In der 57. Episode des Smart Innovation Podcast ist Stefanie Jelinek von der Energieberatungsfirma Autensys meine Gesprächspartnerin. Wir unterhalten uns über CO2-neutrale Energieversorgung und Fördermöglichkeiten für Unternehmen.
Auf dem Weg zur Klimaneutralität eines Unternehmens spielt das Thema Energie und Energieversorgung eine große Rolle. Eine ganzheitliche Energieversorgung kann sowohl nachhaltig als auch wirtschaftlich sein, erfordert aber auch die Bereitschaft, das Thema neu zu denken. Im Podcast gehen wir auf einzelne Möglichkeiten ein, wie Unternehmen hier vorgehen können und erläutern Fördermöglichkeiten.
Stefanie Jelinek ist Geschäftsführerin der Energieberatungsfirma Autensys in Karlsruhe.
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in dieser Episode erwähnt
- BAFA Förderung Transformationskonzepte bei Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft
vom Zuhören ins Machen kommen
Wir gehen ab ca. Min. 40 im Podcast auf die zentralen Punkte ein.
Transkript
Das Transkript wurde manuell erstellt.
Klaus Reichert: Innovationen weiterdenken und Zukunft einfach machen. Hallo, Klaus Reichert hier, ich bin unabhängiger Unternehmensberater und Business Coach für Innovation und Business Design. Ich begleite engagierte Unternehmerinnen und Führungskräfte sowie ihre Teams mit Smart Innovation auf dem Weg von der Vision zu enkeltauglichen Leistungen. Meine Mission ist es, Unternehmen und seine Menschen kreativer und innovativer zu machen. Ich arbeite remote von Baden-Württemberg aus. Im Smart Innovation Podcast spreche ich mit engagierten und kreativen Menschen über Innovationen, über Innovationsmanagement, Unternehmertum und Verantwortung, gerade im Kontext des Klimawandels. Zuhörer können bei den Live-Aufnahmen mitmachen und Fragen stellen, so wird Innovation lebendig und leicht umsetzbar. Die Live-Aufnahmen sind mittwochs, Episoden erscheinen montags. Den Link zu Terminen, Newsletter und dem Transkript finden Sie in den Shownotes. Bleiben Sie auf dem Laufenden und folgen Sie der Show, wo immer Sie Ihre Podcasts hören oder auf klausreichert.de/linkedin. Und denken Sie daran, es gibt kein Ende von Innovation, nur Starts.
Klaus Reichert: Meine Gesprächspartnerin heute ist Stefanie Jelinek, sie ist Geschäftsführerin der Energie Beratungsfirma AutenSys in Karlsruhe. Es geht um CO2-neutrale Energieversorgung im Unternehmen. Das ist ein sehr weites Feld und da bin ich auch schon sehr gespannt auf unser Gespräch. Hallo Stephanie, ich freue mich schon auf unser Gespräch,
Stefanie Jelinek: Hallo Klaus, vielen Dank, dass ich heute bei Dir sein da und ja, es ist ein weites Feld.
Klaus Reichert: Ja, das macht es aber natürlich auch noch sehr, sehr spannend. Aber bevor wir hier einsteigen, erklär doch mal bitte, was macht eine Energieberatungsfirma?
Stefanie Jelinek: Bei uns dreht sich alles um das Thema Energie, wir werden immer dann gerufen, wenn es in irgendeiner Form gerade nicht mehr rundläuft. Und das tut es beim Thema Energie gerade an keiner Stelle so gefühlt, wir alle hören das täglich in den Medien, manch einer kannst vielleicht auch von nicht mehr hören. Das ist genau der Grund, warum es uns gibt, entweder habe ich in Energieeffizienzthema oder die Kosten sind zu oder ich möchte mich vielleicht regenerativ versorgen zukünftig, das sind alles Themenbereiche, die wir typischerweise beraten, sowohl für Unternehmen als auch für Gemeinden und Städten.
Klaus Reichert: Ich finde, es ist ein sehr, sehr spannendes Thema. Es ist natürlich auch sehr speziell, das darf man nicht vergessen, aber in sich gibt es natürlich extrem wieder viel, was man ansprechen kann. Deswegen seid ihr ja auch unterschiedlichste Spezialisten und Spezialistinnen bei euch im Unternehmen, und du sagst ja auch, ihr arbeitet, ihr habt einen Fokus, Kommunen und Unternehmen. Sag mal, wir haben gesagt, CO2-neutrale Energieversorgung, minimal neutrale Energieversorgung, also da gibt es ja unterschiedliche Beschreibungen dafür dann auch für das, was wir gerade ansprechen wollen. Warum brauchen wir das überhaupt?
