Kreativität hinterlässt viele Spuren. Unterschwellig steckt sie in allem Neuen. Im Grunde in allem, was wir jemals geschaffen haben. Dazu kommen natürlich noch jede Menge weiterer essentieller Zutaten, die in einem Werk stecken. Die Atelierböden von Künstler und Künstlerinnen sind ein besonderer Raum, haben sie neben ihrer Zweidimensionalität doch die Zeit als dritte Dimension.
Ebenso hinterlässt Kreativität Spuren in den Räumen, in denen Neues entsteht. Diese sind allerdings nicht immer so sichtbar wie auf dem Fussboden der Ateliers von Malern und Malerinnen. Diese Spuren sind nicht das Ziel künstlerischen Handelns, vielmehr die zufällige Mischung aus einer Vielzahl von Arbeiten – über eine lange Zeit hinweg.
„Der Boden ist das Gedächtnis des Ateliers, ein Arbeitstagebuch.“
Xenia Hausner
Ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung von Jonas Natterer und Mareike Niebering (mit Fotos von Erli Grünzweil und Paulina Hildesheim) portraitiert die Fußböden der Ateliers von Daniel Richter, Oda Jaune, Jonathan Meese, Xenia Hausner, Alicja Kwade, Norbert Bisky.
„Auf dem ›Kunst-Boden‹ passiert die Kunst automatisch, wenn man sich ihr nicht in den Weg stellt.“
Jonathan Meese
Die Bilder der Fussböden, die im Artikel gezeigt werden, sind keine Kunstwerke im eigentlichen Sinn. Vielmehr sind sie bewußt gewählte Ausschnitte der zufälligen Ergebnisse des bewußten Entstehungsprozesses anderer Werke. Zufällige Ergebnisse, die jedoch eine Anmutung von Kunst hinterlassen und für sich stehen könnten. Sie sind Layer für Layer entstanden und visualisieren Zeit und Fortschritt von Werken, stehen symbolisch für die auf diesem Boden entstandenen Kunstwerke. Stehen für die Arbeit und die Mühen im Entstehungsprozess sowie die Freude des Schaffenden.
Wer hätte gedacht, dass selbst Spuren von Kreativität so viel enthalten können.
„Ich verbringe die allermeiste Lebenszeit auf diesem Boden, manchmal bis zu 16 Stunden am Tag. Und was hier an Malerei stattfindet, darf sich auch am Boden zeigen.“
Norbert Bisky