Smart Innovation Podcast Episode mit Christian Meyer, Geschäftsführer von Lake Fusion Technologies am Bodensee.
Wir unterhalten uns über die Gründung eines Deep-Tech Unternehmens mit Technologien für autonomes Fahren durch erfahrene Experten, allesamt über 50.. Dabei gehen wir sowohl auf die Motivation der Gründer über 50 ein, als auch die Herausforderungen, die sie auf dem Weg vom Startup zum etablierten Unternehmen erlebt haben. Lake Fusion Technologies bringt Sicherheitstechnik aus der Luftfahrt in selbstfahrende Fahrzeuge.
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Podcast Transkript
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Christian Meyer: Das war, glaube ich, auch der richtige Weg, weil das dazu geführt hat, dass man die Firma auch etwas anders aufgesetzt hat als vielleicht ein klassisches Startup, was erst mal einen Prototyp entwickelt oder erst mal eine Technologie zeigt. Wir haben von Anfang an schon auf Prozesse geachtet, wir haben von Anfang an schon die Firma dahingehend vorbereitet, dass Sie auch tatsächlich erwachsen werden kann so und einen Serienvertrag nehmen kann. Es war die richtige, die beste Entscheidung, die wir getroffen haben. Am Anfang hat Sie wehgetan, weil, Sie hat Geld gekostet, Sie hat noch mehr das Thema Überlebensfähigkeit der Firma infrage gestellt. Aber, auf der anderen Seite, durch den Serienvertrag durch ZDF in 2021, den wir nie bekommen hätten, wenn wir die Firma nicht von Anfang an so vorbereitet hätten, muss man sagen, war das die richtige Entscheidung. Aber das sind so Dinge, diese Ungewissheit, die können Sie unternehmerisch nur mit einer 30-prozentigen Entscheidungsbasis entscheiden, 70 % ist Unsicherheit, aber dazu gehört eben auch dann der unternehmerische Mut.
Klaus Reichert: Innovation weiterdenken und Zukunft einfach machen. Hallo! Klaus Reichert hier! Ich bin unabhängiger Unternehmensberater und Business Coach für Innovation und Business Design. Ich begleite engagierte Unternehmer: innen und Führungskräfte sowie ihre Teams mit Smart Innovation auf dem Weg von der Vision zu enkeltauglichen Leistungen. Meine Mission ist es, Unternehmen und seine Menschen kreativer und innovativer zu machen. Ich arbeite remote von Baden-Württemberg aus. Im Smart Innovation Podcast spreche ich mit engagierten und kreativen Menschen über Innovationen, über Innovationsmanagement, Unternehmertum und Verantwortung, gerade im Kontext des Klimawandels. Zuhörer können bei den Liveaufnahmen mitmachen und Fragen stellen, so wird Innovation lebendig und leicht umsetzbar. Die Live-Aufnahmen sind mittwochs, Episoden erscheinen montags. Den Link zu Terminen, Newsletter und dem Transkript finden Sie in den Shownotes. Bleiben Sie auf dem Laufenden und folgen Sie der Show, wo immer Sie Ihre Podcasts hören oder auf klausreichert.de/linkedin. Und denken Sie daran, es gibt kein Ende von Innovation, nur Starts.
Klaus Reichert: Mein Gesprächspartner ist Christian Meyer, Geschäftsführer von LAKE FUSION Technologies in Markdorf am Bodensee. Er hat zusammen mit früheren Kollegen, alle um die 50 Jahre jung damals, das Deep-Tech-Unternehmen gegründet. Mit einer Reihe Mitarbeitenden bauen Sie auf ihrer gesammelten Erfahrungen auf und bauen Technik für sicheres autonomes Fahren. Als erfahrener Mensch mit 50 Jahren ein Unternehmen gründen, hat seine besonderen Herausforderungen, darauf gehen wir heute ein. Hallo Herr Meyer, grüß Gott! Vielen Dank, dass Sie heute mit dabei sind.
Christian Meyer: Ja, schönen guten Tag auch von meiner Seite. Schön, dass ich dabei sein darf.
Klaus Reichert: Herr Meyer, wir haben jetzt ein Riesenthema, gründen mit 50, da kann man wirklich viel mit reinpacken. Sie haben viel erlebt, ich würde gerne mit einem kurzen Rückblick anfangen. Als erfahrener Mensch mit 50 ein Unternehmen gründen, hat so wirklich seine besonderen Herausforderungen. Im Rückblick, was waren denn die wichtigsten, die größten drei Herausforderungen für Sie?
Christian Meyer: Man hat ein Lebensalter erreicht, wo die familiäre Situation gewisse Verbindlichkeiten ja mit sich bringt, die Freiheitsgrade in der Gestaltung seines Risiko, seiner Risikobereitschaft doch tatsächlich gut durchdacht sein müssen und die Fragestellung dann, so einen Schritt zu gehen. Und man muss dazu sagen, dass auch meine Kollegen mit mir zusammen ja eine relativ gesicherte Arbeitnehmerpositionen bei einer Großfirma Airbus hatten und die zu verlassen, um ein Wagnis einzugehen, eine eigene Firma zu gründen, mit allen Risiken, die sich dahinter verbergen, ja, das kostet Überwindung tatsächlich. An der ein oder anderen Stellen müssen Sie auch dann den Schritt gehen, den Mut zur Lücke, sage ich immer so, ja, so sehr, wie es auch klingt, ist es tatsächlich. Alle rationellen Argumente sind auf dem Tisch, aber dann müssen Sie trotzdem diesen Schritt gehen und Sie gehen ein Stück weit Abenteuer, in ein Stück weit Neues.
Klaus Reichert: Wir sollten gleich natürlich auch auf die Gründer und die verschiedenen Motivationen eingehen. Aber erzählen Sie uns doch bitte kurz, was macht denn LAKE FUSION Technologies als Unternehmen?
Christian Meyer: Also die LAKE FUSION Technologies, wie der Name schon sagt, Lake Constance ist hier mit Sitz in Mardorf am Bodensee ansässig und macht Technologie und man nennt das Deep-Tech-Company, Software für autonomes Fahren. Gepaart mit einem Fachwissen von sicherheitsrelevanten Aspekten, die am Ende aller Tage autonomes Fahren dahingehend bringt, dass es auch eine Sicherheit und eine Zulassbarkeit besteht.