Stefanie Jelinek: Gute Frage und du sagst auch ganz richtig, es gibt da sehr viele Buzzwords, die uns täglich begegnen, CO2-neutral, grün, klimaneutral. Der erste Punkt ist immer zu fragen, was genau ist denn damit gemeint? Und das führt uns in der Regel auch dahin, zu sagen, warum brauchen wir das Ganze? Deutschland, aber auch das Land Baden Württemberg hat sich Klimaneutralitätsziele gesetzt, bis 2040 möchten wir hier im Ländle klimaneutral sein. Und dann entsteht immer genaue die Frage, ja und jetzt, was heißt denn? Und das ist der Punkt, bei dem wir meistens ansetzen und sagen, lass mal gucken, wie wir das definieren. Und für Unternehmen ist es meistens der Punkt, CO2-neutrale, also Treibhausgas-neutrale Versorgung einerseits mit Energie, aber auch ein CO2-neutrales Unternehmen insgesamt zu werden. Das sind noch mal zwei Paar Schuhe, was den Anspruch und Spannungsgrad dieses Ziels auch betrifft. Und deswegen schauen wir in der Regel auf das Thema Klimaneutralität unter dem Aspekt der Energien, Erzeugung, Nutzung und Energiewirtschaft und für alle anderen Themen, die die Klimaneutralität auch erfordert. Also ressourcenschonender Einsatz anderer Stoffe, die beispielsweise in der Produktion verarbeitet werden oder auch Themen, die umfassender für Unternehmen sind, eine vegane Kantine beispielsweise oder Druckerpapier, nachhaltiges Druckerpapier. Das sind Bereiche, die wir typischerweise nicht beraten, wir fokussieren uns auf das Thema Energie, weil das das erfahrungsgemäß einer der größten Hebel ist.
Klaus Reichert: Klar, ich bin bei dir. Ich finde ja auch, es ist einfach Zeit dafür, ja, es ist führt gar kein Weg dran vorbei, da was zu machen. Und als Innovationsberater finde ich es einfach auch eine der größten nicht nur Herausforderung, sondern eine der größten Chancen für Innovation, für neue Produkte und Dienstleistungen, die man dann entsprechend natürlich auch gleich CO2-Klima, wie auch immer man es bezeichnen möchte, dann eben auch dann gestalten kann. Jetzt bedeutet es doch ja auch, dass wir das Thema Energieversorgung in den meisten Fällen anderes denken müssen, neu denken müssen, wir können nicht einfach nur noch davon ausgehen, dass Strom aus der Steckdose kommt, wir müssen viele Themen angehen. Energieeffizienz ist sicher ein Thema, der Bezug von bestimmten Energien, vielleicht selber produzieren und so weiter und so weiter, ist ein breites Thema, also muss viel neu gemacht werden. Das heißt, es braucht auch eine etwas ganzheitlichere Sicht auf das Thema. Kannst du uns da mal vielleicht ein Beispiel nennen, wo du sagst, Mensch, das wird jetzt greifbarer im Unternehmen, wir haben das mal so oder so gemacht?
Stefanie Jelinek: Ja, tatsächlich und die Herausforderung ist in diesem ganzheitlichen Ansatz, also alle Teilaspekte der Energieeffizienz oder Erneuerbare, sind Teillösungen dieses Ansatzes. Und wir haben tatsächlich gerade ein großes produzierendes Unternehmen in der Lebensmittelbranche, also produziert Lebensmittel, was genau, ist noch ein Geheimnis, aber wer haben es alle schon mal gegessen und alle Kinder kennen es.
Klaus Reichert: Mirácoli.
