Im Smart Innovation Podcast unterhalte ich mich mit Lara Weiblen, Sophie Vollmer und Yvonne Becker, Design Absolventinnen der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd. Wir unterhalten uns über die Verbindung von analogen und digitalen Welten am Beispiel ihrer Arbeit für das Silberwarenmuseum Ott-Pausersche Fabrik.
Hier haben die drei Designerinnen im Team, inspiriert durch das außergewöhnliche Ambiente, das Museumserlebnis behutsam digital erweitert. Die Betreuung erfolgte durch Prof. Michael Schuster und Prof. Dr. Dagmar Rinker der HFG.
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Podcast Transkript
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Yvonne Becker: Das lenkt ja auch so ein bisschen den Fokus in den Raum. Das war ein sehr großer Anspruch, den wir an unser Projekt auch hatten, das natürlich dieses Wirken von diesem Raum, den man hat, dieses nostalgisch schöne charmante Gefühl, wenn man da rein geht, dass das natürlich nicht durch das ganze Digitale zerstört wird. Dass wir da irgendwie eine Kombination, eine Einheit miteinander bilden können und deswegen haben wir immer versucht, wenn möglich, eben den Fokus auf den Raum zu lenken. Und deshalb auch beim Check-in in der Station, dass man da erst mal sich im Raum wieder umschaut, sich bewusst mit der Umgebung befasst und eben auch diese Kleinteiligkeit, diese kleinen Dinge, entdeckt und erlebt und so dann die Inhalte danach dazu bekommt.
Klaus Reichert: Innovation weiterdenken und Zukunft einfach machen. Hallo! Klaus Reichert hier! Ich bin unabhängiger Unternehmensberater und Business Coach für Innovation und Business Design. Ich begleite engagierte Unternehmer: innen und Führungskräfte sowie ihre Teams mit Smart Innovation auf dem Weg von der Vision zu enkeltauglichen Leistungen. Meine Mission ist es, Unternehmen und seine Menschen kreativer und innovativer zu machen. Ich arbeite remote von Baden-Württemberg aus. Im Smart Innovation Podcast spreche ich mit engagierten und kreativen Menschen über Innovationen, über Innovationsmanagement, Unternehmertum und Verantwortung, gerade im Kontext des Klimawandels. Zuhörer können bei den Liveaufnahmen mitmachen und Fragen stellen, so wird Innovation lebendig und leicht umsetzbar. Die Live-Aufnahmen sind mittwochs, Episoden erscheinen montags. Den Link zu Terminen, Newsletter und dem Transkript finden Sie in den Shownotes. Bleiben Sie auf dem Laufenden und folgen Sie der Show, wo immer Sie Ihre Podcasts hören oder auf klausreichert.de/linkedin. Und denken Sie daran, es gibt kein Ende von Innovation, nur Starts.
Meine Gesprächspartnerinnen sind Lara-Magdalena Weiblen, Sophie Vollmer und Yvonne Becker, sie sind Absolventinnen der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd. Wir unterhalten uns über die Verbindung von digitalen und realen Welten am Beispiel ihrer Abschlussarbeit für das Silberwaren Museum Ott-Pauser´sche Fabrik. Hallo, schön, dass ihr heute mit dabei seid.
Yvonne Becker: Hej.
Lara Weiblen: Hallo.
Klaus Reichert: Hallo. Wir haben uns ja bei euch an der Hochschule kennengelernt, ihr wart auf der Ausstellung der Abschlussarbeiten der Studienarbeiten. Das ist immer wieder ein besonderer Tag, wo wahnsinnig viel Leben im Gebäude drin ist. Wenn ihr da so zurückguckt, das ist ungefähr zwei Monate her, wie geht es euch da, wenn ihr euch daran erinnert?
Lara Weiblen: Wir haben gestern schon gesprochen, uns kommt es vor, als wäre es etliche Jahre her. Die Zeit scheint so unwirklich, selbst da.
Sophie Vollmer: Ein weinendes und ein lachendes das Auge, würde ich sagen. Also es ist schon auch immer noch traurig, dass es jetzt halt einfach vorbei ist und dass das so das Ende war.
Klaus Reichert: Ja, eigentlich ist es ja der Anfang, aber das kann ich gut verstehen, das ist ein massiver Wechsel, den man da hat, Bitte, stellt euch doch kurz vor, wer seid ihr, welchen Studiengang habt ihr hinter euch gebracht, welchen habt ihr absolviert und was macht er denn jetzt?
