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Don’t make me think reicht nicht mehr als Design Prinzip

In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich vor allem in der Software- und Internetwelt das Mantra des „Don’t make me think“ verbreitet. Und das ist gut so. Aber es reicht nicht mehr. Wir müssen beginnen, Komplexität anzuerkennen und damit umzugehen.

Das Mantra lautet: mach die Dinge so einfach als möglich. Verwirre nicht mit zu vielen Funktionen und Dingen. Ein Knopf sollte reichen. Fragen sollten bei der Bedienung nicht aufkommen. Und das ist gut. So wurde die zunehmende Flut an Funktionen und Möglichkeiten beherrschbar und selbst sogenannte Expertensysteme einfacher bedienbar (manchmal). Am Ende wurde damit dem Fortschritt Rechnung getragen und Geräte blieben beherrschbar.

Beispiel Entwicklung bei zunehmender Komplexität

Das Beispiel des Telefons zeigt das sehr deutlich: eine Wählscheibe war okay, so lange Telefonnummern kurz waren (lokale Anschlüsse hatten vier Ziffern). Tastentelefone machten das Tippen langer Nummern leichter (Ferngespräche, gerade international, haben viele Ziffern). Mit dem Aufkommen von SMS/Textnachrichten musste diese Ziffern-Tastatur von Handys neue Funktionen übernehmen: das Tippen von Texten. Und schon war „T9“ da und machte das leichter. Die Blackberry mit ihrer hervorragenden Hardware Tastatur zeigten, dass das Schreiben von Texten auch auf kleinen Geräten möglich war und bereiteten den Weg für Smartphones mit ihrer multifunktionalen Software Tastatur.

Zunahme von Funktionen bringt Komplexität

Mit der Zunahme von Funktionen wird aber diese zunehmende Komplexität immer weniger unterdrückbar bzw. vermeidbar. Das führt dann schnell dazu, dass Nutzer sich fragen, ob sie alles richtig machen, nicht mehr damit zu recht kommen, ganz vermeiden, etwas (in seinem vollen Umfang) zu nutzen. Viele Nutzer wollen oder können das Gerät nicht mehr bedienen. Vielfach spielen die verantwortlichen Produktmanager, Designer, Entwickler und Kundenserviceverantwortliche nicht zusammen und lassen ihre Nutzer im Regen stehen. Es fehlen dann selbst die notwendigsten Hilfetexte im Gerät oder auf einer passenden Website. Service Anfragen bleiben nicht gehört, klärende Softwareupdates dauern zu lange: die Basics stehen hinter immer neuen Features zurück.

Doch es ist nicht nur eine zunehmende Anzahl an Funktionen. Wir haben Kunden und Bürger dazu erzogen, Komplexität nicht anzuerkennen. Es ist kein Wunder, dass Tesla Fahrer glauben, ihr Auto fährt selbstständig, wenn Tesla von „Autopilot“ spricht aber lediglich ein Assistenzsystem einbaut. In der Gesellschaft haben wir dasselbe Problem: zunehmende folgen Menschen politisch Populisten mit ihren einfachen „Lösungen“, weil sie nicht verstehen wollen, dass es Situationen gibt, die nicht in 30 Sekunden erklärt und in 5 Min. kostenfrei und ohne Konsequenzen für sie gelöst werden können. Der Schlag eines Schmetterlingsflügels auf der anderen Seite der Erde kann Auswirkungen and ganz anderer Stelle haben. Das ist aber eben nicht kurz erläutert und gelöst. Viele haben sich zu sehr daran gewöhnt, dass ihnen die Verantwortung zur Information, Mitdenken und Umdenken abgenommen wird. Unter anderem, weil es meist bequemer so ist.

Don’t make me think reicht nicht mehr als Design Prinzip

Es reicht nicht mehr, Dinge immer einfacher machen zu wollen, getrieben von einer simplifizierten Weltsicht. Das trifft sowohl auf Tech zu als auch auf Themen der Gesellschaft. Es wird Zeit, dass wir lernen, Komplexität anzuerkennen und Möglichkeiten finden, damit umzugehen. Wir müssen zB verstehen, dass Debatten eine Methode zur Lösung sind und weder zur Selbstdarstellung taugen noch ein Zeichen von Schwäche oder Richtungslosigkeit sind. Denn gerade komplexe Situationen haben keine einfachen Lösungen. Vor allem keine „finalen“ Lösungen.

Erste Entwicklungsschritte

  • „Don’t make me think“ funktioniert nur im Team: zB Produktmanager und Designer und Entwickler und Kundenservice
  • Gesellschaftlich müssen wir lernen, Prozesse agil zu gestalten statt nur einfache Lösungen anzustreben
  • Persönlich heißt es, Eigenverantwortung zu ergreifen, mehr Bereitschaft zur Bildung und Information zu zeigen

Es ist eine große Aufgabe, aber wir brauchen definitiv den individuellen Einsatz, Komplexität anzuerkennen und damit denkend umzugehen. 

Über

Dr. Klaus Reichert

Hallo, Klaus Reichert hier. Ich bin unabhängiger Berater und kreativer Business Coach mit Herzblut für Innovation und begleite Unternehmen mit viel Erfahrung und Kreativität beim Innovationsmanagement und Innovationsstrategie auf dem Weg von der Vision zu enkeltauglichen Leistungen. Mein Standort ist Baden-Württemberg, zwischen Karlsruhe und Bodensee.

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