Stefanie Jelinek: Nein! Und ich stehe direkt vor dieser Herausforderung, sie haben eine wahnsinnig energieintensive Produktion, auch das Thema Hygiene ist wahnsinnig energieintensiv, weil sehr viel heißes Wasser gebraucht wird. Und die Herausforderung ist jetzt an zwei Ecken, zum einen ist die Energie im Einsatz zu teuer geworden, Stichwort Gaspreisexplosionen. Was früher, wo viele große Unternehmen profitiert haben von sehr günstigen Preisen, das ist heute eine gänzlich andere Situation und Stichwort Ukraine- Konflikt und der schwierige Bezug von Gas momentan. Das heißt, an der Ecke braucht es eine Lösung für die explodierenden Gaspreise und gleichzeitig braucht es aber auch eine Perspektive, wie werde ich als Unternehmer, als produzierendes Unternehmen tatsächlich auch klimaneutraler? Und da kommt es tatsächlich auf die Endung „er“ an, der Anspruch, klimaneutral zu werden am Ende, der ist hoch. Das ist so ein riesiger Berg, der erst einmal vor einem steht, aber hier möchte man eher mal klimaneutraler werden, also besser als heute, um mal zu sehen, wie man an der Ecke der Wärmeversorgung, klimaneutraler werden soll, kommen kann. Was macht man da? Dieses Unternehmen hat den sensationellen Vorteil, in der Nähe einer Biogasanlage zustehen, Stichworte erneuerbare Energie, die lokal verfügbar ist. Wie es dann auch so ist, als Nachbarn oder quasi Nachbarn kennt man sich dann, sowohl Unternehmen, als auch Biogasanlagenbetreiber und sagt dann, Mensch, gibt es da vielleicht Synergieeffekte und Potenziale, die man nutzen kann? Wie kann das Unternehmen einerseits sich mit grüner Wärme versorgen und andererseits, wie kann auch eine sichere Energieversorgung aus Anlagenbetreibersicht möglich sein? Hier nutzt man einfach die Potenziale, die es vor Ort gibt und betrachtet es mal, auch so Stichwort Regionalität, lokale Nutzung von vorhandenen Ressourcen und letztlich auch, was ein wichtiger Aspekt ist beim Thema Nachhaltigkeit, das ja in die Klimaneutralität reinspielt, ist das Vertrauen und Partnerschaften, lokale Partnerschaften einzugehen. Das heißt, um es kurz zu machen, man schaut, wo stehe ich heute, wo möchte ich hin und welche Möglichkeiten habe ich hier vor Ort, die ich eben nutzen kann, die ich auch relativ gut selbst beeinflussen kann? Und so geht dieses Unternehmen gerade vor.
Klaus Reichert: Jetzt hast du gerade gleich am Anfang was Spannendes gesagt, du hast gesagt, es geht darum, mit dem „er“ hinten dran etwas zu machen, also nicht erst mal von heute auf morgen zum Beispiel CO2-neutral zu sein, sondern neutraler. Das heißt also, du sagst einfach, hej, wir haben eine riesen Aufgabe vor uns, wir müssen es Schritt für Schritt machen und dann aber kontinuierlich daran arbeiten.
Stefanie Jelinek: Ganz genau. Und, also einerseits steckt dahinter auch so ein bisschen dass mein persönliches Motto, done is better than perfect, also leg mal los, geh es pragmatisch an, aber gleichzeitig auch bitte Vorsicht vor allzu hochgesteckten Zielen. Das mussten verschiedene, sehr lautstark schreiende Unternehmen auch in der letzten Zeit schmerzvoll erfahren, was es auslösen kann, wenn man sagt, ich bin klimaneutral und einen zunehmend informiertere Zivilgesellschaft stellt dann fest, nein, bist du nicht, du bist nur gut in der PR oder in im Lautschreien, was man alles Tolles vor hat. Es ist ein zweischneidiges Schwert, man sollte beginnen, man darf beginnen und loslaufen mit den möglichen Maßnahmen, also diejenigen, die man auch selbst als Unternehmen beeinflussen kann. Es steckt ja viel Regulierung und Politik auch hinter dem Thema Klimaneutralität. Und da kann man natürlich auch mal jammern und da sagen, Mensch, wir brauchen noch mehr auch von der politischen Seite her. Man kann aber auch beginnen mit dem, was man eben hat und sich dann eben zum Ziel setzen, erst mal den Status Quo zu verbessern. Natürlich ziele ich auf das große Ziel der Klimaneutralität oder der CO2-neutralen Versorgung. Oder manchmal ist es auch nur das Thema der Einsparung von Energie gegenüber heute, man setzt sich eben einem Prozentwert, 10 Prozent, manche Unternehmen sagen auch gerade 15 Prozent, das ist dann ein großes Ziel. Und dieses „er“ ist einfach wichtig, um zu sagen, wir machen uns auf den Weg, wir kommen irgendwann auch dort an. Es geht auch um eine Nachvollziehbarkeit der Schritte, aber es geht auch darum, dass ich als Unternehmen diesen Weg auch überhaupt beschreiten kann und dabei lernen kann. Es macht ja auch was mit dem Unternehmen, wenn man sich das wirklich als ernstgenommenes Ziel nimmt, zu sagen, ich möchte ein klimaneutraler werden. Da gehört viel Change dazu, da gehört Mut für Neues dazu. Es gibt auch keine einfachen Lösungen in der Regel, es ist nicht die eine Maßnahme, die mich klimaneutral werden lässt als Unternehmen, es ist eine Vielzahl von Maßnahmen, die blöderweise auch noch voneinander abhängen, die manchmal auch mit Investitionen und vielleicht sogar auch mit organisationalen Veränderungen verbunden sind.
