung, die man schaltet. Aber das heißt, eingebaut ist von Anfang an, das habt ihr gleich gewusst, ist dieses geographisch Unbegrenzte, Sprache, Zeitzonen, all diese Dinge, an die man so von vorneherein vielleicht gar nicht mal so denken würde, das gehört schon mit dazu zum Konzept, gut.
Andy Wyss: Genau, genau, das war von vorneherein eingebaut aufgrund wirklich auf der Berechnung eine Businesscases, haben wir gesagt: „Das kann nur fliegen, wenn es über die Schweiz hinausgeht“, genau.
Klaus Reichert: Ich habe vorhin die Bahamas erwähnt, ich selbst war da jetzt noch nicht zum segeln, aber es ist ein beliebtes Revier. Also vor allem für Amerikaner ist das ja einfach so ähnlich wie bei uns das Mittelmeer und das ist natürlich auch ein riesen Potenzial, finde ich. Aber da sind wir mal gespannt, wie sich das dann bei euch entwickelt. Im Grunde habt ihr ja damit einen ganz eigenen Weg im E-Commerce, sage ich mal, im Wassersport. Also wenn man so das mal betrachtet, ist eure App ja in gewisser Weise eine Art Schlüssel zur Marina, mit allen Angeboten in diesem Yachthafen. Ja, es ist nicht nur möglich, die Liegeplätze zu teilen, ich kann ja weitere Vorteile vor allem für Hafenmeister, Hafenmeisterinnen erschließen, ich kann die Organisation vereinfachen und so weiter und so weiter, aber ich kann eben auch andere Sachen unterbringen, zum Beispiel eben den Konsum da irgendwie damit regeln, Reservierung im Restaurant machen, Sprit abrechnen und so weiter. Was sind denn da für Funktionen, die ihr aktuell drin habt und was ist so die absehbare Zukunft, was habt ihr denn da geplant in der Richtung?
Andy Wyss: Genau, also auch da haben wir uns relativ schnell oder früh schon Gedanken gemacht, was könnten wir noch für Services da drum herum anbieten? Das eine ist, dass wir die App tatsächlich auch nutzen, um Revierinformationen an die Leute zu übermitteln. Das heißt, wir können direkt auf der Frontseite unserer App, können wir auch standortabhängig Informationen einblenden, dann verlinkt auf eine gewisse Homepage oder auf eine gewisse Internetseite. So haben wir zum Beispiel am Bodensee, also wenn du unsere App im geographischen Gebiet des Bodensees nutzt, wirst du sehen, dass da ein Bodensee-Logo unten erscheint. Und wenn di da draufdrückst, dann kommst du auf eine Seite, wo wir die ganzen Revierinformationen gebündelt haben. Zum Beispiel der Pegelstand ist noch wichtig für den Bodensee, weil der Bodensee ja nicht immer gleich viel Wasser drin hat, ist das noch wichtig. Da hast du einen Link auf die Seenotrettungsdienste und die Rettungsnummern von Seenotrettung am Bodensee. Dort stellen wir auch grad eine Lokrationsermittlung zur Verfügung. Weil, wenn du auf einem kleinen Schiff bist, hast du vielleicht kein GPS an Bord, keinen Plotter, wo du das grad siehst. Das heißt, wenn du bei uns auf die Internetseite gehst, ermittelt es grad deinen Standort aufgrund deiner Mobiltelefondaten. Das heißt, wenn du den Notruf absetzt, weil, das wir die Nummer angeben, ist ja ein kleines Hilfsmittel. Ist zwar auch schon schön, wenn du nur draufdrücken kannst und sie nicht eintippen musst. Aber wichtig ist ja, die absolut wichtigste Information für den Seenotretter ist, wo du bist. Grad auf dem See, wo es halt nicht Straßen angeht und Kreuzungen.
Klaus Reichert: Auf dem Wasser.
