Mit den zunehmend wahrnehmbaren Folgen des Klimawandels und einem wachsenden Fokus auf Nachhaltigkeit findet Minimalismus Mindset weitere Beachtung. Zumindest ist das meine Hoffnung. Denn es gibt viele gute Gründe für mehr Minimalismus in unserem Denken, Gestalten und Handeln.
Und zwar nicht nur in dem Bereich des Konsums, der Produkte, die wir um uns haben. Als Innovatoren haben wir gerade in den Bereichen des Innovationsmanagements oder Produktentwicklung und Business Design eine große Verantwortung und viele Gestaltungsmöglichkeiten. Denn der Minimalismus in der Innovation geht vor dem Entwurf schon los: die Anforderungen bestimmen das Ergebnis. Und damit auch essentielle Dinge, wie die Menge eingesetzten Materials. Den Energieverbrauch im Lebenszyklus. Sobald diese Anforderungen im Lastenheft/Pflichtenheft sind, ist es zu spät. So ist es für mich nachhaltig, im Innovationsprozess auf das Minimalistische zu zielen.
Minimalismus Beispiele
Wer genau sucht, findet in all dem Produktgeräusch tatsächlich gute Beispiele für Minimalismus. Mir haben die hier ausgewählten Beispiele gefallen, es gibt natürlich noch viel mehr.
John Cage 4’33”
John Cages Stück 4’33 ist einzigartig in der Musikwelt. Ein Klavierstück mit 4 Min. 33 Sek. Stille in drei Sätzen. Eine mutige Idee in einer lauten Welt, eigentlich nicht kopierbar. Hier habe ich Beispiele und Variationen von John Cage 4’33” zusammen getragen.
Japanische Architektur der Edo Zeit, zB Katsura-Villa
Der (optische) Reichtum liegt im Garten, dem Versuch der Gestaltung der unbändigen Natur, und deren Integration in das Innere. Mehr Minimalismus ist fast nicht möglich.
Tadao Ando
Entwürfe des Architekten Tado Ando sind vielfach von einem sehr minimalistischen Mindset geprägt.
5 Facetten des Minimalismus für Innovatoren
Minimalismus ist Reduktion
„reduce, reuse, recycle“ ist ein bekanntes Mantra. Und gerade in der Reduktion liegt eines der größten Potentiale des Minimalismus. Reduzieren ist hier das Ziel und ben kein Nachteil oder Einschränkung. Auch wenn es sich platt anhört: „weniger ist mehr“. Damit einher geht auch ein besseres Aussuchen und häufig eine höhere Qualität auf allen Ebenen.
Minimalismus ist Fokus, nicht leer
Es geht bei einem minimalistischen Ansatz nicht um Leere. Auch wenn viele Bilder, die wir dazu finden, dies suggerieren. Leere als solche ist meines Erachtens kein Wert. Fokus dagegen schon. Fokus auf eine Vision, auf ein Ziel, auf eine Funktion, auf ein Gefühl oder Erlebnis. Es ist damit dann eher ein bewusstes Aussuchen, was man nehmen möchte und kein Weglassen von Möglichkeiten. Auch wenn es sich manchmal anders anfühlen kann.
Minimalismus ist Priorisierung des Inhaltes
Statt sich auf das Äußere zu beschränken, liegt bei Minimalismus die Priorisierung auf dem Inhalt. Auf dem Erlebnis statt auf Materiellem. Auf dem Augenblick statt auf dem Wie. Das Innere zeigt sich dann idealerweise im Äußeren und wirkt darauf ein, so dass das Äußere das Innere widerspiegelt. Für mich wird durch die Vermeidung von Ablenkungen zudem der Wert erhöht.
Minimalismus ist sehr persönlich
Viele Abbildungen, die Minimalismus zeigen sollen, wirken unpersönlich. Doch meines Erachtens ist Minimalismus sehr persönlich. Die Dinge bedeuten den jeweiligen Menschen etwas. Deswegen haben sie diese sorgfältig ausgesucht und platziert. Übertragen auf die Produktentwicklung: zB Features brauchen echte Bedeutung, müssen Wert stiften.
Minimalismus ist ein Prozess
Wie alles Gute, ist Minimalismus ein Weg. Eine Sammlung von vielen meist kleinen und manchen großen Schritten. Und einem bewußten Einstieg, meist nach einem Impuls.
Und so stehen am Anfang folgende Fragen, unabhängig, ob wir am Start eines Innovationsprojektes stehen oder eines persönlichen Weges:
- Was ist essentiell?
- Was ist notwendig?
- Was bringt echten Wert?
Ich wage mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass echten Minimalismus zu erreichen ein langer Entwicklungsweg ist, der Zeit braucht und schwer ist. Das gilt sowohl für materielle Ergebnisse wie Produkte, als auch für Erlebnisse im Leben und Situationen und Prozesse im Unternehmensalltag. Aber viele der einzelnen Schritte auf dem Weg zum Minimalismus Mindset können schon Auswirkungen haben. Sobald man auf sich auf den Weg gemacht hat, zeigen sich schnell erste Ergebnisse.