Klaus Reichert: Das finde ich jetzt aber noch einen spannenden Teil. Das bringt mich zur nächsten Frage, welche Bereitschaft braucht es denn zu diesem Thema, zu dem Einstieg in dieses Thema, zu diesem, auch kontinuierlich dran arbeiten auf der Unternehmer- oder Unternehmerinnenseite? Was ist deiner Meinung nach der wichtigste Punkt, den dieser Mensch da von vornherein beachten sollte oder wofür sollte er oder sie offen sein?
Stefanie Jelinek: Ich glaube, das Thema Mindset, ganz eindeutig. Also warum mache ich mich auf den Weg und wie gehe ich den an? Ohne dieses klare Ziel vor Augen, weshalb ich es tue, gerät man schnell in eine Orientierungslosigkeit. Manchmal ist es ein maximaler Druck von Kundenseite oder Stakeholder-Seite, das kann helfen, es kann aber auch lähmen ein stückweit. Also dieser klare Wunsch und damit auch nicht nur Wunsch, sondern das Kommittent im gesamten Unternehmen. Und da muss vor allem die Führungsebene von Anfang an mit an Bord sein, aber auch alle relevanten Bereiche, weil, klimaneutral wird man nicht, in dem nur ein Bereich was anderes tut von heute auf morgen. Wir sprechen über jeden einzelnen Bereich im Unternehmen, von der Beschaffung von Produkten, über Produktion, Verkauf bis hin zur Logistik und alles außen rum, was es so braucht. Es gibt auch in der Buchhaltung Themen, die berücksichtigt werden müssen. Und dieses Mindset, hier zu sagen, ich gehe dieses Thema jetzt an und ich bin mir bewusst, dass das kein Sprint wird. Wir reden nicht von einem 100-Meter-Lauf und möglich den ersten Platz dabei, es geht darum, in den Marathon zu starten. Und das wird ein jahrelanger Weg sein und sich selber als Unternehmer bewusst zu machen und sagen, ja, ich gehe diesen Weg, ich gehe ihn Schritt für Schritt. Ich mache das auch kommunikativ transparent, muss es vielleicht sogar tun, Stichwort Berichterstattung, Nachhaltigkeitsberichtserstattung und ich gebe aber auch Mitarbeitenden, den Kunden die Möglichkeit, das mit zu verfolgen, ohne jetzt gleich zu sagen, ich bin so toll, ich bin in einem Jahr fertig. Also dieses Bewusstsein, Schritt für Schritt vorzugehen, immer mit einem Schuss Pragmatismus, ohne Greenwashing betreiben zu wollen. Aber es geht um die Verbesserung Schritt für Schritt, kontinuierlich. Kontinuierlicher Verbesserungsprozess trifft es eigentlich nach wie vor sehr gut.
Klaus Reichert: Ja, unglaublich, man kommt eigentlich immer wieder auf KVP in irgendeiner Form. Viele Leute gendern erst schon mal, ja, aber das ist das Erstaunliche, irgendwas kontinuierlich machen, jeden Tag ein bisschen was, selbst wenn es kleine Schritte sind, bringt am Ende doch riesen Ergebnisse zum Beispiel nach einem Jahr.
Stefanie Jelinek: Absolut. Und lustig, es war tatsächlich Thema meiner Bachelor-Arbeit vor langer Zeit. Hätte ich auch nicht gedacht, dass die Erkenntnisse von damals jetzt auch helfen, aber eigentlich ist es einfach, ne?
Klaus Reichert: Ja, genau, eigentlich ist es einfach. Jetzt haben wir in unserem Fall ja auch noch den Vorteil, zumindest zum Beispiel in Baden Württemberg, dass wir die Photovoltaik-Pflicht haben. Das heißt also, wenn ein Dach in einem Unternehmen neu gemacht wird oder ein Parkplatz entsteht oder sowas, dann muss ja Photovoltaik installiert werden, ganz, ganz grob gesagt. Das heißt, das hilft uns schon auch so ein bisschen, sowas dann anzugehen, oder?