Andy Wyss: Ich bin da draußen, genau, ja. So und deswegen haben wir gesagt, das können wir aber schick dort in die Seite einbauen, dann hast du mal mindestens grad deine aktuellen Koordinaten, das ist schon mal gut. Und dann haben wir als Godi noch, weil das viele Bodensee-Segler einfach gerne haben, aber mit unserer App wäre es eigentlich gar nicht mehr nötig, haben wir noch die Hafenmeistertabelle einbaut. Das ist wirklich die Liste aller Häfen am Bodensee mit den Telefonnummern drauf und Meistern. Wobei ja eigentlich diese Liste dann mit unserer App gar nicht mehr benötigt sein sollte, aber wir haben es als Service noch angeboten, genau.
Klaus Reichert: Aber es haben ja auch noch nicht alle Häfen am Bodensee eure App im Einsatz, ne?
Andy Wyss: Nein, genau.
Klaus Reichert: Leider.
Andy Wyss: Wir arbeiten dran, genau, Arbon ist da vorausgegangen auf der Schweizer Seite, da machen wir die ganze Legeplatzverwaltung mit Dauermietern, mit Wartelisten, mit Rechnungsversand und natürlich den Gästeplätzen, die wir vermieten und die Absenzen einsammeln der Leute, die rausfahren. Also Arbon ist komplett auf Boatpark von A bis Z.
Klaus Reichert: Sehr gut! So stelle ich mir das eigentlich auch vor.
Andy Wyss: Die Services ist eben das eine, dass wir Revierinformationen zur Verfügung stellen, abhängig von wo du die App nutzt. Das, glaube ich, ist auch schon ein cleverer Ansatz, weil ich damit halt an der Ostsee was anderes einblenden kann als am Bodensee und am Vierwaldstätter See sieht es doch noch anders aus als dann am Mittelmeer. Das hilft schon mal. Dann haben wir aber auch ein Feature, wo wir Clubinformationen verteilen können. Das heißt, wir können, und das bieten wir den Segelclubs, den Motorbootclubs an, die haben ja oft auch ein Problem, dass sie ihre Mitglieder nicht gut genug an ihre Vereinsbasis binden können. Und da haben wir auch so ein Feature eingebaut, dass wir abhängig vom User, können wir die Clubzugehörigkeit eingeben und dann kommt das Clubsymbol auch auf der Frontseite, das gibt da noch so ein bisschen einen personalisierten Touch. Weil, die Leute haben immer Freude, wenn sie ihren Clubstand da oben dran sehen. Also die App sieht dann auch nicht für jeden gleich aus. Und natürlich kannst du dort auch dann wieder mit einem Klick, kommst du direkt auf die Homepage von deinem Club, wo dann die ganzen Clubinformationen hier übermittelt werden.
Klaus Reichert: Ja, schlau.
Andy Wyss: Das ist noch ein Teil. Und der dritte Teil, das ist der, auf den du wahrscheinlich ursprünglich mal hingehen wolltest, natürlich können wir für jeden Standort, wo du einen Hafen reservierst, auch Serviceangebote hinterlegen. Das heißt, wenn du einen Platz in Antratx reservierst, in Mallorca, dann gebe ich dir mit, was denn da für Sehenswürdigkeiten oder Point of Interest sind, in Antratx, und du kriegst halt nur die, die dann in Antratx von Wichtigkeit sind. Und wenn du am nächsten Tag in Palma de Mallorca anlegst, dann geben wir dir dort die Tipps. Obwohl, dort solltest du keine Probleme haben, Unterhaltungsmöglichkeiten zu finden. Aber wenn du als Revierfremder und ich selber, ich habe kein Boot, ich bin ein Charterer, ich gehe immer gerne in neue Reviere, da bist du aber immer ein Neuling. Das heißt, du hast, wenn du dich nicht sehr intensiv vorgängig vor dem Urlaub über die Region informierst, dann weißt du vielleicht jetzt nicht grad, was du hier im Hafen nicht verpassen solltest. Also miete dir ein Elektrofahrrad und mache diese Tour oder mache diese Wanderung oder schau in dieses Museum rein oder gehe auf diese Weindegustation oder hol dir die Oliven von dem Bauern, weil die sind sensationell. So, das möchten wir rein tun. Und da fordern wir auch unsere Community auf, wenn sie solche Tipps haben, sollen sie die uns schicken, damit wir die schön geographisch spezifisch hinterlegen können.
