„Wer hat dich denn auf diese Schnapsidee gebracht?“ Innovatoren haben alle schon diesen Begriff gehört. Häufig ist damit etwas Negatives gemeint. Ein Wörterbuch beschreibt eine Schnapsidee als „unsinniger, seltsamer Einfall; verrückte Idee“. Ein anderes Wörterbuch wird präziser: „umgangssprachlich: Idee, die verrückt klingt oder die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung (vielleicht, aber nicht zwingend unter Einfluss bewusstseinsbeeinflussender Mittel/Drogen wie Alkohol) gut/klug erschien, sich aber später als schlecht/dumm herausstellt“.
Im Zusammenhang mit diesem Text ist mir die folgende Defintion des Wortes Schnapsidee eingefallen (NRW-Kollegen, bitte nicht böse nehmen und unten weiterlesen): „Die Schnapsidee ist eine beliebte rheinländische saisonale Innovationsmethode.“
Jetzt möchte ich auf gar keinen Fall dem übermäßigen Einsatz von Alkohol im Innovationsmanagement das Wort reden. Mir geht es vielmehr um die Bewertung der „verrückten Idee“.
Wie kommt man eigentlich dazu, Ideen als verrückt oder schlecht zu bezeichnen? Okay, so manches Mal ist es offensichtlich. In anderen Fällen scheint es aber nur so zu sein. Das ist gerade dann der Fall, wenn althergebrachte Meinung auf neue Sichtweisen und einen gewandelten Kontext trifft. In solchen Fällen mag es zwar wie eine „Schnapsidee“ klingen, aber nur wenn wir es unter den „alten“ Erfahrungen betrachten und den neuen Kontext ausser acht lassen.
Ich stelle mir gerade vor, dass Martin Cooper, einer der ersten Entwickler des Mobiltelefons bei Motorola, genau dieses Wort von seinen Radio- und Funkkollegen entgegengebracht wurde. Um 1970 herum, wie er zum ersten Mal mit dem Konzept des kleinen tragbaren Mobiltelefons um die Ecke kam. Diese Menschen hatten ihre eigenen Erfahrungen und konnten sich nicht vorstellen, dass darüber hinaus noch viel passieren konnte. Oder dass es „unmöglich“ wäre, ein mobiles Telefonnetz aufzubauen. Oder dass Menschen nicht unterwegs telefonieren wollten – es also keinen Bedarf gab“.
Doch: nach ca. einer Generation hatten die meisten Amerikaner eines in der Tasche. Nur 50 Jahre später, zwei Generationen später, hat statistisch jeder Mensch auf der Erde ein Smartphone in der Tasche – ein Gerät, mit wir alles Mögliche machen können, auch telefonieren.
Was wäre passiert, wenn sich Martin Cooper damals von seinen Kollegen hätte abbringen lassen, die das Mobiltelefon als „Schnapsidee“ bezeichnet hätten?