Klaus Reichert: Das heißt also das, was Sie da mitbringen, wird dann in einem autonom fahrenden Fahrzeug, ich sage jetzt einfach mal Mercedes oder sonst wo, sorgt dafür, dass dieses Auto dann sicherer fährt ohne Fahrer und im Grunde wahrscheinlich dann auch verhindert, dass überhaupt Unfälle passieren.
Christian Meyer: So soll es sein. Die Schwerpunkt Thematik für die LAKE FUSION ist, wenn man sich die ganze Kette anschaut, ist zunächst einmal die Grundvoraussetzung, dass ich meine Umfelderkennung absichere. Das heißt, ich muss wie als normaler Autofahrer, machen wir den Blick zweimal nach links, um sicher zu sein, dass ich da auch kein Fahrzeug übersehe, wenn ich auf eine Hauptstraße zum Beispiel einbiege, das muss das System auch können. Das System muss also sicher die Objekte und die Verkehrssituation erfassen, damit da überhaupt ein autonom fahrendes Fahren möglich ist. Und da sind wir genau bei dem Wort Sicherheit. Das Wort sicher, ja, die Systeme haben natürlich den Anspruch, dass sie eine größere, eine höhere Sicherheit bieten. Wir als Mensch sind, per Definition, ein Sicherheitsrisiko im Straßenverkehr, denn menschliche Fehler sind tatsächlich menschlich. Und Maschinen sollen diese Fehler natürlich weitestgehend vermeiden und da gibt es Anforderungen, Normen. Und damit die auch erreicht werden, braucht man gewisse Konzepte und man braucht gewisse Software, gewisse Strukturen und Sensorik, die dieses letztendlich dann auch bieten.
Klaus Reichert: Jetzt macht Ihr Unternehmen ja nicht einfach nur irgendeine App oder so, sondern das ist ganz was, ich sage mal in Anführungszeichen, war sehr, sehr Ernsthaftes, da kommt es auf sehr, sehr viele Dinge drauf an. Da ist es wahrscheinlich schon auch ein Vorteil, dass Sie als Gründer, es ist ja auch ein Team, schon ein bisschen erfahrener sind oder hätten Sie auch das mit 20 machen können?
Christian Meyer: Exakt, exakt. Sie sprechen einen Punkt an, das möchte ich dann auch nochmal ein bissen ausführen, weil das Thema Startup und wir sind ja an der Stelle tatsächlich ein Startup gewesen und würden uns vielleicht nach vier Jahren Marktexistenz auch noch ein Stück weit als Startup bezeichnen. Aber ein Startup wird ganz schnell in Verbindung gebracht, das sind junge Leute, das sind unerfahrene Leute, die eine tolle Idee haben, die in den Markt gehen, die dort versuchen, ihre Idee zu platzieren, ihre technischen brillante Lösung vielleicht. Aber in dem Fall, wenn wir um Sicherheit sprechen, dann möchte ich um meine Firma, unsere Firma mehr dahingehend formulieren, dass wir eine Expertenfirma sind. Und tatsächlich ist das einer unserer Schlüsselfaktoren, wir haben eine jahrzehntelange Erfahrung in der Luftfahrt, was das Thema. Software-Verarbeitung und Sensorik im Bereich von Laserscanner angeht, die eben auch zur Sicherheitssteigerung im Flugbetrieb dient. Und diese Erfahrung ist essenziell, die müssen Sie mitbringen, ansonsten, wie Sie schon gesagt haben, wir machen nicht irgendeine App, sondern wir machen Software, wir machen Systemkonzepte, die am Ende aller Tage eine sehr hohe Ausfallwahrscheinlichkeit oder einen sehr hohen Schutz gegen Ausfall haben. Und die müssen erfüllt sein, damit überhaupt auch der Nutzer die Akzeptanz mitbringt, in solche Fahrzeuge einzusteigen, solche Fahrzeuge zu nutzen.
Klaus Reichert: Man darf ja auch nicht vergessen, gerade in der Luftfahrt passieren ja im Grunde pro Kilometer die wenigsten Personenunfälle. Das ist ja eine unwahrscheinliche Leistung, die da durch die Kombination von so vielen verschiedenen Systemen, Regelungen, Ausbildung, Zertifizierung, Weiterbildungen, Kontrollen und so weiter und so weiter, eben dann gewährleistet sind. Und deswegen ist es also ein guter Einstieg, aus der Luftfahrt zu kommen, um dann für den Straßenverkehr etwas zu machen, verstehe ich.
Christian Meyer: Genau, diese Sicherheit, die können Sie auch, vielleicht muss man das mal so rum erklären, die können Sie nicht einfach durch simplen Nachweisführung erreichen, das ist immer eine gepaarte Kombination von einem definierten Prozessablauf, der Ihnen vom Ablauf und von der Entwicklung und einer Umsetzung her, schon einen Rahmen gibt. Das nennt man dann zum Beispiel die funktionale Sicherheit, da gibt es eine Norm in der Luftfahrt, wie aber auch im Automotiv, das ist der eine Schritt. Aber der andere Schritt ist eben genau, dass ich die Ansätze, die sogenannten Corner Case, diese Besonderheiten auch erkenne und dementsprechend in dem System berücksichtige. Das können natürlich auch Wettereinflüsse sein und so weiter. Wenn ich über Sicherheit spreche, dann heißt das nicht unbedingt, dass das System bei jedem Wetter und immer 100 % Performance bringen muss, nein, es muss immer genau wissen, was es tut. Und wenn es erkennt, dass ich im Moment es nicht mehr tun kann, dann muss das Fahrzeug anhalten. So ist es halt und das versteht man unter Sicherheit, also immer in einem gesicherten Modus funktionieren. Da unterscheidet sich so ein System vielleicht auch ein Stück weit von uns Mensch. Wenn wir fahren, wir fahren manchmal ganz unterbewusst, weil wir es schon immer so gemacht haben, in einen Nebelwolke rein und erkennen eigentlich erst viel später, dass ich gar nicht mehr die Sichtweite habe, um vielleicht noch rechtzeitig anzuhalten, falls da jemand auf der Straße ist, den ich dann nicht sehen kann. Das sind alles so Dinge, die wir als Mensch mehr aus der Erfahrung heraus bedienen als in einem tatsächlich gemessenen Abstand. Und so ein System misst praktisch den Abstand zum Objekt und wenn der Abstand meine Bremsleistung und meine Bremsfähigkeit unterschreitet, dann wird das Fahrzeug langsamer bis hin zum Stillstand. Also es folgt einer klaren Regelwerk, was am Ende aller Tage dann eben, so hat es sich in der Luftfahrt ja bewiesen, mehr Sicherheit bietet, eine höhere Sicherheit bietet, als wenn man alles dem Mensch überlässt.
