Der neue Karstadt-Chef heißt Andrew Jennings, ist Brite, erfahrener Warenhaus-Leiter und Hoffnungsträger des wankenden Karstadt-Imperiums. Doch welche Qualitäten muss man eigentlich heute mitbringen, damit man mit der Rettung eines Imperiums betraut wird?
Fachkompetenz und Erfahrung in der Branche konnte Jennings bereits jede Menge sammeln: Er war unter anderem bei Greatermans in Südafrika, der Kaufhauslegende Harrods in Großbritannien und Woolworth in Südafrika. Von der deutschen Kaufhauskultur weiß der nicht deutsch sprechende Brite allerdings noch wenig. Dies dürfte einer der Gründe sein, dass Jennings in seiner ersten Zeit bei Karstadt zu einer für ihn oftmals bewährten Strategie greift: Erstmal zuhören. Organisiert sein. Fokussiert sein. Den Kunden im Auge behalten.
Trotzdem eilt ihm ein Ruf als harter Sanierer und komplizierter Charakter voraus; gerade weil er so bestimmt sei, ist eine Zusammenarbeit mit ihm nicht immer leicht. Sein Erfolgsrezept könnte man unter dem Credo “Weniger ist mehr” zusammenfassen, denn Jennings bedient sich einfacher Techniken und richtet den Blick dabei auf scheinbar banale Dinge, um die man sich bei Karstadt vorher kaum gekümmert hat. Die Orientierung auf und die Einfühlung in Kundenbedürfnisse spielen dabei die größte Rolle. So achtet Jennings bei den allwöchentlichen Filialbesichtigungen am Samstag auch auf den Wohlfühlfaktor für die Kunden: In welchem Licht erscheint die Ware? Was wünscht sich unsere Zielgruppe? Was darf ein Produkt höchstens kosten? In den montäglichen Leistungsrunden werden dann gleich Konsequenzen gezogen und Handlungen angeschoben. Der Erfolg wird sich sehr bald zeigen müssen, denn es stehen wichtige Entscheidungen an und somit wird die stille Eingewöhnungsphase bald vorbei sein. Denn es müssen alle zum Gelingen beitragen, das Ziel kennen und darauf fokussiert sein. Stellt sich auch die Frage: wie international kann die Leitung eines Unternehmens sein, dass hauptsächlich deutschsprachige Kunden lokal anspricht? Diesen Punkt werden wir sicher in der Zukunft häufiger zu klären haben.
Weitere Infos
- Artikel der Zeit
- Artikel in Wissen.de
- Artikel der Frankfurter Allgemeinen