Sophie Vollmer: Ich bin Sophie, ich bin 22 Jahre alt. Und genau, ich habe nach dem Abi den Bundesfreiwilligendienst gemacht und dann eben Interaktionsgestaltung angefangen zu studieren an der Hochschule für Gestaltung in Gmünd. Also wir haben alle drei das Gleiche studiert und auch alle in der Regelstudienzeit durchgezogen. Ja und jetzt sind wir gerade dran, unsere Portfolios aufzubereiten, Projekte aufzubereiten und, ja, geht dann in die Bewerbungsphase über und auf Jobsuche.
Klaus Reichert: Wo suchst du was, in welcher Richtung, in welchem Ort?
Sophie Vollmer: Ich suche in Stuttgart und aktuell bin ich sehr interessiert in die Richtung der Ausstellungsgestaltung.
Lara Weiblen: Ja, ich bin Lara, ich bin 22. Und wie meine beiden Teamkolleginnen studiere ich auch Interaktionsgestaltung oder ich habe Interaktionsgestaltung studiert. Nach meinem Studium bin ich dann nach München gezogen und bin jetzt in derselben Phase wie die Sophie gerade eben, in der Bewerbungsphase. Und dann freue ich mich, bald einen Job antreten zu dürfen.
Klaus Reichert: Du suchst in München. Was werden so dein Lieblingsjob, dein Lieblingsbereich, in dem du denn gerne tätig wärst?
Lara Weiblen: Ich würde gerne in Richtung UI-, UX-Design angefangen und dann einfach schauen, was so die Entwicklung mit sich bringt.
Yvonne Becker: Ich bin Yvonne, ich bin 29 Jahre alt. Habe in meinen Leben schon ein bisschen mehr gemacht vielleicht, ich habe vorher auch unv. #00:04:36-3# studiert, jetzt Interaktionsgestaltung fertigstudiert. Und wie die anderen beiden auch, ich nehme mir gerade so ein bisschen die Zeit zu schauen, wohin ich möchte, in welche Stadt ich eben vielleicht auch möchte, weil es ja doch auch ein großer Schritt jetzt ist nach dem Studium. Und mache jetzt eben auch gerade mein Portfolio und beschäftige mich in Ruhe mit Städten, Agenturen und schaue mich da.
Klaus Reichert: Irgendwelche Wünsche?
Yvonne Becker: Ich glaube, in Richtung Web- oder App-Design ist so das, wohin es mich eher zieht. Und sonst, nee, alles eigentlich gerade noch relativ offen.
Klaus Reichert: Das ist eigentlich auch eine schöne Situation. Ich bin mal gespannt, wie das dann jetzt zum Beispiel drei Monaten ausschaut, wo das dann für euch hinführt. Ihr habt den selben Studiengang absolviert, ihr habt aber, wenn ich das jetzt so raus höre aus dem, was ihr so gerne tun wollt, natürlich schon unterschiedliche Bereiche für euch reserviert. Da habt ihr euch sicher dann ganz gut ergänzt, würde ich sagen, in der Arbeit.
Yvonne Becker: Ja, das auf jeden Fall.
Sophie Vollmer: Wir haben auch schon mehrere Projekte gemeinsam gemacht in den Semestern davor, dabei halt schon rausgefunden, dass es echt gut funktioniert in der Gruppe. Und das wir uns halt durch die unterschiedlichen Interessensbereiche auch echt gut ergänzen und wieder da so eine richtig gute Aufgabenaufteilung machen können.
Und das hat auch beim Bachelor super geklappt.
Klaus Reichert: Also ihr kanntet euch schon, ihr habt euch dann für die Bachelor-Arbeit eben auch wieder zusammengetan, weil ihr wusstet, dass das irgendwie funktioniert als Team. Das ist ja schon immer ein Risiko, wenn man ein neues Team eben zusammenführt. Aber für euch war das nicht, weil ihr schon zusammengearbeitet habt?
Sophie Vollmer:Genau.
Yvonne Becker: Ja.
Klaus Reichert: Wir müssen kurz, bevor wir uns dann noch ein bisschen vertiefen, auf eure Bachelor-Arbeit eingehen. Könnt ihr ganz kurz bitte erklären, was ihr da gemacht hat?