Klaus Reichert: Ja, da kann man sich ja wirklich noch vorstellen, ja. Also das heißt, dieses E-Bike, dass du angesprochen hast, da kann ich sehen, dass es frei ist, ich kann es gleich buchen, ja oder reservieren. Ich kann es darüber gleich bezahlen, das wäre ja auch denkbar.
Andy Wyss: Genau.
Klaus Reichert: Das Gleiche auch, das Restaurant, dass ich da empfohlen bekomme, dass ich dann eben buchen kann. Aber auch so Sachen wie den Strom zum Beispiel bezahlen, das Wasser, das ich brauche, irgendwelchen Zugang zu Duschen vielleicht darüber. Es ist ja im Grunde geschickt gemacht, es ist am Ende ein Schlüssel zu den Einrichtungen im Hafen.
Andy Wyss: Absolut. Jetzt Strom und Wasser laufen bei uns meistens über die Pauschalen, die sind meistens schon inklusive. Aber wir können zum Beispiel irgendwie auch Gästetaxen einkassieren, die sind ja wiederum dann abhängig, wie viel Erwachsene, wie viele Kinder du an Bord hast. Das heißt, das ist dynamisch, je nachdem, zahlt nicht jedes Schiff gleich viel. Das ist auch eine Erleichterung natürlich, das machen wir ja auch. Ist auch am Bodensee übrigens ein Thema in gewissen Gemeinden. Und was du sagst, was praktisch wirklich überall der Fall ist, sind diese Schlüsselanlagen, Schließanlagen. Das heißt, oft in vielen Häfen sind sogar die Stege abgeschlossen, definitiv die Toilettenanlagen, die Duschen, die Waschmaschinen, what ever und auch da haben wir ein cleveres System, die den Code nur an Mieter übermitteln. Das heißt, das sieht man, wenn du nur mal draufgehst und erst einen Platz kriegst, siehst du das nicht. Das wird nur übermittelt, wenn du auch tatsächlich eine Reservation ausführst, weil, dann werden ja deine Daten dem Hafen übermittelt. Das heißt, der Hafen weiß genau, wem er diese Daten und Informationen gegeben hat, den Zugangscode. Und wir haben jetzt aufgrund der Situation in Arbon, die in der Hochsaison den Code praktisch täglich wechseln, haben wir uns jetzt auch eine geniale Sache überlegt, wie man den Code nochmal ganz Online abrufen kann, dass er genau jetzt der richtige ist. Weil, bisher haben wir den nur zum Zeitpunkt der Reservation mitgegeben, aber wenn du natürlich drei Tage voraus reservierst und die den Code täglich wechseln, dann wirst du nicht glücklich mit unserem Code. Und das haben wir jetzt auch noch verbessert, dass du den Online übermittelt kriegst, der, der dann gültig ist.
Klaus Reichert: Also ihr bleibt dran, ihr schaut, dass ihr das ausbaut, ihr schaut, dass ihr auch auf Anregungen im Grunde reagiert und das mit einbaut. Und das ist jetzt halt Arbon zum Beispiel euer wichtigster Kunde, euer Pilotkunde, mit dem ihr das dann zusammen dann auch entwickelt?
Andy Wyss: Genau, Arbon ist jetzt der Pilotkunde für die allumfassende Liegeplatzverwaltung. Sonst haben wir natürlich andere Pilothäfen gehabt, die uns schon früher unterstützt haben. Aber eins kann ich dir sagen, Klaus, da ist noch lange nicht Ende der Fahnenstange! Und wir haben jetzt erste große Häfen an der Ostsee aufnehmen dürfen. Das gibt immer wieder interessante Gespräche mit diesen Hafenbetreibern und du stößt immer wieder auf Themen, die du noch nicht abgedeckt hast, wo die sagen: „Ja, wir haben aber hier noch ein Thema, wie könnt ihr denn das lösen?“ Und wenn ich das dann von fünf, sechs, sieben Häfen höre, dann merke ich, ah, das ist ein Thema, was man offensichtlich für mehrere Häfen lösen sollte. Und dann überlege ich mir, wie kriegt man das rein, ohne die App zu verkomplizieren? Weil, eines unserer obersten Gebote ist, das Ding muss einfach bleiben. Weil, wir haben schon viel gutes Feedback gehört, das es wirklich sehr einfach und simpel ist zu bedienen. Da muss man den Spagat auch im Griff haben, du kannst nicht alles reinwürgen, sage ich jetzt mal, weil, sonst wird die App nicht mehr intuitiv einfach bedienbar. Und da musst du gut abwägen, was nimmst du rein, was lässt du draußen, sodass es für den Benutzer immer noch ganz einfach ist. Also ich bin schon konfrontiert worden mit komplizierten Preisberechnungen für Plätze mit Länge, Breite, Tiefe, weißt du– nee, nicht Tiefe, aber Länge, Breite, Entschuldigung. Oder damit Rabattstaffeln, wenn du länger als drei Tage, länger als fünf Tage, sage ich: „Ja, das versteht doch auch von euch keiner mehr, das System kannst du ja kaum mehr füttern.“
Klaus Reichert: Vor allem, der Kunde versteht es am Ende ja auch nicht, ne.
