Wir senden mit unserer Kaufentscheidung oder auch einer Entscheidung für das Nichtkaufen jedes Mal Signale aus und steuern dadurch die Entwicklung von zukünftigen Produkten und Dienstleistungen sowie Geschäftsmodellen. Langfristig hat das Auswirkungen. Was meine ich damit?
Als Menschen haben wir beim Einkauf im Supermarkt meist die Wahl zwischen mehreren Versionen eines Produktes. ZB können wir wählen zwischen einem Bioapfel vom Bodensee (die regionale Wahl für mich im Südwesten). Alternativ einem nicht-Bio Apfel aus der Region. Oder einem Apfel aus Neuseeland. Mit der Wahl und dem Kauf sende ich nicht nur mein Geld in eine bestimmte Richtung, sondern ich sende auch ein Signal aus. Kaufen wir alle im Südwesten mehr Bio-Äpfel vom Bodensee, werden die Nicht-Bio Betriebe nach und nach auf Bio umstellen.
Es ist sicher nicht immer so einfach, wie ich es hier dargestellt habe. Aber als Innovatoren und Innovatorinnen tun wir gut daran, diese Signale zu beobachten und in unserem Innovationsprozess zu berücksichtigen. Nehmen wir unseren Job wirklich ernst, dann ist das sogar der Ansporn, besser hin zu schauen, kreativ zu werden und gleich „mehr“ zu machen. Um beim einfachen Beispiel zu bleiben: nicht nur den nächsten Bio-Apfel auf den Markt zu bringen, sondern auch wirklich klimaneutral, inkl. Anbau, Verpackung, Logistik. Es muss nicht gleich das volle Programm wie der Eisbecher mit der Sahne, der Schokoladensosse, den Streuseln und der Kirsche oben drauf sein. Aber Schokososse braucht es mindestens. Im übertragenen Sinne. Der Rest kommt dann nach und nach, kontinuierliche Innovation ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf.
Weitere Beispiele? Gerne!
Ein kleines Beispiel: Für mich als selbstständiger Berater macht es einen Unterschied, wenn ich die nachfüllbaren Marker aus Recyclingkunststoff kaufe bei einem Büroartikelversand, der sich auf solche Produkte spezialisiert hat, statt der Einmalstifte. Ob ersterer allerdings die bessere Wahl ist im Vergleich zum Marker mit Metallgehäuse: das ist nach aktuellem Stand nicht einfach zu sagen – mir fehlen die Zahlen dazu.
Ein großes Beispiel: Der Einkauf der OEM wie Volkswagen, Mercedes-Benz etc. sendet ebenfalls Signale. Diese gehen natürlich in die klassischen Richtungen wie Qualität, Liefertreue, Preis. Doch mittlerweile kommen neue Themen dazu: die Bereitschaft der Zulieferer, an Nachhaltigkeitsprogrammen mit zu wirken und neben der finanziell ausgerichteten Bilanz auch eine Klimaschutzbilanz zu machen. Das Signal des Käufers ist eindeutig: macht Euch mit uns auf den Weg.
3 Tipps, um aus Signalen Produktinnovationen zu machen
Entwicklung eigener Produkte beobachten
Dazu gehört für mich in jedem Fall die geschickte Erfassung von Nutzung von Daten rund um unser Produkt, allesamt Dinge, die wir selbst oder in Verbindung mit zB Handelspartnern sowie Kunden und Kundinnen erheben können. Gewinnen Sie aus den Daten Erkenntnisse wie aussagekräftige Kennzahlen und handeln Sie danach.
Märkte beobachten
Ich sage bewußt nicht nur „unseren“ Markt. Auf Wettbewerber muss man schauen, aber nicht fokussiert sein. Es ist fast noch wichtiger, was in anderen Märkten passiert. Und einen breiten Überblick der Trends und neuen Technologien zu haben. Ein Beispiel, um es auf die Spitze zu treiben: was würde entstehen, wenn wir AI-Technologien mit Marmelade aus dem Schwarzwald zusammenbringen?
Kunden aber vor allem Nichtkunden fest einbinden bei der Produktentwicklung
Es gibt in vielen Unternehmen immer noch die Abteilungen, die wissen, was „der Kunde will“ (häufig im Vertrieb), oder was der Kunde braucht (häufig im Engineering). Und das alles, ohne wirklich mit dem Kunden oder der Kundin Kontakt gehabt zu haben. Geschweige denn mit dem Nichtkunden – das ist eine der größten Gruppen, auf die wir eigentlich unsere Innovationstätigkeit ausrichten können.
Bonus: einen intensiven Austausch mit Partnern pflegen
Mit Partnern meine ich Unternehmen, die uns beliefern. Die als Händler oder Servicepartner auftreten. Experten und Expertinnen aus Beratung, Lehre und Forschung. Weitere Know-how- und Technologieträger. Dazu gibt es eine Vielzahl Formate: über Standups, Barcamps, Zoom Events etc.