Lara Weiblen: In Schwäbisch Gmünd, der Ort, wo wir studiert haben, gibt es ein kleines Museum, das ist eine ehemalige Fabrik, wo Silberwaren hergestellt wurden. Und die Informationsvermittlung dort erfolgt momentan anhand von einem DIN-A4-Zettel, auf dem man Informationen entnehmen kann. Und wir haben uns aber entschieden, das Ganze viel lebendiger und interaktiver zu machen und viele Besuchergruppen mit einzuschließen. Und so haben wir dann eine App entwickelt, mit der man anhand von verschiedenen Medien, wie beispielsweise das typische Lesen, wie auch Hören oder Video und dazu noch AR, also Augmented Reality. So kann man dann das ganze Museum und die ganzen verschiedenen Inhalte dort erleben.
Klaus Reichert: Ihr die Inhalte des Museums im Grunde anders erschlossen. Wie seid ihr denn auf das Museum gekommen?
Sophie Vollmer: Ja, also das war ein weiter Weg der Themensuche und wir sind irgendwann so durch Schwäbisch Gmünd, weil das ja bekannt ist aus der Geschichte für die große Silber- und Goldwarenstadt und auch deswegen früher ziemlich reich war. Und darüber sind wir auf das Thema Gold- und Silberschmiede aufmerksam geworden. Sind dann auf verschiedene Silber- und Goldschmiede dort zugegangen, die dort ortsansässig sind und haben auch mit Professoren gesprochen. Und irgendwann wurden wir auf das Museum aufmerksam gemacht und wollten uns das dann einfach so interessenshalber auch mal angucken, um uns da die Geschichte genau anzugucken, weil es ein sehr traditioneller Beruf ist. Dann sind wir da mit diesem A4-Zettel losgeschickt worden in dem Museum und dachten uns irgendwie so ein bisschen, das kann jetzt gerade nicht sein. Und ein bisschen mehr Recherche hat uns dann auch weiter dazu geführt, das super viele Inhalte einfach verloren gehen, wenn man da durchläuft. Also Anekdoten, Erzählungen von Leuten, weil, solange es noch nicht her, dass die Fabrik stillgelegt wurde. Es gehen so viele Geschichten verloren und so viele Fakten und Inhalte, dass wir das super schade fanden um dieses Museum und um das, was man daraus mitnehmen kann, wenn man da zu Besuch ist.
Lara Weiblen: Ja und zudem herrscht da drin wirklich eine unglaubliche Atmosphäre, von der mir vom ersten Moment an gepackt wurden. Es ist nur mal so, dass vom Tag an, als der letzte Besitzer gestorben ist, wurde nichts geändert und sobald man das Museum betritt, hat man den Eindruck, als würden die Arbeitenden am nächsten Tag einfach wiederkommen.
Yvonne Becker: Also ich glaube, man muss da einfach mal auch hingehen, um dieses Gefühl zu haben, dass wir da hatten. Also wirklich, als wir das erste Mal reingelaufen sind, waren wir so begeistert davon und es hat uns so gepackt, dort zu sein. Und deswegen fanden wir es eben ein bisschen schade, das außerhalb von einer Führung des Museum gar nicht so richtig erfahrbar gemacht werden kann. Und gerade, wenn man eben nicht aus diesem handwerklichen Beruf ist, dann hat man eben auch vielleicht nicht so die Ahnung, was welche Wörter bedeuten und man kann vielleicht auch nicht zuordnen, was wirklich so ist. Also auf den Tischen liegt mega viel rum, viel Kleinteiligkeit und das dann zuordnen zu können, was man auf dem Zettel lesen kann, ist halt leider ein bisschen schwierig. Und, ja, deswegen waren wir so begeistert und dachten wir uns, wir müssen uns dem annehmen.
Klaus Reichert: Verstehe ich. Also ihr kommt da rein, ihr merkt, da ist was, das muss man eigentlich tatsächlich erzählen, diese vielen Geschichten. Das muss man noch deutlicher machen, greifbarer machen, vielleicht auch einer jungen Generation leichter zugänglich machen. Aber vor allem auch dieses viele Multimediale sozusagen von diesem Blatt Papier raus nehmen und eben mit den Gegenständen, mit den Maschinen und den Situationen eben verbinden.
Lara Weiblen: Genau, ja.