Andy Wyss: Eben.
Klaus Reichert: Dem muss man es ja auch noch erklären, das ist ja dann Unsinn.
Andy Wyss: Der sieht aber immer einen anderen Preis und versteht es nicht mehr, genau. Und da komme ich da aber oft auch durch und die sind dann auch bereit, das ein bisschen zu vereinfachen.
Klaus Reichert: Ja, vor allem, wenn man es grad mal anfangen möchte, um zu sehen, wie viel bringt es mir denn jetzt als Hafen, als Hafenmeister? Dann muss es erst mal einfach und schnell gehen, da darf man nicht lange was aufsetzen müssen. Und dann ist auch ein Euro hin und her egal, weil, am Ende kriegst du wahrscheinlich eben doch mehr Plätze gebucht über eure App, wie wenn sie eben nicht hätte.
Andy Wyss: Genau, das ist so. Und zum Zeitaspekt, das ist auch ein Stichwort. Das ist auch witzig, ich habe auch wieder an der Ostsee, hat mir da ein Hafen gesagt: „Hej, Herr Wyss, das ist super, wir sind dabei. Boatpark, Sie können unseren Hafen einrichten, wir machen da mit. Es wäre schön, wenn wir das auf die neue Saison hin ans Laufen kriegten.“ Da habe ich gesagt: „Also ich brauche bis morgenfrüh und dann ist der Hafen drin und ich schicke Ihnen den zu dann und das war es dann eigentlich.“ Und das ist schon auch lustig, ich glaube, ich meine, ich mache IT seit 30, 35, ich habe schon vor 35 Jahren zu programmieren begonnen und da war es ja wirklich auch noch sehr mühsam zu programmieren, wie du ein Programm schreibst. Das ist ja heute auch anders, heute stellst du ja ganze Komponenten zusammen. Aber ich glaube, da gibt es auch Leute, die haben noch so das alte Bild der IT, ein IT-Projekt geht immer ein halbes Jahr, mindestens. Weil, schneller geht einfach nicht, weil, es ist kompliziert, es ist schwierig. Und wenn ich denen sage: „Morgen ist Ihr Hafen drin“, dann habe ich das Gefühl, die glauben mir das gar nicht. Die glauben es erst, wenn ich ihnen dann den Zugang schicke, dann sehen sie, das tatsächlich alle ihre 400 Hafenplätze erfasst sind, die Längen, Breiten, die Positionen, die stimmen, die Tiefgänge stimmen und der Preis ist hinterlegt. Und dann fragen sie mich immer: „Ja, was brauchen Sie denn von mir alles?“ Sage ich: „Nix.“ Dann staunen sie auch, sage ich: „Ihr habt auf eurer Homepage den Hafenplan und ihr habt die Preisliste, viel mehr brauche ich gar nicht. Ich ziehe mir das da runter und Morgen kriegen Sie den Zugang. Und dann zeige ich Ihnen noch, wie es funktioniert, das war es, so einfach ist das.“ Und das ist wirklich erstaunlich, es ist halt einfach auch simpel, wirklich einfach.