Stefanie Jelinek: Absolut, also erneuerbare Energien helfen immer. Vielleicht nochmal so die einfachsten Maßnahmen für Unternehmen, sich CO2-neutral zu versorgen, ist Ökostrom beziehen. Das ist so der einfachste und schnellst möglichste Hebel und das ist schon mal ganz gut. Der zweite größtmögliche Hebel ist eben die Energieversorgung zusätzlich, also da reden wir nicht nur von Strom, sondern möglicherweise auch von Wärme und Kälte, zusätzlich erneuerbar zum machen. Und manche Unternehmen sagen bereits jetzt, Bezug von Ökostrom machen wir sowieso schon, wir wollen noch mehr, wir wollen noch mehr CO2 entlasten für unsere Bilanz, aber der Weg führt dann über das Thema Erneuerbare. Und die PV-Pflicht In Baden Württemberg ist da ideal geeignet. Manchmal auch lästig, ja, hören wir auch immer wieder, jetzt muss ich mein Hallendach sanieren, Produktionshallendach, jetzt muss da PV drauf, oh mein Gott. Ist erst mal ein Invest, ganz klar, muss man sich auch leisten können zu dem Zeitpunkt und das ist in der jetzigen Situation nicht einfach für viele Unternehmen. Aber, es ist eine der (unv.) #00:15:52-1# Technologien, Photovoltaik, mit dem größtmöglichen Hebeln. Es kann dir fast jeder Solarteur aufs Dach bauen, du hast eine Anlage, die steht dann da im besten Fall 30 Jahre lang, amortisiert sich mittlerweile extrem schnell, wenn ich den Strom selbst nutze, extremst schnell, da erleben wir auch deutlich fallende Werte und gleichzeitig habe ich eine Planbarkeit in den Energiekosten. Ich weiß ganz genau, was mich die Energie, die diese Anlage erzeugt, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten kosten wird.
Klaus Reichert: Vor allem, wenn ich das noch weiterspinnen kann und zum Beispiel meinen Fuhrpark auf Elektro-Lkw, Lieferwagen auf Elektrofahrzeuge umstellen kann.
Stefanie Jelinek: Absolut. Und viele Unternehmer beginnen wir jetzt auch, ihren Parkplatz zu überdachen, da wo es möglich ist, um noch mehr Photovoltaik an den Standort zu bekommen.
Klaus Reichert: Also das ist schon auch ein Thema, mit dem ihr dann immer wieder konfrontiert seid. Klar, Pflicht ist manchmal lästig, aber auf der anderen Seite ist es natürlich so ein kleines bisschen so dieses drücken, mach doch mal, so dieses, was ihr als eine der frühen Maßnahmen eben dann empfehlt.
Stefanie Jelinek: Absolut und da erleben wir auch eine ganz große Bereitschaft. Also an der Technologie ist gefühlt so ein Haken dran, man stellt sie nicht mehr infrage, sie ist niederschwellig, sie ist relativ günstig. Es gibt genügend, also im Vergleich beispielsweise zu Wind, genügend Firmen, die tatsächlich auch installieren können oder beraten können, betreuen können, die Mechanismen sind deutlich vereinfacht worden, was die Abrechnung dieses erzeugten Stromes betrifft, also da tut sich was. Und das ist tatsächlich auch der richtige Weg, aus meiner Sicht. Bei anderen Technologien sieht das dann schon wieder deutlich anders aus, Stichwort Kleinwind beispielsweise. Da ist in der Regel nicht so einfach, auch wenn das ein sehr guter Weg für einen Unternehmensstandort sein kann, nochmal die Energieerzeugung deutlichst zu erhöhen über Erneuerbaren. Aber dann merkt man, diese Technologie ist noch nicht so niederschwellig, da muss man erst noch überzeugen und diskutieren, da muss man da auch ganz klar Chancen und Risiken noch mal aufzeigen.
Klaus Reichert: Jetzt haben wir von der Photovoltaik-Pflicht in Baden Württemberg und in anderen Bundesländern gesprochen in Deutschland. Gibt es irgendwelche weiteren Maßnahmen, die man vielleicht machen muss, aus deiner Sicht an dieser Stelle, also auch gesetzliche Maßnahmen, ist da vielleicht auch etwas in Vorbereitung, auf was wir uns vorbereiten müssen?
Stefanie Jelinek: Wir erleben es jetzt an unterschiedlichsten Stellen, dass der Gesetzgeber dafür Sorge trägt, dass tatsächlich was passiert im ganzen Energiebereich. Zum Beispiel das Thema Energie-Audits, für viele ist es verpflichtend, für andere freiwillig, es ist nach vor gefördert, aber bislang hat niemand so richtig hingeguckt, ob die Maßnahmen, die daraus abgeleitet werden, so ein Audit macht man ja mit dem Ziel, Energie einzusparen, ob diese Maßnahme, die bereits umgesetzt wurden, da hat sich auch der eine oder andere technische Verantwortliche schwergetan, der die diese Maßnahmen gerne umgesetzt hätte, dafür aber Budget beispielsweise braucht. Und da haben wir häufig erlebt, dass es noch kein scharfes Instrument ist, wie man so schön sagt. Das wird sie ändern, es wird ein größerer Fokus auf das Thema Maßnahmenumsetzung gelegt werden. Wir erleben das auch an anderer Stelle zum Thema Transformationskonzept für Unternehmen, die klimaneutral oder sogar klimaneutral werden wollen.