Klaus Reichert: Und bitte erklärt auch gleich noch, was so die einzelnen Elemente waren, die ihr entwickelt habt. Ich stelle mir das so vor, dass ihr digitale und reale Dinge zusammen verbunden habt, ihr habt die Ausstellungsgegenstände sozusagen ergänzt um digitale Elemente. Was habt ihr denn das so gemacht? Wie muss ich mir das denn vorstellen, wie ist es denn, wenn ich wenn ich da ins Museum reinkomme und dann eure Arbeit sozusagen einsetze, was passiert da, was mache ich dann da?
Sophie Vollmer: Eine ganz große Anforderungen an unser Projekt war, dass wir vor Ort nichts verändern durften. Wir bedurften keine QR-Codes hinzufügen, keine Banner oder Plakate oder irgendwelche Aufsteller oder sowas, deswegen sind wir dann auf diese Augmented-Reality-Geschichte gestoßen oder dann auch dort geblieben. Wir hatten das davor schon im Kopf und arbeiten jetzt mit Augmented Reality Macon beziehungsweise die Räume und die verschiedenen Stationen sind abgescannt. Wir haben das Museum aufgeteilt in 22 Stationen, um die Inhalte quasi ein bisschen zu gruppieren. Dass man sich die App nicht einfach runterladen kann und zu Hause sich alles durchlesen kann, sondern auch tatsächlich das Museum besucht und erlebt, muss man sich am Anfang von jeder Station wie einchecken. Also man kriegt immer die Aufforderung, wenn man zur nächsten Station läuft, hej, such den und den Gegenstand und scanne den per Augmented Reality ein. Oder halte das Handy an den und den Gegenstand dran und dann wird es über einen NFC-Chip freigestalte und man kommt dadurch dann an die Inhalte zu den Stationen. Und so haben wir quasi eine Interaktion mit dem Raum, ohne dass wir am Raum was verändern.
Yvonne Becker: Das lenkt ja auch so ein bisschen den Fokus in den Raum. Das war ein sehr großer Anspruch, den wir an unser Projekt auch hatten, das natürlich dieses Wirken von diesem Raum, den man hat, dieses nostalgisch schöne charmante Gefühl, wenn man da rein geht, dass das natürlich nicht durch das ganze Digitale zerstört wird. Dass wir da irgendwie eine Kombination, eine Einheit miteinander bilden können und deswegen haben wir immer versucht, wenn möglich, eben den Fokus auf den Raum zu lenken. Und deshalb auch beim Check-in in der Station, dass man da erst mal sich im Raum wieder umschaut, sich bewusst mit der Umgebung befasst und eben auch diese Kleinteiligkeit, diese kleinen Dinge, entdeckt und erlebt und so dann die Inhalte danach dazu bekommt.
Klaus Reichert: Um die App zu nutzen, muss ich mich erst mit dem Raum auseinandersetzen und zum Beispiel einen bestimmten Gegenstand oder sowas suchen. Das heißt also, es ist nicht einfach nur, ich lasse mich berieseln, sondern ich werde aufgefordert, tatsächlich einen Schritt darein zu machen und im Grunde mit den Gegenständen gleich zu interagieren?
Yvonne Becker:Genau.
Sophie Vollmer: Richtig. Es keine extrem kleinteiligen Gegenstände, die gesucht sind, sondern es sind schon auffällige Gegenstände im Raum, die man auch findet relativ schnell. Man muss da jetzt nicht irgendwie zehn Minuten erst mal suchen, um den Check-in-Spot zu finden. Aber, genau, wir wollten dadurch den Blick auf den Raum lenken, weil wir halt dann auch einige Male dort waren und jedes Mal immer neue Sachen entdeckt haben, die wir beim ersten oder zweiten Besuch nicht gesehen haben.
Klaus Reichert: Für euer Vorgehen habt ihr also nicht nur gesagt, hm, da ist jetzt irgendein Gegenstand, eine Maschine, ein Werkzeug oder sowas und erklärt es dann individuell, sondern ihr wolltet eben das Ganze erlebbar machen, bevor es ins Detail reingeht.
Sophie Vollmer: Ja.
Klaus Reichert: Wenn ich das jetzt mir so vorstelle, ich komme da also rein, ich eine App mir vorher runtergeladen, was passiert denn da dann noch alles auf der App? Also was liefert mir das denn zusätzlich zu dem, was es im Raum noch gibt?