Klaus Reichert: Faszinierend! Also man kennt es ja gerade am Bodensee ist sehr häufig, die Nebelwolken, die Sie gerade erwähnt haben. Gleichzeitig gibt es auch die Leute, die ohne Nebel ihre Nebelscheinwerfer noch anlassen und dafür natürlich für Ärger sorgen. So ein autonom fahrendes Fahrzeug mit einem Lasersystem, das würde ja dadurch gar nicht abgelenkt werden.
Christian Meyer: Exakt, exakt. Sie müssen für die Umfelderkennung, wenn Sie die in diesem Sicherheitslevel erreichen wollen, muss man das Reservoire von Sensortechnologien verwenden. Heute haben Sie im Fahrzeug eine Kamera und Radarsystem, was Ihnen den Abstand zu den bewegten Objekten vor Ihnen gibt, auch die Einparkhilfe als Akustiksensor kann man noch mit dazu zählen. Aber der wirklich neue Sensor, das ist der Laserscanner, ein auf Lichtwellen getrimmter, aktiver Lichtstrahl, den ich aussende, dann messe ich das, was zurückkommt und ich messe damit eine richtige 3D-Tiefenformation und kriege damit noch eine viel genauere Positionierung der Objekte in der Außenwelt geliefert. Und die in Kombination mit den anderen Sensoren ist zwingend notwendig, um eine so hohe Zuverlässigkeit zu generieren, die wir letztendlich wie in der Luftfahrt auch und da nimmt sich wirklich der Luftfahrtstandard nicht viel anderes als das, was man sich als Standard für autonomes Fahren gesetzt hat, zu erfüllen.
Klaus Reichert: Ernsthafte Sachen. Wenn wir uns auf das Gründungsteam zurückkommen, da muss es jetzt ja sehr vielfältig sein, damit man diese breiten Themen abdecken kann. Wie hat sich denn dieses Gründungsteam zusammengesetzt, wer war da mit dabei, welche Hintergründe hatten denn diese Beteiligten?
Christian Meyer: Vielleicht muss man auch mal so ein bisschen ausholen, wie das überhaupt zustande gekommen ist, weil, ich glaube, diese Story ist schon, hat schon eine gewisse Einzigartigkeit. Keiner von uns mit 49 hatte den Gedanken, eine Firma zu gründen und wir hatten also auch nicht die Absicht, dieses Abenteuer langfristig zu planen. Also man ist da tatsächlich mehr durch Umstände, die sich eben einfach ergeben haben, getrieben worden. Das Team an sich kennt sich schon sehr lange, das muss man sagen. Insbesondere ich zum Beispiel mit dem Herrn Wichert, unser Vertriebskollege, Vertriebschef, wir kennen uns schon über Jahrzehnte hinweg, und die die anderen Kollegen, wir haben schon über Jahre hinweg bei der Firma Airbus zusammengearbeitet und kennen uns sehr, sehr intensiv. Und wir kennen vor allen Dingen die Kompetenz von jedem Einzelnen, jeder weiß sich im Team klar zu positionieren, jeder hat eine klare Zuordnung seiner Fähigkeit. Und diese Konstellation des Teams ist eine Sache, die über Jahre hervorragend gewachsen ist. Also die Konstellation der Gründe an sich hat nach meinem Dafürhalten keine bessere Voraussetzung mitbringen können als die, die wir hatten, die wir über Jahre hinweg gearbeitet haben. Dann, muss man sagen, sind Umstände von Umstrukturierungen, von Geschäftsverschiebung, von Grave-out, wir waren damals ein Teil des Grave-out zur Firma Hensoldt bei Airbus, vorgesehen. Und all diese Dinge haben natürlich dafür gesorgt, dass sich die Arbeitsumgebung verändert. Einmal natürlich die Tätigkeit inhaltlich, aber dann eventuell auch Veränderungen der Standorte, all die Dinge haben da eingespielt, wo sich dann diese Gruppe gefunden hat und gesagt hat: „Naja, eigentlich könnten wir ja mal was anderes machen, außer hier bei der Firma.“ Mit dem anderen war aber immer noch nicht die Idee geboren, eine eigene Firma zu gründen. Die haben wir dann tatsächlich erst bekommen, nachdem uns ein amerikanischer Investor übern Weg gelaufen ist, den wir auch nicht als Investor identifiziert haben, das war wirklich ein gewisser Zufall, der da entstanden ist. Und dieser Investor hat gesagt: „Mensch, ihr seid ein tolles Team, warum macht ihr keine eigene Firma? Hier ist meine Visitenkarte, überlegt euch was!“ Und dann war man tatsächlich genau an dem Punkt, wo wir sagen: „Mit 50? Wollen wir das wirklich alle noch tun?“ Und dann haben wir uns hingesetzt und haben gesagt: „Naja, also Automotive, autonomes Fahren“ und zu dem Zeitpunkt, das war 2018, hat man also tatsächlich auch gesehen, dass die Autoindustrie ein riesen Bedarf an unsere Kompetenz hat. Wir hatten dann tatsächlich auch schon einige Gespräche mit namhaften Autoherstellern geführt, wo wir also auch Feedback bekommen haben und gesagt haben: „Ja, genau, das, was wir können, fehlt jetzt gerade in der Autoindustrie.“ So und dann kam die Einschätzung, ja, das könnte tatsächlich klappen, was wir da vorhaben. Dann gab es natürlich auch ein Stück weit finanzielle Unterstützung von unserem Investor, dass man also nicht alles auf sein eigenes Häuschen nehmen muss, sondern eben da auch einen Rahmen schafft, dessen finanzielles Risiko überschaubar macht und auch gangbar macht. Ja und dann blieb zum Schluss natürlich die Entscheidung über, will ich eine Firma, die einen eigentlich einen Job auf Lebenszeit garantieren könnte, will ich die verlassen? Will ich diesen Mut haben, dass eventuell auch nach zwei Jahren die Story einer LAKE FUSION zu Ende gehen könnte, ja, will ich diesen Schritt gehen? Und interessanterweise war bei allen Kollegen und allen Mitgründern dieser Firma tatsächlich die Bereitschaft und die Motivation, etwas Neues in den Markt zu bringen, etwas aufzubauen, etwas zu schaffen, wo man sich auch selber wiederfindet, das war extrem hoch. Und das führte dann dazu, dass auch alle gesagt haben: „Jawohl, wir gehen den Schritt, wir gehen das Risiko. Und wenn es schief geht, dann wird die Welt sich auch weiter drehen.“
Klaus Reichert: Wie hat sich das angefühlt am Tag danach, nach dieser Entscheidung? Haben Sie gut geschlafen, wie haben Sie sich gefühlt am nächsten Tag?