Klaus Reichert: Ich finde das einen guten Ansatz und ich würde da jetzt gerne auch hoffen, auf einen nächsten Teil eingehen und zwar, es ist immer wichtig für den Podcast, vom Zuhören ins Machen zu kommen. Und ich würde jetzt gerne nochmal über erste Schritte, erste Überlegungen für andere Unternehmer und Unternehmerinnen denken, die was Vergleichbares vorhanden. Du hast jetzt ein, zwei Sachen schon angesprochen, das Erste ist, natürlich Ideen aufschreiben und sei es noch so rudimentär, einfach mal aufschreiben, einen guten Platz dafür finden. Unterschreibe ich voll, sage ich auch jedem. Dann kommt immer die Frage, wohin damit? Aber das ist natürlich ein ganz anderes Problem. Das Zweite ist, was du grade gesagt hast, du gehst auf Einfachheit. Ja, Einfachheit in der Nutzung, Einfachheit in der Anmutung, dann auch Einfachheit so, dass man es leicht verstehen kann. Was wären denn noch weitere Schritte, weitere Punkte, die du anderen Unternehmern und Unternehmerinnen empfehlen würdest, die so eine Beobachtung machen und dann eben, ich sage mal in Anführungszeichen, eine App dafür machen wollen`?
Andy Wyss: Also mir fallen da noch zwei Punkte spontan ein, mit so vielen Leuten reden wie du kannst. Und das habe ich bis zum Exzess getan, meine Frau kann es bald nicht mehr hören. Sie sagt: „Es dreht sich echt nicht alles immer um Hafenplätze.“ Ich sage: „Ja, aber bei mir grad irgendwie schon“, ja, genau. Also ich habe jetzt in meinem Fall, ich habe mit allen meinen Bootskollegen gesprochen, ob Segler, Motorbootfahrer oder am Meer, Blau Wasser Seglerclub, am See, ob Standup-Padler, ist jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben. Weil, du kriegst nicht von drei Leuten immer die gleiche Antwort, du kriegst immer Facetten und Nuancen ein bisschen anders, was denn wichtig ist, ob sie das nutzen würden? Was müsste denn gegeben sein, das sie es nutzen würden, solche Dinge. Und natürlich auch mit verschiedenen Blickweisen. Also ich war bei zahlreichen Hafenmeistertreffen, ich habe mich mit Hafenverwaltern getroffen, also mehr, die sich kaufmännisch um einen Hafen kümmern, aber auch mit Hafenmeistern, ich war an verschiedenen Treffen eingeladen. Da musst du einfach mit den Leuten, fragen, wie macht ihr es denn heute, damit du mal verstehst, wie das läuft. Okay, was funktioniert, was funktioniert nicht? Was wäre denn besser? Wann würdet ihr so eine App nutzen? Und dann kriegst du irgendwann mal ein Bild zusammen, wo du sagst, okay, da gibt es einen gewissen Nenner. Und ich sage immer, mit so vielen Leuten reden, wie du kannst und dir da am Schluss die eigene Meinung bilden. Also am Schluss musst du halt aus diesen Gesprächen das raus destillieren, was du denkst, okay, was ist jetzt wichtig, wie muss ich das machen? Und das Zweite, und was bei mir wirklich auch ein Trigger war, das erwähne ich auch immer wieder, du musst natürlich den ersten Piloten haben, um es umzusetzen. Ich habe, als ich dann das Konzept so in der Schublade hatte, dass ich wirklich gedacht habe, das könnte jetzt wirklich was sein, das ist, glaube ich, clever, da habe ich gesagt: „Ich mache es aber nur, wenn ich einen Hafen habe, einen, ich brauche nicht zehn oder 20, einen, der sagt, er nimmt es.“ Und das war nicht ganz einfach. Weil, wenn du nur Papier hast, dann sagen die Häfen: „Herr Wyss, kommen Sie wieder, wenn Sie was haben.“ Weil, jau, auf dem Papier. Und dann habe ich am Vierwaldstätter See in Hergiswil, bin ich dann auf Resonanz gestoßen, da hat der Hafenverwalter gesagt: „Genau so was suche ich schon lange. Ich bin dabei, wenn Sie das umsetzen, bin ich Ihr erster Kunde.“ Also natürlich ohne Vertrag, nix, wir haben uns getroffen, das war ein Handshake, er hat gesagt: „Wenn du das machst, was auf dem Papier steht, bin ich dabei.“ Da habe ich gesagt: „So, jetzt und jetzt machen wir es!“
Klaus Reichert: Das war dann auch ein Ansporn, da tatsächlich dann was liefern zu können.