Lara Weiblen: Zu den ganzen, ich sage mal, Basisinformationen, die man in der App zu den einzelnen Stationen erhalten kann, haben wir auch noch weitere Themengebiete hinzugefügt, die man sich am Anfang im sogenannten Onbording hinzu wählen und auch abwählen kann. Unter die Themengebiete fallen dann beispielsweise Frauenarbeit oder …
Sophie Vollmer: Industrialisierung ist noch mit dabei.
Lara Weiblen: … genau, Anekdoten des Arbeitsschutzes, genau. Und je nachdem, darf man sich das dann hinzu wählen oder auch abwählen. Das hat ja dann auch logischerweise einen Einfluss auf die Dauer des Aufenthalts im Museum. Und man sich was hinzu gewählt hat, dann erfährt man eben an ausgewählten Stationen auch noch kleinere zusätzliche Geschichten, die nicht speziell mit der Station ausschließlich was zu tun haben, sondern auch mit den Menschen drum rum oder mit den Ereignissen, die damals dort geschehen sind.
Klaus Reichert: Es wird also lebendiger, was da so als stehende Maschine oder liegendes Werkzeug oder sowas ist, wird plötzlich greifbarer. Ich höre vielleicht auch die Maschine oder ich höre eben eine Geschichte, ich höre vielleicht, in Anführungszeichen, einen O-Ton oder sowas. Eben Dinge, die ich gar nicht erleben würde, wenn ich nur reingehen würde und nur ein DIN-A4-Blatt lesen würde.
Lara Weiblen: Genau.
Sophie Vollmer: Wir versuchen, die Atmosphäre, die da eh schon vorhanden ist, aufzugreifen und zu verstärken, indem wir eine gewisse Emotionalität auch einbringen, gerade durch diese Geschichten, die ehemalige Arbeitende erzählen oder irgendwelche kleinen Witze, die immer passiert sind an einem Ort oder so was.
Klaus Reichert: Jetzt habt ihr gerade gesagt, ihr wolltet sicherstellen, dass man eben tatsächlich im Raum ist, ins Museum geht. Andersrum könnte man ja aber auch sagen, hm, wir machen das jetzt einfach alles digital, dann kann ich von überall auf der Welt drauf zugreifen. Warum seid ihr nicht diesen Weg gegangen?
Lara Weiblen: Das Ziel ist, Besuchende wirklich ins Museum auch zu locken. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen für die Stadt Schwäbisch Gmünd, sondern auch einfach, weil es wirklich wert ist, dieses Denkmal in echt zu sehen und zu erleben. Also wirklich, die Atmosphäre, die kann man in ein digitales Endgerät nicht einschließen, das muss man in diesem Raum entfaltet erleben
Klaus Reichert: Das heißt also, das Original ist in dem Fall euch schon wichtig?
Lara Weiblen: Auf jeden Fall, ja.
Klaus Reichert: Jetzt ergänzt sozusagen das Digitale das Reale. Kann ich sehr gut nachvollziehen, da habt ihr viel gemacht, da gibt es viele Möglichkeiten. Habt ihr sicher ja auch in der Richtung viel recherchiert, was da so gerade alles läuft, ihr habt Augmented Reality gerade angesprochen, virtual Reality. Wir reden ja immer wieder auch über komplett digitale Welten. Könnt ihr euch das auch andersrum vorstellen, dass man sagt, okay, ich habe jetzt die digitale Welt als Original und ergänze dass durch das Reale? Ist das irgendwas, was ihr auch mit angedacht habt? Ich kann verstehen, dass ihr es so rum gemacht habt, aber wenn ihr jetzt dann mal ein bisschen weiter in die Zukunft guckt und wir vielleicht immer mehr von diesen virtuellen Welten haben oder Augmented-Reality-Lösungen, Möglichkeiten, dass es grad andersrum vielleicht auch noch sehr spannend wäre, also dass das Original quasi vielleicht das haptische Erlebnis das Digitale ergänzt? Also wir drehen dann quasi das rum. Schwierige Frage, ja, ich weiß nicht, ob ich mich gerade ein bisschen verrenne.