Christian Meyer: Nachdem wir unsere Kündigung abgegeben haben, das war so der wichtige Tag, wo dann auch der Schritt des Wechselns für uns mal gesetzt war, da war für mich jetzt persönlich erst mal ein Stück weit Erleichterung, weil diese Entscheidung, die man natürlich einige Wochen dann da vor sich hatte, die ist gefallen. Und wenn eine Entscheidung gefallen ist, dann hat man zunächst einmal erst mal ein bisschen Ballast verloren. Aber es wurde natürlich schon ersetzt zum Thema, was kommt jetzt und klappt das alles so, kriegen wir das alles hin? Und da ist vielleicht auch ein Stück weit der Unterschied zur etwas jüngeren Generation, die das Risiko vielleicht an der Stelle eher überschaubarer oder nicht so mit begleitend im Kopf haben wie wir. Wir sagen, wir sind natürlich sehr opportunistisch und sagen, wir gehen sehr positiv an diese Thematik ran, wohlwissend aber auch, dass sie Risiken hat. Und diese Risiken, die haben wir von Anfang an immer ein Stück weit mitgeführt und Medikation und Tracing von Risiken von Anfang an mit in unsere Strategie einberufen. Das war, glaube ich, auch der richtige Weg, weil das dazu geführt hat, dass man die Firma auch etwas anders aufgesetzt hat, als vielleicht ein klassische Startup, was erst mal einen Prototyp entwickelt oder erst mal eine Technologie zeigt. Wir haben von Anfang an schon auf Prozesse geachtet, wir haben von Anfang an schon die Firma dahingehend vorbereitet, dass sie auch tatsächlich erwachsen werden kann so und einen Serienvertrag nehmen kann. Das war die richtige, die beste Entscheidung, die wir getroffen haben. Am Anfang hat sie wehgetan, weil, sie hat Geld gekostet, sie hat noch mehr das Thema Überlebensfähigkeit der Firma infrage gestellt. Aber, auf der anderen Seite, durch den Serienvertrag durch ZDF in 2021, den wir nie bekommen hätten, wenn wir die Firma nicht von Anfang an so vorbereitet hätten, muss man sagen, war das die richtige Entscheidung. Aber das sind so Dinge, diese Ungewissheit, die können Sie unternehmerisch nur mit einer 30-prozentigen Entscheidungsbasis entscheiden, 70 Prozent ist Unsicherheit, aber dazu gehört eben auch dann der unternehmerische Mut.
Klaus Reichert: Und natürlich dieses ganze organisatorische Wissen, dass Sie im Laufe ihres Berufslebens im Konzern angesammelt haben. Wo man ja auch nicht vergessen darf, dass es sehr viel, gerade in Großunternehmen, auf der Basis von Prozessen, von Zertifizierungen, von Freigaben und so was funktioniert. Und das ist ja genau das, was dann später beziehungsweise aktuell in Ihrer Branche ja auch von jedem zum Beispiel Automobilhersteller, Zulieferer und sowas gefordert wird, sind Sie XY-zertifiziert? Ja, nein, das ist schon die erste Frage. Wenn man da nein antwortet, dann ist das schon ein Problem. Also das heißt, es ist ein riesen Invest am Anfang gewesen, aber es war für Sie ganz klar, diesen Weg gehen zu müssen und damit zu starten, das verstehe ich sehr gut. Da denkt man als junger Mensch überhaupt nicht dran, glaube ich, an so einen Faktor.
Christian Meyer: Es ist definitiv nachgelagert, weil man immer erst seine Idee und seine Technologie in den Vordergrund bringt, aber man muss im zweiten Schritt ja sehen, dass ich mit diesem Produkt dann auch Geld verdienen will. Und natürlich ist es aber auch völlig legitim, wenn eine Firma sagt, wir sind ein Startup, wir machen keine Prozesse, sondern wir machen tatsächlich diese Prototypen, diese sogenannte Vorentwicklung, wenn man es mal so definieren möchte und verkaufen diese Vorentwicklung einem Kunden, der das dann zur Serie bringt . Auch solche Dinge sind möglich und nicht selten. Wir hatten von Anfang an den Plan, die LAKE FUSION soll ein Unternehmen werden, was Serienprodukte liefert, was auch die Qualität in den Markt bringt. Und wenn Sie über Sicherheit sprechen, dann ist das Thema Qualität nicht weit weg davon. Weil, was haben Sie von einer Sicherheitslösung, die nicht die Qualität bringt, sprich, am Ende aller Tage nicht richtig funktioniert, das können Sie sich nicht leisten. Das war für uns von Anfang an klar.
Klaus Reichert: Vier Jahre ist das Unternehmen jetzt alt, da gab es Höhen und Tiefen, würde ich mal sagen, in der Zeit, Sie sind schon auf das hohe Invest für Prozesse, Zertifizierung, Skalierbarkeit eben auch eingegangen. Jetzt kam doofer Weise auch noch Corona mit ins Spiel, zwei Jahre, das hat Sie wahrscheinlich auch noch getroffen.
Christian Meyer: Ja, also ich kann nur jedem empfehlen, der eine Firma gründen will, sucht durch eine andere Zeit und nicht die Corona-Zeit. Wenn man das immer so vorhersehen könnte. Tatsächlich hat uns das hart getroffen, muss ich sagen. Aber im Nachhinein sind wir nicht unglücklich, weil, wenn Sie gewisse Tal der Tränen durchlaufen und dann hinterher erfolgreich rauskommen, dann sind Sie in der Regel gestärkter am Markt als vielleicht auf einem anderen Weg. Das mag nur ein kleiner Trost sein für die Schmerzen, und das kann ich Ihnen ganz ehrlich sagen, gerade in dem Jahr 2020, wo Corona dann kam. Und auch 2021 hatten wir in der Tat einige Tage, wo, möchte ich sagen, der Auftragseingang und die Auftragsabwicklung versus des Bankkontos eine zeitliche Kritikalität gezeigt hat, wo ist dann teilweise auf Tage drauf ankam, dass Sie letztendlich die Firma dann auch weiter sicher segeln lassen können. Also diese Dinge, muss man ehrlich sagen, haben schon die ein oder andere schlaflose Nacht mit sich gebracht. Aber auf der anderen Seite, wie schon gesagt, Sie kommen doch dann schon gestärkter aus so einer Situation heraus. Und am Ende, muss ich auch sagen, das Glück des Tüchtigen hatte auch ein bisschen nachgeholfen, wir haben also tatsächlich dann 2021, zum Ende des Jahres, dann noch einen weiteren Großkunden gewinnen können, sodass die Firma bereits im zweiten vollen Geschäftsjahr profitabel geworden ist. Und das waren natürlich Dinge, die uns heute sehr stolz machen. Aber ja, wenn es einen anderen Weg gibt, der nicht mit Corona behaftet ist, ich glaube, da tut man sich doch ein bisschen leichter
Klaus Reichert: Dann lieber das andere Corona.