Klaus Reichert: Ja, okay, gibt es vielleicht etwas, was du dir wünschen würdest, was als Pflichtvorgabe zum Beispiel kommt?
Stefanie Jelinek: Danke, genau, ja, das tue ich tatsächlich. Ich würde mir wünschen, dass das ganze Thema CO2-Bilanzierung verpflichtend wird für Unternehmen, genauso wie für Kommunen und Städte. Für Kommunen und Städte ist man da tatsächlich auch einen Schritt schon weitergegangen, indem man nämlich ein kostenloses Tool vom Land zur Verfügung stellt und sagt, liebe Kommunen, liebe Städte, hier ist das Tool, bitte nutzt es. Ihr braucht Know How, ja, aber prinzipiell kann es relativ leicht bedienbar sein. Und das Ergebnis ist, es gibt eine verbindliche und vergleichbare Bilanzierung für die Kommunen und Städte. Für Unternehmen sieht es leider anders aus, es gibt ganz tolle Software-Lösungen, gar keine Frage, die auch niederschwellig sind, aber es ist noch nicht verpflichtend. Ich kann ein Ziel der Klimaneutralität oder der CO2-neutralen Versorgung aber ja nur dann erreichen, wenn ich meine Absprungbasis, meinen Status Quo kenne, also eine CO2-Bilanz habe möglichst für das Unternehmen, gerne auch für einzelne Produkte. Nur dann weiß ich ja, wie lang dieser Weg in die Klimaneutralität und in die zwei CO2-Neutralität in dem Fall auch ist, nur dann kann ich Maßnahmen erarbeiten, die die CO2-Emissionen tatsächlich reduzieren. Und da würde ich mir wirklich wünschen, dass die CO2-Bilanzierung verpflichtend wird und gerne auch in allen Scopes. Scope eins und zwei sind die direkten Emissionen, Scope drei betrifft die Lieferkette. Und weil du vorhin gefragt hast, was gibt es da an Gesetzgebung, ja, es gilt das Lieferkettengesetz mittlerweile. Und das ist ein Instrument, das noch eine große Wirkung zeigen wird, aus meiner Sicht.
Klaus Reichert: Und du hast es auch erwähnt, dass es da mittlerweile Tools gibt, mit dem man dann an diesen Stellen arbeiten kann, ich brauche trotzdem noch wahrscheinlich an manchen Stellen eine große Datenbasis. Wir haben gewisse Pflichten, wo ja manche auch darüber jammern, dass sie noch mehr Berichtspflichten zum Beispiel haben im Unternehmen. Aber, du siehst eben auch, dass man durch diese Berichtsmöglichkeiten tatsächlich erst überhaupt in die Lage gestellt bekommt, planbar zu sein. Auch ein Preisschild an die Sachen hin zu machen, um zu sehen, womit fangen an, was sind denn die ersten Schritte, um auch das berechnen zu können eben von der finanziellen Seite her.
Stefanie Jelinek: Absolut, absolut. Und das ist ja das ureigenste Unternehmertum, was kann ich tun, um mich im Rahmen der Gesetze, die so mal verschärft werden an der Stelle, optimal zu bewegen? Wie mache ich meine Kunden glücklich am Ende des Tages? Passt da dieses Label CO2-neutrale Versorgung auch drauf? Kann ich das guten Gewissens verantworten, habe ich genau genug hingeguckt? Ist der Mehrwert für die Kunden wirklich da? Wer weiß, vielleicht kann ich darüber sogar höhere Preise erzielen, weil die Qualität dieses Produktes nachgewiesenermaßen steigt.
Klaus Reichert: Und es passt wieder gut in die Lieferkette des anderen rein.
Stefanie Jelinek: Ja, natürlich, absolut. Und über diese gegenseitigen Effekte in den Lieferketten werden wir über die nächsten Jahre hinweg auch große positive entlastende Effekte sehen im CO2-Budget. Und die andere Seite der Medaille ist dann immer die negativen Schlagzeilen, die man so aus der Presse kennt zu Thema Greenwashing, ja, ich glaube, die kennen wir alle und das sollte tatsächlich nicht der Punkt sein.