Sophie Vollmer: Wir haben uns sehr viel mit verschiedenen Umsetzungsmöglichkeiten beschäftigt und waren auch viel irgendwie auf dem Weg in Richtung Virtual Reality. Also im Obergeschoss von der Fabrik gibt es noch ein paar leer stehende Räume, das man da irgendwie noch Sonderausstellungen einrichtet, die man eben noch zusätzlich anreichern kann mit haptischen Erlebnissen. Also wo man dann quasi auch dieses, was man digital erfahren hat, noch haptisch, das vertiefen kann oder mit anderen Sinnen noch unterstützen kann. Haben uns dann aber bewusst dagegen entschieden, weil wir dieses Alte und dieses Originale aufleben lassen wollten und in dem Fall in der Fabrik keine Möglichkeit gesehen haben oder es auch sehr schade gefunden hätten, also es wäre einfach super viel von der Atmosphäre verloren gegangen, wenn wir das in eine digitale Ebene gehoben hätten. Sondern wir wollten wirklich, dass die Menschen, die da zu Besuch hingehen, in dem Moment und in dem Raum sind und in diese Bubble eintreten, in die wir reingerutscht sind, als wir zum ersten Mal dort waren und das quasi betonen und hervorheben.
Yvonne Becker: Ja, ich würde da der Sophie zustimmen. Also ich denke, es kommt vielleicht auf die Inhalte selbst drauf an. Also wenn wir das jetzt auf die Ott-Pauser´sche Fabrik beziehen, würde ich auch sagen, dass es nicht funktioniert, weil dann eben all das verloren geht, was es ausmacht. Aber wenn wir jetzt von vielleicht anderen Themengebieten ausgehen, wo eben auch der digitale Fokus von vornherein da war und es nicht um irgendwie alt traditionelle Handwerkskunst geht, die man vermitteln möchte, dann kann ich mir schon gut vorstellen, dass es funktioniert.
Lara Weiblen: Gerade auch, weil dann Prozesse viel leichter visualisiert werden können, somit dann auch für die Besuchenden einfacher ist, so etwas nachzuvollziehen.
Klaus Reichert: Es würde vielleicht auch funktionieren oder sinnvoll funktionieren, wenn man eine Art Ruine hätte. Das heißt also, wenn man nicht mehr mit der vollständigen Fabrik, ihr habt da ja im Grunde ein Kleinod gefunden, ja, eine Fabrik, eine Situation, die lange Zeit einfach so stand, dastand, wie sie verlassen wurde, unverändert, das ist ja gar nicht so häufig der Fall. Häufiger hat man ja den leeren Raum oder das Ruinöse, das kaputte Gebäude oder sowas, den Gegenstand. Da ist natürlich, da könnte man bei einer Ruine andersrum sagen, okay, wir fangen mit dem Digitalen an, um das zu zeigen, wie das mal war, den Rundgang zu machen, aber wir machen es erlebbarer, indem wir eben zum Beispiel die Steine dann anfassen lassen, ja, so rum würde vielleicht ein Schuh draus werden.
Lara Weiblen: Ja, definitiv, an dieser Stelle wäre das sinnvoll eingesetzt, ja.
Klaus Reichert: Ja. Ihr habt, jetzt mit euren unterschiedlichen Spezialisierung zusammengearbeitet, ihr hattet eine spezielle Vorgehensweise, ihr habt zuerst auch eben recherchiert, ihr habt mit vielen Menschen gesprochen, ihr habt euch da auch inspirieren lassen. Gibt es da noch etwas Besonderes in eurem Prozess, den ihr angewendet habt, um eben so gemeinsam so ein Projekt zu machen? Habt ihr vielleicht bestimmte Tools im Einsatz gehabt, die euch sehr geholfen haben, Methoden?
Lara Weiblen: Also zur gesamten Projektorganisationen haben wir natürlich für uns selbst erst mal Regeln aufgestellt und haben dann in der Aufgabenaufteilung mit dem Programm eWork gearbeitet. Das kann ich gern weiterempfehlen an alle Projektarbeitenden da draußen. Sonst, mit anderen Programmen, wo wir dann selber auch einfach Ideation betrieben haben, war zum Beispiel Miro oder die Umsetzung erfolgte dann auch mit unv. #00:20:17-6# die Gestaltung selbst, das Design. Und gerade AR wurde mit Unity, das ist gerade auch so bei den kleinen Gamern, würde ich immer sagen, bekannt, umgesetzt.
Klaus Reichert: Habt ihr noch vielleicht irgendwelche Tipps für das gemeinsame Arbeiten, Tipps für Designer oder Designerrinnen für dieses gemeinsame Arbeiten so einer Projektgruppe? Worauf kam es denn an, was waren so die wichtigen Themen vielleicht? Gab es auch mal Streit oder seid ihr schnell so immer wieder zu euren Ergebnissen gekommen gemeinsam?