Christian Meyer: Genau.
Klaus Reichert: Das Unternehmen, wie muss ich mir das heute vorstellen, wie groß ist das denn? Was beschäftigt Sie so aktuell am meisten?
Christian Meyer: Es gibt in der Tat mehrere Phasen, wenn Sie das Wachstum, die Roadmap einer solchen Firma wie LAKE FUSION betrachten. Die erste Phase ist natürlich die Gründungsphase, ja, da fängt man an, die Firma aufzubauen. Da ist man in der Regel, wir waren sieben Leute, wie wir gestartet sind, hatten auch schon einen zusätzlichen Mitarbeiter hier aus der Region gewinnen können, also es war nicht nur das Gründerteam, es waren also schon auch Mitarbeiter mit an Bord. Und über die Jahre hinweg haben wir immer mehr und mehr Mitarbeiter aufgebaut, sodass wir heute bei einer stolzen Zahl von 23 Mitarbeitern angekommen sind, die profitabel durch die Welt reisen, sage ich immer so schön an der Stelle. Aber das ist die Phase, dass Sie im Prinzip die Firma jetzt zu einem sogenannten Beruf auf Performance oder Proof of Concept bringen. Es ist ein ganz wichtiger Meilenstein, der da heißt, okay, jetzt ist es soweit, dass die Firma gezeigt hat, dass sie am Markt existent sein kann, dass sie profitabel arbeiten kann. Jetzt können Sie sich entscheiden, ich bleibe dabei und segle jetzt horizontal weiter oder Sie entscheiden sich, dass Sie die Firma auf die nächste Stufe, nämlich auf die Skylab-Stufe bringen. Und die Skylab-Stufe, und in der Phase befinden wir uns gerade, ist genau die, dass man das Geschaffene, das Portfolio, die Technologie, die man hier als IP in der Firma jetzt entwickelt und etabliert hat, dass man die letztendlich jetzt in einen Upskill bringt, entweder auf andere Geschäftszweige erweitert. Und das wird die LAKE FUSION tun, sie wird jetzt wieder ein Stück weit zurück in die Luftfahrt gehen und nicht nur autonomes Fahren am Boden betrachten. Und wenn Sie das tun, dann ist es die nächste spannende Phase, die Firma auf eine andere Ebene zu bringen. Das bringt noch ganz andere Aspekte mit sich, wo Sie in der Struktur der Firma bedenken müssen, bleibt es so, teilen Sie das, machen Sie eine andere Gesellschafterstruktur? Und diese Schritte, das ist im Prinzip eine weitere sehr spannende Phase, die über die erste Phase hinweg jetzt wieder was komplett Neues mit sich bringt und auch uns Gründern und Eigentümern dieser Firma natürlich wieder in ein ganz neues Umfeld bringt, wo wir viel lernen dürfen, hoffentlich genug gute Erfahrungen machen, aber so ein bisschen schlechte Erfahrungen, und da könnte ich vielleicht noch mal den Nachgang zu Corona-Zeit geben. Also einer der schlechten Erfahrungen waren, dass solche Firmen wie wir eben so gut wie kaum eine Chance hatten, an Hilfsprogrammen teilnehmen zu können. Dass wir als Firma, die unter drei Jahre am Markt ist, jegliche Unterstützung von Banken nicht bekommt. Das ist eine Struktur in Deutschland, die ich stark kritisiere. Sie haben da in Ländern wie Amerika ein ganz anderes Spektrum, wie man wie man solche Firmen fördert. Auch das Thema Investment, hatte ich eben schon gesagt, ist eine amerikanische Familie, also die gehen viel optimistischer, die sehen die Chance mehr statt Risiken. Und das ist eine Kultur, die, meine ich, unsere Innovativität, unsere Innovationsmethodiken schon ein Stück weit negativ gestalten. Und diesen Schritt, der war sehr hart damals, das gebe ich zu. Wenn Sie aber erst mal eine gewisse Hürde genommen haben, dann bieten sich eben ganz andere Möglichkeiten, ganz andere Perspektiven. Und da ist LAKE FUSION jetzt gerade unterwegs. Und ist es macht wahnsinnig Spaß, diese Phasen zu durchleben, weil Sie immer wieder neue Dinge lernen, weil Sie immer wieder, möchte ich sagen, tatsächlich auch mal diese schlaflose Nacht haben, aber, eben, das hält vielleicht auch ein Stück weit jung, vielleicht kann man da so sagen.
Klaus Reichert: Also es bleibt spannend und wird nicht langweilig.
Christian Meyer: So ist, glaube ich, die richtige Zusammenfassung, ja. Vielleicht auch das nochmal wichtig, ich möchte es mal so ein bisschen in das Licht rücken, es gibt viele Motivationsfaktoren, solch eine Firma zu gründen. Die einen sagen, ich will reich werden damit, die anderen sagen, ich will unabhängig sein. Bei uns waren es ganz klare Kriterien, wir haben also tatsächlich. In einem Großkonzern erleben müssen, und da spreche ich sicherlich für ganz viele, die in solchen Konzernen arbeiten, das Entscheidungsstrukturen oftmals sehr träge und langfristig sind. Also für eine Beauftragung, für ein Thema, was entschieden werden muss, sind teilweise 25, 30 Unterschriften erforderlich, wo jeder Bereich praktisch was dazu sagen soll, muss. Ich möchte das auch gar nicht in Abrede stellen, aber es ist natürlich ein extrem großes Problem, wenn Sie agil und schnell reagieren wollen. Das ist also bei Großunternehmen grundsätzlich ein riesen Thema. Ein Unternehmen unserer Größe, wo Entscheidungsstrukturen zwischen 2, 3 Leuten existieren, die sind natürlich viel, viel agiler. Und es ist ganz interessant, ein namhafter Tier-1 hat uns mal die Frage gestellt, Sie haben jetzt das und das entwickelt, wie viele 100 Leute beschäftigen Sie denn? Dann haben wir gesagt: „Nee, nee, nee, das ist ein Zehntel davon. Und dann hat er gesagt: „Das glaube ich Ihnen nicht, das geht doch eigentlich gar nicht.“ Und tatsächlich kann ich Ihnen sagen, weil ich auch beide Seiten sehr gut kenne, die Firmenstruktur von Großunternehmen und jetzt auch die Struktur eines kleinen bis mittelständigen Unternehmens, das da eine hohe Effizienzsteigerungen möglich ist und die Agilität, insbesondere was Innovationen angeht, rasanter und viel effizienter und effektiver zu etablieren ist.