Andy Wyss: Ja. Das war natürlich auch ein Risiko für den Hafen in dem Sinne, kommt das dann ans Fliegen, hat der die Energie, hat er die Ausdauer, um das dann ans Machen zu kriegen. Und natürlich ist die erste Version einer App nicht so ausgereift und fehlerfrei wie sie es heute ist, also da musst du auch gewisse Bereitschaft haben. Aber ich habe dann auch gesagt zu meinem Ansprechpartner dort: „Ich habe jetzt mit vielen Häfen telefoniert und die waren alle so ein bisschen schwierig, aber du springst jetzt hier also schon. Irgendwie bist du nicht wie die anderen.“ Und dann habe ich aber gehört, dass auch eine längere Karriere in der IT hinter sich hatte und deswegen schon ein bisschen IT-affin war und gesagt hat, genau das denkt er auch, hier liegt viel Potenzial brach und deswegen war da auch der Hype, ja, wahrscheinlich neun Monate zu warten oder ich weiß gar nicht mehr, bis wir dann die erste Version mal hatten. Aber das Schöne war, ich habe ihn auch immer wieder mit einbezogen, wo wir stehen und wie soll es aussehen. Und so wird es halt dann richtig immer besser.
Klaus Reichert: Andy, hast du eine Hilfe für die Zuhörenden, etwas, dass sie mitnehmen können und im Anschluss vielleicht umsetzen können in Bezug auf Boat-App? Hast du vielleicht ein Godi, das du ihnen anbieten kannst, damit sie ihren Liegeplatz einstellen bei Boatpark?
Andy Wyss: Oh ja, klar! Die sollen sich die App runterladen, das ist ja eine kostenlose App, dann sollen sie sich doch registrieren in ihrem unv. #00:43:33-8# mit einem Vermerk, Klaus Reichert würde schon reichen, machen, dann würde ich ihnen ein Startguthaben von 20 Franken oder Euro oder je nachdem, wo dann halt die Person her ist. Es schenkt sich ja mittlerweile auch mehr viel vom Austausch. Würde ich ihnen gutschreiben, damit sie das schon nutzen können für ihre erste Reservation mit Boatpark in der App.
Klaus Reichert: Wunderbar, das ist toll, vielen Dank! Das werden wir in jedem Fall auf der Episodenwebseiet verlinken. Das ist eine Seite, auf der wir weitere Informationen, Links, ein Transkript von unserem Gespräch dann auch zur Verfügung stellen und wo man dann auch eben mithören, nachhören kann. Ich fand unser Gespräch spannend, mir hat das Spaß gemacht zu hören, wie du jetzt als Wassersportler eine Digitalisierungsidee für den Wassersport eben hattest. Eine, die sehr, sehr hilfreich ist, die auf sehr vielen Ebenen einfach das Leben leichter macht, für Entspannung nochmal sorgt, ja.
Andy Wyss: Genau.
Klaus Reichert: Natürlich ist auch Hafenmeisterei ein harter Job, aber ich glaube, auch da ist es ganz gut, wenn man eben Erleichterungen bekommt und vor allem diesen ganzen Papierkram eben nicht mehr hat. Oder auch nicht mehr mit Geld hantieren muss, das finde ich auch ein wichtiger Aspekt.
Andy Wyss: Genau, diese Tätigkeiten werden wir den Hafenmeistern nicht abnehmen können. Da heißt, für gute Seemannschaft sorgen die Schiffe ins Becken legen und die Anlagen unterhalten, das wird immer noch ein physischer Job bleiben bei den Hafenmeistern. Aber administrativ können wir das Leben sicher für viele etwas entspannter gestalten, absolut.
Klaus Reichert: Sehr schön. Andy, vielen Dank, dass du dir heute die Zeit genommen hast. Und, ja, wie heißt es so schön, immer schön Handbreit.
Andy Wyss: Vielen Dank, danke vielmals. Und danke nochmal für die Einladung, Klaus, hat Spaß gemacht.