Yvonne Becker: Ich würde sagen, das Wichtigste ist Kommunikation. Also Dinge ansprechen immer, wenn es was gibt. Ganz viel miteinander diskutieren, weil, nur so kommt die beste Lösung auch raus am Ende und versuchen, gegenseitig die Meinungen zu verstehen. Und auf der anderen Seite natürlich auch immer updaten, wo wer gerade dran ist, was man gerade macht. Und da hat uns eben eWork unter anderem auch geholfen, weil man einfach gesehen hat, da hat sich einer ein Tast geschnappt, da hat man gesehen, der macht den gerade, da hat man miteinander reden können. Wir haben halt immer morgens einen Check-in und abends ein Check-out gemacht. Können wir auch nur empfehlen. Dass man natürlich weiß morgens nochmal, okay, was ist der Stand von heute, was wollen wir heute tun? Abends Check-out, was haben wir heute geschafft, was nehmen wir den nächsten Tag mit oder vielleicht in die nächste Woche mit was kriegen wir eben zeitlich nicht hin? Dass man halt ständig immer gegenseitig weiterplant, das Ziel dabei versucht im Auge zu behalten.
Sophie Vollmer: Wir haben uns auch von Beginn an Milestones gesetzt für den gesamten Prozess. Also wir haben uns quasi den Kalender von hinten her genommen und immer so abgeschätzt, wie viel Zeit wir uns ungefähr für bestimmte Prozesse nehmen sollten, jetzt grade, was die Konzeption oder die Ideation angeht oder dann auch das Design, das wir da noch am Ende Zeit hatten zum Prototypen und vor allem auch testen. Das hat uns auch sehr gut weiter geholfen, da konnten wir dann fast bis zum Ende auch das Meiste einhalten.
Klaus Reichert: Ihr habt durch die Anwendung von Tools und viel Kommunikation sehr, sehr viel Stress euch erspart.
Lara Weiblen: Das kann man gut so zusammenfassen, ja.
Klaus Reichert: Apropos Stress, ihr habt haben schon in der Frühphase mit eurem Kunden zusammengearbeitet, da gab es ja sicher sehr früh auch intensiven Austausch. Wie hatte das empfunden, wie hat euch das vielleicht beeinflusst? Oder war das gut, dass ihr jemand hattet, mit dem ihr das machen konntet?
Sophie Vollmer: Wer uns super viel weitergeholfen hat, ist die Frau, die, ja, sich um die ganze Restauration kümmert und um die Intakthaltung von dem Museum, mit der haben wir schon recht früh gesprochen. Und die konnte uns, weil die schon seit 30 Jahren dort arbeitet, konnte sie uns super viele Einblick gegeben in das, was schon gemacht wurde alles. Was schon für Projekte auch mit der Hochschule stattgefunden haben und das da eben auch schon ein paar Dinge schiefgelaufen sind, weshalb die immer nicht so ganz auf die Studierenden dann eingehen wollten oder mit denen richtig in die Kooperation gehen wollten. Ja, das hat für uns eigentlich dann echt perfekt gepasst, weil wir halt, wenn wir Informationen gebraucht haben, dann konnten wir auf die Frau zu gehen, sie, ja, hatte immer Zeit für uns, so hat es dann echt gut funktioniert.
Klaus Reichert: Ihr habt jetzt etwas im Grunde Neues gemacht, ihr habt digitale Technik, Augmented Reality kombiniert mit Objekten, Räumen, Situationen, Szenarien in Museen mit real anfassbaren Dingen. Da tut sich natürlich schon einige Zeit etwas, das entwickelt sich laufend weiter. Aber dadurch, dass ihr jetzt so ein wirklich anschauliches Beispiel habt in einer sehr guten Situation, finde ich, dieses Museum eben digital ergänzt, was würdet ihr da anderen Museen mitgeben oder vielleicht anderen Designer oder Designerrinnen, die an einem ähnlichen Projekt arbeiten? Worauf können die aufbauen, was ist wichtig für die, wenn die so ein Projekt angehen sollten?