Klaus Reichert: Das ist ja auch eine sehr klassische Verteilung, der große Konzerne schafft natürlich auch Neues, schafft Innovationen. Aber er hat vor allem den Vorteil, dass er stabile Verhältnisse schaffen kann, wenn es darum geht, etwas zu eskalieren, auszurollen, am Markt zu etablieren und langfristig anzubieten, gerade auch, wenn sehr, sehr aufwendig, teuer oder sowas ist. Und dann ist es auch ja normal, dass zum Beispiel ein kleineres Unternehmen Technologien dann liefert, die lizenziert, dazu bringt, wie auch immer man dazu kommt, vielleicht auch übernommen wird und so im Grunde auch Win-Win-Situationen entstehen.
Christian Meyer: Exakt. Das ist das Schöne, also Ich habe das auch auf beiden Seiten jetzt sehr positiv aufgenommen. Gut, zu meiner Zeit im Großkonzern kam das so langsam erst hoch. Aber auch die Zusammenarbeit mit kleinen Firmen, insbesondere hier bei der Firma Airbus am Bodensee, die Region an sich ist ja ein Stück weit dafür bekannt, dass es viele kleine Unternehmen hier gibt, Selbstständige, die enorme Kreativität, enorme Innovativität besitzen. Also ich sage immer so schön, hier wohnt eine hohe Dichte an intelligenten Menschen. Und wenn man die natürlich in einem Großkonzern dann nutzen kann und das Thema Serie und nachhaltige Produkte et cetera, eher im Großkonzern behandelt, dann ist das natürlich eine wunderbare komplementäre Ergänzung, die Sie im gesamten Produkt, im Produktmanagement, Produktgestaltung letztendlich zusammenbringen können.
Klaus Reichert: Wir haben jetzt noch eine Frage von der Barbara Schmucker. Und zwar fragt sie, es gibt ja viele Unterstützungs- und Coaching-Programme für Startups, haben Sie trotz Ihrer Vorerfahrungen von solchen Programmen profitiert? Ich nenne jetzt gerade am Bodensee das Startup Netzwerk-Bodensee, die ja sehr, sehr rührig sind. Und die zweite Frage, wäre es Ihrer Ansicht nach gut, wenn es spezielle Coachings für erfahrene Gründer und Gründerinnen gäbe, die eben gründen wollen?
Christian Meyer: Also in der Tat haben wir uns mal einige Programme angeschaut, es wird auch sehr viel angeboten. Auch über die Plattform LinkedIn bekommen wir also täglich sehr viele Angebote, wir unterstützen Sie bei ihrer Sales-Strategie, wir unterstützen, wir coachen Sie hier, wie kriege ich Mitarbeiter effizienter im Unternehmen gestaltet, all diese Dinge. Da haben wir mal Snapshot gemacht, da haben wir uns mal ein paar angehört und haben eigentlich festgestellt, oh ja, okay, was die uns erzählen, das kennen wir aus unserer Erfahrung schon viel besser, weil wir im Prinzip über die Jahre hinweg ja solche Erfahrungen auch selber machen durften. Also meine Verantwortung bei Airbus war auch Personalführung und hatte auch ein großes Team. Und da die Grundzüge eines Teambildungs, die Grundzüge Effizienz, guten Zusammenarbeitens, die Grundzüge, wie mache ich Geschäfte, wo hole ich Verträge her, wie baue ich Kundenkontakte auf et cetera. Da, glaube ich, waren wir in unserer Erfahrung schon sehr weit oder sind sehr weit. Das zeigt auch die Anzahl unserer Kunden. Wenn man heute mal schaut, im vierten Geschäftsjahr haben wir fast alle namhaften OEMs hier in Deutschland und Europa als Kunden gewinnen können. Und da reinzukommen in dieser kurzen Zeit, dazu gehört nicht nur eine gute Idee, sondern auch eine gute Strategie, wie man das macht. Und ich glaube, da können wir schon ganz stolz sein, das haben wir schon recht gut bewältigt. Was ein natürlich wichtiger Faktor ist, aber auch da insbesondere unser Vertriebler, der Herr Wichert, der hat dort ein Netzwerk mitgebracht, weil er selber auch aus dem Maschinenbau kommt, konnten wir da sehr gut eben auf ein Netzwerk zugreifen, was schon existent war. Aber tatsächlich, solche Coachings sehe ich mehr in der Richtung, dass man ein Netzwerk bildet, wo man generell seine Firmenaktivität in der Kommunikation und in der Zusammenarbeit mit anderen Partnern und auch in der Kundengewinnung sehr wohl nutzen kann. Wir selber nutzen mehr so Gremien wie VDA. VDA bietet zum Beispiel sehr viel in Richtung Startups, die haben also seit geraumer Zeit auch einen Bereich, der dort sich ausschließlich um Startups kümmert. So Dinge wie Messeauftritte, die dann vom VDA zum Beispiel organisiert werden und auch von der Cost Base erheblich günstiger sind, als wenn wir jetzt ein Unternehmen wie VW oder so wären, ja, also da könnten Sie sich so einen Messestand eigentlich gar nicht leisten. Während der Verband Deutscher Automobil durchaus dort tolle Angebote macht. Das kann ich nur jedem empfehlen, solchen Verbänden tatsächlich auch beizutreten, auch wenn es gewisse Gebühr kostet, das rechnet sich auf jeden Fall. Natürlich, für junge Unternehmer, die gerade in der hohen Komplexität der Bürokratie in Deutschland und worauf man überall achten muss bei einer Firmensteuerung, das hilft natürlich ungemein. Das haben wir jetzt nicht genutzt, weil wir dort, wie gesagt, ein Netzwerk haben, was diese Kompetenz von Haus aus bei uns schon mit abdeckt. Da, glaube ich, spielt jetzt tatsächlich auch das Alter, die Berufserfahrung und das Netzwerk, was man dahinter hat, eine sehr, sehr große Rolle.
