Die berühmte Berliner Rede zum „Aufbruch ins 21. Jahrhundert“ vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, die sogenannte „Ruck-Rede“ hat immer noch bzw. gewinnt sogar zunehmend Bedeutung. Im Kontext der vielen Herausforderungen, denen wir uns als Gesellschaften stellen müssen, sollte das Credo der Ruck-Rede uns Ansporn sein.
„Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen von liebgewordenen Besitzständen.“ Roman Herzog
Wir
Es ist ja nicht so, dass wir uns um die Auswirkungen – und daraus folgenden Konsequenzen – des Klimawandels kümmern müssen. Es gibt ja noch viele weitere Themen, die unabhängig vom Klimaschutz sind, aber auch menschengemacht sind. Themen – viele sagen auch Krisen, die durch unseren unachtsamen/wenig nachhaltigen und teilweise sehr zerstörerischen Lebensweisen entstanden sind. Der unachtsame Umgang mit Ressourcen zB bringt es mit sich, dass wir dringend Systeme der Kreislaufwirtschaft aufbauen müssen. Anderes Beispiel: der teilweise doch sehr ungehemmte Umgang mit Chemikalien aller Art in der Landwirtschaft macht unsere Böden langfristig kaputt und gefährdet Arten, so dass es dringend neue Ansätze für die Erzeugung von Nahrungsmitteln braucht.
Auch in Deutschland ist nicht mehr für alles Geld einfach „da“ und wir Bürger müssen wieder lernen, dass „der Staat“ wir sind.
Ein schönes Beispiel für einen „Ruck“ ist das Freibad Tannheim im Schwarzwald. Zahlreiche Helferinnen und Helfer betreiben es ehrenamtlich, Träger ist ein Förderverein.
Zusammenfassung der Ruck-Rede von Roman Herzog
Bundespräsident Roman Herzog rief 1997 in seiner Berliner Rede „Aufbruch ins 21. Jahrhundert“ zu einem Mentalitätswandel und tiefgreifenden Reformen in Deutschland auf, um den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen und im internationalen Wettbewerb zu bestehen.
Herzog analysierte schonungslos die „deutsche Krankheit“: Mutlosigkeit, Reformstau, Bürokratismus und mangelnde Zukunftsvisionen. Er verglich die deutsche Situation mit der Dynamik in Asien und den USA und warnte vor dem Verlust wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit.
Der Bundespräsident kritisierte die überzogenen Erwartungen an den Staat, den er als überfordert bezeichnete, und mahnte zu mehr Eigenverantwortung und Gemeinsinn in der Gesellschaft. Er forderte eine offene und ehrliche Debatte über notwendige Reformen und kritisierte die zögerliche Umsetzung längst überfälliger Maßnahmen.
Herzog betonte die Bedeutung von Bildung und lebenslangem Lernen für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands und rief zu mehr Flexibilität und Veränderungsbereitschaft auf. Er plädierte für eine neue Vision einer Gesellschaft der Selbständigkeit, Solidarität und Offenheit.
Wichtigste Punkte der Rede
- Forderung nach einem „Ruck“ durch Deutschland: Überwindung von Besitzstandsdenken und Opferbereitschaft aller gesellschaftlichen Gruppen
- Kritik an Reformstau und Mutlosigkeit: Deutschland müsse sich von überholten Strukturen lösen und neue Wege gehen
- Appell für mehr Eigenverantwortung und Gemeinsinn: Weniger Forderungen an den Staat, mehr Engagement für die Gemeinschaft
- Bildung als Schlüssel zur Zukunft: Lebenslanges Lernen und eine neue Bildungspolitik als zentrale Aufgaben
- Offenheit für neue Technologien: Aktive Gestaltung des technologischen Wandels statt Angst und Verweigerung
- Zuversicht und Glaube an die Zukunft: Deutschland habe das Potenzial, seine Herausforderungen zu meistern und im 21. Jahrhundert erfolgreich zu sein