Klaus Reichert: Ja, da denke ich mir manchmal auch, das ist halt nicht unbedingt Greenwashing, das wird halt dann von Menschen, die sagen, es muss von heute auf morgen sich alles verändern, gerne auch dann angeprangert, wenn jemand einfach mal nur versucht, etwas zu machen und vielleicht ein bisschen holprig damit kommuniziert. Ja, also da wäre ich manchmal so ein bisschen weniger strikt damit, also das würde mir manchmal helfen. Weil, das ist am Ende, ist eine Bestrafung für all die, die tatsächlich versuchen, diese 2 Prozent, 10 Prozent, sonst was irgendwie sich aus dem Kreuz zu leiern, ja, das ist nicht immer einfach.
Stefanie Jelinek: Das ist richtig, das ist richtig. Und deswegen ist dieses, sich auf den Weg machen, es zu tun, gerne auch zu kommunizieren, das ist vielleicht noch nicht der Weisheit letzter Schluss, aber wir stehen hier heute da, wir werden dafür Sorge tragen, dass es noch besser wird, CO2-neutraler wird, das ist der Punkt.
Klaus Reichert: Also das man da transparent ist einfach auch da und vielleicht auf eine ganz andere Art und Weise mal kommuniziert und nicht einfach immer nur Hochglanz macht. Jetzt hast du vorhin was gesagt mit, Kunden glücklich machen, da habt ihr doch eine ganz klasse Möglichkeit beziehungsweise da hat die BAFA eine klasse Möglichkeit eingerichtet, Kunden glücklich zu machen, wir haben über Geld auch gesprochen, das Ganze ist natürlich ein großer Aufwand, da mal zu starten, wir brauchen Konzepte, um da loszulegen. Wie sieht es denn aus mit Förderung zu dem Thema?
Stefanie Jelinek: Sehr gut und ich persönlich bin da sehr glücklich, seit April gibt es eine Fördermöglichkeiten der BAFA und die gilt für Unternehmen, als Unterstützung ist sie gedacht, für die Planung und Umsetzung dieser Transformation in Richtung Klimaneutralität beziehungsweise auch Treibhausgasneutralität, noch mal wichtiger Unterschied. Diese Förderung gilt, und das ist relativ selten bislang der Fall gewesen, nicht nur für Investitionsmaßnahmen, sondern vor allem auch für das Beratungsbudget. Denn halt dieser ganze Transformationsprozess, der viel Change beinhaltet, der ja ein Marathon ist, der muss ja adäquat begleitet sein und in der Regel schaffen es die meisten Unternehmen nicht alleine. Und das bedeutet, es gibt auch ein sehr gut strukturiertes Vorgehen, was dieses Förderprogramm den Unternehmen an die Hand gibt, was auch eingehalten werden muss, aber das aus meiner Sicht genau richtig aufgebaut ist, es geht vor allem um das Thema Strategieentwicklung auch, also wie komme ich denn in die Treibhausgasneutralität? Wie verlinke ich meine vorhandene Unternehmensstrategie mit dem Thema Treibhausgasneutralität? Das sollte immer so der erste Anknüpfungspunkt sein. Bei vielen Unternehmen ist es in Teilen auch schon da oder kann entwickelt werden in diesem Prozess. Und als nächstes ist tatsächlich die Status-Quo-Bestimmung. Wo stehe ich heute, wie viel CO2 emittiere ich in diesen einzelnen Scopes und Richtungen sozusagen? Das heißt, die CO2-Bilanzierung wird gefördert und wird aber auch verlangt in diesem Förderprogramm. Wenn ich meinen Status Quo kenne, wenn ich weiß, wo ich heute stehe, wie viel CO2 ich emittiere, sehe ich ja, wie lang der Weg ist in die Treibhausgasneutralität. Und dann gilt es eben, Maßnahmen abzuleiten, die diesen Weg kleiner werden lassen, die diese Lücke schließen. Diese Maßnahmen umfassen meistens das Thema Energieeffizienz ganz massiv, weil es einfach ein sehr, sehr großer Hebel in der CO2-Bilanzierung ist oder das Thema Energieversorgung mit regenerativen, aber auch viele, viele weitere Themen. Und ja, am Ende des Tages bleibt wahrscheinlich auch ein Betrag X übrig, der nicht mehr reduziert werden kann, der dann kompensiert werden muss. Aber das sollte immer der letzte Schritt sein und das kompensieren, was ich wirklich nicht vermeiden kann. Diese Maßnahmen, die abgeleitet sind, werden sie auch priorisiert und in eine Art Fahrplan oder Roadmap oder Agenda oder wie man es auch nennen möchte, gepackt, gestückelt, auf einen Zeitrahmen gestreckt, der eben handhabbar und verarbeitbar ist. Und diese Programm mit diesen einzelnen genannt Schritten ist aus meiner Sicht extrem gut aufbereitet, weil das einfach Sicherheit auf dem Weg gibt. Ich muss mir als Unternehmer nicht noch mal erst Gedanken machen, was sind denn die einzelnen Schritte, wie komme ich dahin? Nein, ich hab die biggesst Points schon mal geliefert und kann mir jetzt jemanden suchen, der mich auf dem Weg begleitet. Oder Teile davon natürlich auch selbst übernehmen, vorbereiten und mir nur für Teilleistungen einen Berater an die Hand nehmen.