Klaus Reichert: Verstehe ich gut. Und was Sie aber auch geschafft haben, Sie haben sich als Gruppe zusammengefunden mit Menschen, die sich so ergänzen, dass Sie die wichtigen Positionen einfach schon abdecken konnten, Marketing, Geschäftsführung, Technologie aus verschiedenen Ecken, sodass Sie mehr oder weniger einfach mit den Personen, die da waren, schon produktiv loslegen konnten.
Christian Meyer: Exakt, also die Konstellation an sich, insbesondere auch, möchte ich hier erwähnen, unseren Chefentwickler, den Doktor Thomas Münsterer, der eine Schlüsselposition in der technischen Entwicklung und technische Leitung hier im Unternehmen besitzt, diese Konstellation und da man sich kennt und nicht nur von der Kompetenz kennt, sondern auch von der Persönlichkeit kennt und sehr, sehr schätzt. Und das ist eine Basis die, die ich so in keinen meiner Unternehmen, die ich vorher als Arbeitnehmer hatte, kennengelernt habe. Sie haben also 120-prozentiges Vertrauen zueinander, sie wissen sich zu ergänzen. Und selbst, wenn es an der einen oder anderen Stelle mal zu Irritationen kommt, sind die in Sekundenschnelle ausgeräumt, weil sie einfach eine so hohe Wertschätzung zu ihrem Team mitbringen und jeder zu jedem an der Stelle, sodass ich am Ende aller Tage alle neuen Mitarbeiter in die ähnliche Kategorie bringe. Und es gab mal so 1, 2 schöne Aussagen hier von neuen Mitarbeitern, die gesagt haben, das ist ja kein Unternehmen, das ist ja meine Familie. Das ist eine schöne Indikation dafür, was Vertrauen und Wertschätzung zueinander bedeutet. Und ganz ehrlich, ich sage Ihnen aus meiner damaligen Entscheidungsgrundlage, wenn ein Herr Wichert, wenn ein Doktor Thomas Münsterer, aber auch die anderen Kollegen, Herr Doktor Christian Samuelis zum Beispiel, nicht in diesem Gründungsteam dabei gewesen wären, glaube ich, hätte ich mich um Längen schwerer getan, diesen Schritt zu gehen. Also das Vertrauen, das man Mitgründer um sich hat, die die Dinge bewältigen können, die Sie selber nicht können, wo Sie sich nicht in ihrer Qualität und Ihrer Qualifikation sehen, diese Ergänzung und auch diese Wertschätzung gegeneinander, wenn das nicht gewesen wäre, glaube ich, wäre ich vielleicht gar nicht zu diesem Schritt gegangen, also das muss man deutlich sagen.
Klaus Reichert: Danke, das ist ein guter Hinweis. Jetzt haben Sie gesagt, vier Jahre gibt es Sie schon, das ist ein junges Unternehmen, so kann man es fast schon bezeichnen, Sie haben einige Erfolge gefeiert, Sie sind profitabel. Wenn Sie jetzt so auf zum Beispiel die nächsten vier Jahre gucken, wie geht es denn weiter, wie könnte es denn weitergehen?
Christian Meyer: Da hat die LAKE FUSION eine ganz klare Vorstellung, das muss man sagen, wir haben eine Technologie, die Laser-Scanning-Technologie haben wir als, wie sagt man das so schön neudeutsch, als USP besondere Kompetenz in unserem Unternehmen. Wir haben darüber hinaus eine breitbandige Erfahrung, Systeme nicht nur für autonomes Fahren, eben aber auch für die Luftfahrt, aber eben auch zum Beispiel für Produktionsthemen, wo es um Absicherung der Umfelderkennung geht, zu etablieren. Und genau das ist das, was die Firma LAKE FUSION jetzt als Ziel genommen hat, diese Kompetenz, die man im Automotive jetzt nachgewiesen hat, jawohl, das können wir, jawohl, wir können in Serie gehen, das wollen wir jetzt ausweiten auf weitere Businessunits und damit natürlich auch die Firma vergrößern. Und das Ziel der Firma ist, ja, dass sich zum Beispiel die Mitarbeiterzahl in den nächsten Jahren vervielfachen soll und auch andere Bereiche gegründet werden, also andere Location. Und da ist nicht nur Deutschland das Land der Wahl, sondern eben auch Länder außerhalb. Man wird sich mit vielen Partnern zusammentun, um eine weltweite Abdeckung unserer Produkte, unserer Kompetenz eben auch zur Verfügung zu stellen. Ein wichtiger Punkt, den man da natürlich nie vergessen darf, und vielleicht haben wir auch einige Zuhörer, die die LAKE FUSION hier als sehr interessant finden, ist natürlich das Team, die Teams, die man dahinter aufbaut. Denn am Ende aller Tage gestalten Menschen, die sogenannten IPs, es entwickeln Menschen etwas und das Team ist bei uns immer an oberster Stelle gesehen, der Mitarbeiter an sich. Von daher sind wir immer auf der Suche nach tollen Mitarbeitern, die letztendlich Lust haben, in so einem hochagilen Unternehmen, wie wir es sind, eben auch seinen Beitrag zu liefern und sich darin letztendlich auch zu sehen, ich bin Teil eines etwas Neuem geschaffen. Und das sind natürlich Dinge, dieses Thema Ressourcenknappheit, Sie wissen, in Deutschland ist das ein riesen Thema, im Ausland partiell sicherlich auch, aber die LAKE FUSION hat da vor, eben halt einen größeren Schritt zu gehen, eben auch die Möglichkeit zu geben, ein Unternehmen zu sein, was nicht sich nur auf deutsche Mitarbeiter konzentriert eben, sondern sehr international aufgestellt ist. Das sind wir, by the way, heute auch schon, wir haben also sehr viele Mitarbeiter, die, ich sage immer so schön, weltweit Herkunftsländer haben. Und das macht das Ganze auch sehr spannend und aufregend, ja tatsächlich
Klaus Reichert: Ja und das diverse Team ist am Ende natürlich auch innovativer.
Christian Meyer: Absolut.
