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Smartphone und iPad IT Recycling als Chance für Startups und KMU

Recycling wird gerne, vor allem von Verbrauchern, als notwendiges Übel betrachtet – das Problem liegt ja schon in der Bezeichnung „Verbraucher“ bzw. „Konsument“. Bei Papier haben wir aber z.B. schon einen hohen Grad der Wiederverwertung, die aus Altpapier entstandenen Produkte sind normalerweise im Markt akzeptiert. Bei Plastik hat sich das Prinzip der noch nicht durchgesetzt, das Problem ist immer noch offen und produziert hochwertige Müllhalden, die fast nur noch durch Verbrennen beseitigt werden können. Vor allem die Sortenvielfalt beim Kunststoffabfall macht Probleme bei der Trennung.

Noch aufwändiger ist das Thema Kreislaufwirtschaft im Bereich der elektronischen Produkte. Das muss nicht gleich ein Computer sein. Schon in einfachen Anwendungen steckt heute eine Menge elektronischer Bauteile teilweise samt Akkus. Beispiele sind Spielzeuge, Fahrradtachos und -lampen, Armbanduhren, Hausgeräte, Waschmaschinen, Fernseher. Diese haben viele hochwertige Bauteile inklusive edler und rarer Metalle verbaut, meist sehr schwer zugänglich und schwer wieder trennbar. In einem Vortrag zu der an der TH Nürnberg habe ich vor einiger Zeit Informationen zum Thema zusammengetragen. Es bleibt sehr schwer, zuversichtlich zu sein, angesichts der aktuellen Recycling Situation von elektronischen Bauteilen und dem starken digitalen Wachstum. Die hohe Geschwindigkeit der Digitalisierung kann m.E. aktuell nicht als nachhaltig bezeichnet werden, findet „digital“ doch erst so langsam seinen Weg in alle Bereiche unseres Arbeitens und Lebens. So richtig deutlich wird das beim Thema Smartphones: 2017 wurden laut Statista weltweit 1,5 Mrd. Geräte verkauft, davon 270 Mio. iPhones. Denkt man daran, dass solche hochwertigen Geräte bei ca. 50% aller deutschen Mobilfunknutzer automatisch alle zwei Jahre ausgetauscht werden, wird deutlich, dass wir hier vor großen Herausforderungen stehen, die Kreislaufwirtschaft vor allem im Elektronikbereich zu etablieren. Ökodesign ist zudem Gebot der Stunde.

Dies bietet Geschäftsmöglichkeiten: Je größer die Herausforderung, desto lohnenswerter die Chance. Das haben einige bereits erkannt, unter anderem Apple, die mit ihren Recycling Roboter Prototypen Liam und Daisy experimentieren. Für alle Hardware Nerds hier ein Video von Apples Daisy:

Auch Foxconn, der taiwainesisch/chinesisch Hersteller vieler Produkte von Apple und anderer Hardware Firmen mit ca. 1 Mio. Mitarbeitenden ist auf den Geschmack gekommen. Ich könnte mir vorstellen, dass dies auf Grund von neuer Gesetzgebung der chinesischen Regierung erfolgt, die das Problem erkannt hat. Wahrscheinlich werden sie auch von Apple und anderen Marken angeregt, das Thema zu lösen. Auf der Suche nach Technologien ist Foxconn auch in Baden-Württemberg fündig geworden und hat sich an der Elektronik Recycling Firma 4Square Return beteiligt. Der Mittelständler aus Holzgerlingen südlich von Stuttgart hat ca. 100 Mitarbeitende. Die Firma hat ihre langjährige Erfahrung genutzt, um ein Elektronik Recycling aufzubauen, aber auch um eine Unternehmensberatung in diesem Bereich zu gründen.

Geschäftsmodelle rund um das Recycling von elektronischen Bauteilen können sich entlang der gesamten Nutzungs- und Verwertungskette z.B. von Smartphones entwickeln. Dabei ist das eigentliche Hands-on-Zerlegen und Zurückführen der Rohstoffe natürlich ein zentraler Bereich. Wichtige Chancen bieten aber auch Logistikdienstleistungen, Finanzierungs- und Mietmodelle, Dienstleistungen vieler Art und natürlich Datenanwendungen, die den Prozess deutlich machen, Daten liefern und helfen, den Nutzungs- und Recyclingprozess zu steuern.

Wahrscheinlich müssen die Herausforderungen im Recycling an die Gesellschaft („Müllberge“) noch weiter steigen, damit das Thema bei uns endlich die Aufmerksamkeit bekommt, die es braucht. Sowohl auf Nutzer Seite, als auch bei den Herstellern und den Gesetzgebern. Denn so, wie wir aktuell das Thema Digitalisierung Nachhaltigkeit angehen, werden wir nicht weit kommen, ein Umdenken ist notwendig. So wird der Megatrend Kreislaufwirtschaft noch etwas brauchen, bis er Fahrt aufnimmt, aber er ist schon am Laufen. Zwischenzeitlich beobachte ich Startups im Recycling Bereich und bin schon gespannt, was Festo und Co an Automatisierung anbieten werden.

Über

Dr. Klaus Reichert

Hallo, Klaus Reichert hier. Ich bin unabhängiger Berater und kreativer Business Coach mit Herzblut für Innovation und begleite Unternehmen mit viel Erfahrung und Kreativität beim Innovationsmanagement und Innovationsstrategie auf dem Weg von der Vision zu enkeltauglichen Leistungen. Mein Standort ist Baden-Württemberg, zwischen Karlsruhe und Bodensee.

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