Lara Weiblen: Gerade in Verbindung mit dem Endgerät Smartphone sollte man darauf achten, dass es wirklich nur begleitend ist und nicht im Hauptfokus steht, sondern dass wirklich nur die Ausstellung immer noch im Vordergrund ist und das Handy, also das Smartphone maximal unterstützt. Allgemein Ausstellungen, die massiv sind, kommen ja gerade auch ziemlich in Trend mit diesem Kunstausstellungen wie zum Beispiel Monets Garten jetzt kürzlich erst in Stuttgart. Und das spricht natürlich die Besuchenden auch immer an, da man einfach eine andere Welt komplett eintauchen kann und die Sinne visuell oder auch anders unterstützt werden können.
Sophie Vollmer: Ja, ich würde auch sagen, wir leben in einer superschnellen Zeit und ich finde es total wichtig, da den Fokus mehr das Reale, auf das, was tatsächlich ist, zu legen. Vor allem, weil es auch viel besser im Gedächtnis bleibt als alles, was wir digital erleben oder aufnehmen. Wenn das Ganze jetzt digitaler basiert wäre, dann wäre die Wahrscheinlichkeit, dass wir es vergessen, recht hoch, wie wenn es auch immer noch zu was Analogen verknüpft ist.
Klaus Reichert: Ihr habt jetzt im Laufe des Studiums viele Projekte miteinander gemacht, zusammen gemacht, jetzt geht ihr in unterschiedliche Wege, geographisch, inhaltlich. Fehlt es euch dann nicht, dass ihr dann nicht mehr zusammenarbeiten werdet?
Lara Weiblen: Also mir persönlich fehlt es und wird es auch fehlen im Job später, auch weil es jetzt einfach immer gut geklappt hat und es schließlich dreieinhalb Jahre ein Teil von unserem Leben war, immer beisammen zu sein. Also vor allem grad geographisch, weil wir drei ja auch einfach gute Freundinnen sind und nicht nur gute Projektpartnerinnen. Und da müssen wir, glaube ich, uns alle erst mal dran gewöhnen, wenn wir später in dem neuen Team in der Berufswelt arbeiten, das es einfach eine vielleicht andere Ebene sein wird. Vielleicht auf einer anderen Art offen, aber vermutlich nie ganz so offen und ehrlich, wie wir es in unserer Freundschaft sein konnten.
Sophie Vollmer: Ja, ich kann nur zustimmen, mir wird es auch auf jeden Fall fehlen, zusammenzuarbeiten. Und auch natürlich zusammen so viel Zeit zu verbringen. Dadurch, dass wir ja wirklich von Anfang bis Ende jetzt gemeinsam studiert haben und so viele Projekte gemeinsam gemacht haben, haben wir schon richtig viel Zeit miteinander verbracht. Und es fühlt sich gerade noch so ein bisschen an wie Semesterferien und wir kommen bald alle wieder zurück und sehen uns wieder, aber, ja, wir werden den Kontakt ja auf jeden Fall halten. Und wer weiß, vielleicht finden die Wege ja irgendwann wieder zusammen.
Yvonne Becker: Genau.
Klaus Reichert: Ihr könnte ja auch eine Tradition starten, bei der ihr dann einmal im Jahr zum Beispiel ein kleines Projekt zusammen macht.
Lara Weiblen: Wenn die Zeit und Energie das zulässt, ist die Idee gar nicht so schlecht.
Klaus Reichert: Jetzt bedanke ich mich sehr herzlich bei euch für eure Zeit. Ich wünsche euch viel Erfolg bei allen euren neuen Projekten. Ich fand das jetzt sehr spannend, habe hab viel gelernt auch in meinem Blickwinkel auf das Thema Original und Wichtigkeit des Original, des echte Szenarios eben gelernt, geschärft, dafür vielen Dank.
Lara Weiblen: Vielen Dank.
Sophie Vollmer: Danke schön.
Yvonne Becker: Danke dir auch.
Klaus Reichert: Das war der Smart Innovation Podcast. Er wurde mit einem interessierten Publikum live aufgenommen. Vielen Dank fürs Dabeisein und Zuhören. Diese Episode gibt es auch zum Lesen, der direkte Link ist in den Shownotes. Noch kein Abonnent? Die Show ist überall zu finden, wo es Podcasts gibt. Weitere Informationen und meine Kontaktdaten sind bei klausreichert.de/podcast, dort gibt es auch eine Übersicht der nächsten Liveaufnahme-Termine. Ich bin Klaus Reichert und das war der Smart Innovation Podcast.