Klaus Reichert: Wenn wir das jetzt kurz zusammenfassen würden, was wären die drei wichtigsten Tipps aus Ihrer Sicht für das Gründen mit 50? #00:41:22-4#
Christian Meyer: Die erste Frage, die man sich immer wieder stellen muss, bin ich bereit, so ein Abenteuer zu gehen und was sind meine eigenen Motivationsgründe dahinter? Denn ganz klar, am Anfang ist immer alles schwer, die Motivation ist am Anfang natürlich auch immer müssen. Das heißt, man ist auch am stärksten, solche Widerstände zu überwinden, aber es ist immer eine große Herausforderung und es werden Tage kommen, wo man sagt, okay, hm, schaffe ich das überhaupt, habe ich überhaupt eine Überlebensfähigkeit? Also diese Dinge, glaube ich, erlebt fast jeder, der so einen Ansatz macht. Das ist auch vielleicht altersunabhängig, wobei im Alter natürlich die Risikobetrachtung immer tendenziell stärker ausgeprägt ist als nur die Chancenbetrachtung. Also den Mut und auch die Fähigkeit, sich selber dahin, über die normale 8-Stundenarbeitszeit hinweg, eben sich für eine Firma zu begeistern, das ist die Grundvoraussetzung. Tipps im Sinne von Umsetzung, suchen Sie sich auf jeden Fall immer das richtige Team. Weil, eins können Sie sich nicht erlauben, wenn Sie die großen Probleme, die großen Herausforderungen, eine Firma in den Markt zu bringen, bewältigen wollen, wie bei einer Fußballmannschaft, die gerne Weltmeister werden möchte, dann darf eins nicht passieren, dass sich das Team uneinig ist. Also Sie brauchen ein Team, worauf Sie sich 100-prozentig verlassen können. Das ist ein erster wichtiger Tipp, das Team muss passen. Das Zweite, was sehr wichtig ist, ist eben, suchen Sie sich genau für die Dinge, die Sie nicht gut können, wo Sie Lücken haben, suchen Sie sich dort Unterstützung von Profis. Als Beispiel, alle rechtlichen Sachen, alle steuerlichen Sachen, versuchen Sie nicht, an den Stellen groß Geld zu sparen, sondern suchen Sie sich da eher eine kompetente Unterstützung, Steuerbüro, Rechtsanwaltskanzleien et cetera, die Ihnen von Anfang an da die richtige Beratung gibt, denn da können Sie tatsächlich viele Fehler machen, die hinterher doch eine große Wirkung haben. Das wäre der zweite wichtige Tipp. Ja und der dritte ist, haben Sie Ihren Kunden und Ihren Marktzugang immer im Blick. Das heißt, Sie haben eine Idee, Sie schreiben einen Businessplan und wie es immer so schön ist, kaum ist der geschrieben, kaum ist die Idee da, kaum ist die Firma gegründet, stellen wir fest, dass der Markt sich doch total verändert. Da ist mein Tipp, halten Sie ein Stück weit natürlich an Ihrer Grundsubstanz fest, aber seien Sie auch flexibel genug, Ihr Produkt und Ihren Ansatz ein bisschen zu adaptieren. Denn am Ende aller Tage muss Ihr Kunde glücklich sein mit dem, was er von Ihnen kauft, und wenn Ihr Kunde glücklich ist, dann wird das Unternehmen zwangsläufig auch glücklich sein. Also das sind so die, ich sage mal, drei wichtigen Tipps für die Gründung einer Firma. Und natürlich, wenn Sie so ein Alter haben wie wir alle, dann sind familiäre Situationen oftmals, man hat Kinder, man hat vielleicht ein Stück weit Eigenheim, wo man am Ende aller Tage auch noch finanzielle Belastungen hat, die man leisten muss, das müssen Sie natürlich alles mit berücksichtigen. Das heißt, wenn Sie den Schritt gehen, muss auch Ihre ganze Familie ein Stück weit diesen Schritt mit gehen wollen. Wenn Sie das nur alleine tun und die Unterstützung nicht haben, ist das eine zusätzliche Belastung, die Sie eigentlich nicht gebrauchen können in dieser doch sehr spannenden neuen Herausforderung.
Klaus Reichert: Vielen Dank für diese Zusammenfassung. Herr Meyer, was treibt Sie an, das zu tun, was Sie tun und was macht Sie gut dabei?
Christian Meyer: Schöne Frage, sehr schöne Frage. Also für mich die größte Motivation ist, das ich als Personen schon immer eine sehr große Vorliebe habe, Dinge zum Laufen zu bringen, Dinge aufzubauen, auch wenn man nicht immer in der ersten Linie steht. Gut, als Geschäftsführer ist man das natürlich meistens hier, aber am Ende aller Tage freue ich mich über jeden Erfolg, der hier von einem Mitarbeiter gemacht wird und auch, wenn es nur ein Erfolg im Projekt ist. Also Dinge zum Laufen zu bringen, Dinge letztendlich zum Erfolg zu bringen und den Weg dahin auch als wichtiges Element mit zu betrachten, also nicht nur ausschließlich der Erfolg ist wichtig, sondern auch der Weg dorthin. Manchmal sagt man, der Weg ist auch das Ziel, aber an dieser Stelle müssen Sie beides berücksichtigen. Das ist einer meiner größten Motivation, es macht riesig Spaß hier, Entscheidungen zu treffen und diese Entscheidung dann auch in der Konsequenz unmittelbar genießen zu können. Manchmal sind es vielleicht nicht die richtigen gewesen, aber auf der anderen Seite, der Erfolg der Firma spricht, dass man ja nicht alles falsch gemacht hat. Ja, das ist, glaube ich, einer der sehr wichtigen Motivationen, die ich für mich persönlich sehe, ja.
Klaus Reichert: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben und heute im Podcast mit dabei waren.
Christian Meyer: Ich bedanke mich, vielen Dank.
Klaus Reichert: Das war der Smart Innovation Podcast. Er wurde mit einem interessierten Publikum live aufgenommen. Vielen Dank fürs Dabeisein und Zuhören. Diese Episode gibt es auch zum Lesen, der direkte Link ist in den Shownotes. Noch kein Abonnent? Die Show ist überall zu finden, wo es Podcasts gibt. Weitere Informationen und meine Kontaktdaten sind bei klausreichert.de/podcast, dort gibt es auch eine Übersicht der nächsten Liveaufnahme-Termine. Ich bin Klaus Reichert und das war der Smart Innovation Podcast.