Klaus Reichert: Ja, ihr seid eines dieser Beratungsbüros, die sowas macht können. Ich finde es eine tolle Sache, wie ich das gehört habe, dass es sowas gibt, ich hab mich sehr darüber gefreut. Dass ist auch ähnlich einem Programm, das für Innovationen eingeführt worden ist, das ich selbst anbiete für die Innovationsberatung und da kann ich auch aus eigener Erfahrung nur sagen, solche Dinge auch mit einem vorgegebenen und, ich sage mal, wissenschaftlich vorbereiteten Vorgehen, sind sehr, sehr hilfreich, eben nicht nur ein Thema zu realisieren, sondern auch quasi den Weg dahin eben zu lernen und zu strukturieren, ja, damit nicht alles zum Beispiel im Chaos eben abläuft. Bei euch würde man dafür, und wir werden den Link dazu in den Shownotes machen, würde man einfach ein erstes Kennenlerngespräch mit euch machen, denke ich.
Stefanie Jelinek: Genau, ganz genau, so starten in der Regel, weil, das Thema ist komplex, es braucht Vertrauen, um den Prozess gemeinsam zu gehen, den Weg gemeinsam zu gehen. Genau, ein erstes Kennenlernen, manchmal schalten wir sogar auch einen gemeinsamen Workshop davor, um die Zielbestimmung nochmal zu ermitteln oder auch mal Teile des Unternehmens mitzunehmen, auch davon zu überzeugen, auch das ist ein beliebter Weg. Wir machen gerade die ersten Erfahrungen und stehen bei den meisten Unternehmen, die wir begleiten dürfen, gerade mitten in der CO2-Bilanzierung.
Klaus Reichert: Klasse. Wir haben als uns über ein sehr theoretisches Thema eigentlich unterhalten, Energie aus physikalischer Sicht ist natürlich ganz was anderes, wie wenn ich selber die Energie einsetzen muss, um irgendwas hochzuheben zum Beispiel und, ja, die Physiker werden jetzt sagen, das war wahrscheinlich Arbeit und, egal, ja, es spielt keine Rolle. Aber warum machst du dieses an sich sehr theoretische und doch auch sehr praktische Thema?
Stefanie Jelinek: Ja, gute Frage. Ganz einfache Antwort, weil ich komplett davon überzeugt bin, dass wir was tun und ändern müssen in der Art, wie wir wirtschaften. Und ich bin nun mal in der Energieversorgung so Job-mäßig großgeworden und dachte mir immer. Mensch, ja, das kann ich und ich mache das gerne. Ich mach das aus Überzeugung, zu beraten, zu begleiten auch auf diesen ganzen Weg in die Klimaneutralität oder CO2-Neutralität. Und ich tue es auch für meine Kinder, die sind noch nicht ganz im Teenageralter, aber fragen mich natürlich auch schon, hier, was tust du denn, was macht ihr denn? Fridays for Future ist noch nicht so ein Thema für sie, da sind sie noch zu jung. Aber diese gesellschaftliche Verantwortung, die ist mir enorm wichtig und Thema Energieversorgung kann ich, kontinuierlichen Verbesserungsprozess kann ich denken, manchmal gelingt es mir auch, alle Menschen da mitzunehmen, da habe ich voll Spaß dran, treibt mich an.
Klaus Reichert: Schön! Stefanie, vielen Dank, dass du dir heute die Zeit genommen hast für unser Gespräch.
Stefanie Jelinek: Ich danke dir, den Klaus, vielen Dank.
Klaus Reichert: Das war der Smart Innovation Podcast. Er wurde mit einem interessierten Publikum live aufgenommen. Vielen Dank fürs Dabeisein und Zuhören. Diese Episode gibt es auch zum Lesen, der direkte Link ist in den Shownotes. Noch kein Abonnent? Die Show ist überall zu finden, wo es Podcast gibt. Weitere Informationen und meine Kontaktdaten sind bei klausreichert.de/podcast, dort gibt es auch eine Übersicht der nächsten Liveaufnahme Termine. Ich bin Klaus Reichert und das war der Smart Innovation Podcast.
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