Netflix hat eine neue Doku: Working – what we do all day. In vier Teilen zeigt das Filmteam um Barack Obama amerikanische Arbeitsrealitäten. Von sehr angestrengten Lebens- und Arbeitssituationen bis hin zu Unternehmersituationen, die auch nicht immer entspannt sind. In vielen Fällen geht es um die Frage:
„Was macht einen guten Job gut?“
Wer sich für Menschen, Lebenssituationen und Entwicklungen interessiert, findet vieles nachdenklich machende in den vier Teilen, die aufeinander aufbauen. Folgende Punkte sind mir gerade besonders aufgefallen:
Fortschritt weil Teil des Ganzen
Teil 1 „Service“ ab ca. Min. 26:40
1980 war Gail Evans bei Kodak angestellt als Reinigungskraft. Sie war in dieser Aufgabe Angestellte des Konzerns, war krankenversichert (leider eine Besonderheit in den USA) und hatte bezahlten Urlaub. Sie war Teil des Unternehmens und damit auch Teil von Firmenveranstaltungen. Sie konnte an Personalentwicklungsmaßnahmen des Unternehmens teilnehmen. Sie war Mitarbeiterin, Teil des Unternehmens. Von ihrem Einkommen konnte sie nebenher ein Studium bezahlen. Über die Zeit hinweg, stieg sie bis zum Chief Technology Officer CTO des Unternehmens auf. Heute ist sie Executive Vice President, Chief Digital und Technology Officer bei Disney Parks und leitet 3.000 Mitarbeitende.
Heute wird „putzen“ und „reparieren“ outgesourced, es kommen Putzkräfte über Subunternehmer nachts vorbei. Teilweise mit fragwürdigen Arbeitsverträgen, Entwicklung nicht möglich. Ein Aufstieg erst recht nicht. Niemand hat mehr Kontakt zu ihnen. Sie sind nicht mehr Teil des Unternehmens, obwohl sie ein solch wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden leisten.
Mehr Freiheit durch bewußtes Umgehen mit Geld
Teil 2 „The Middle“ ab Min. 11:00
„Wenn wir nur aufhören könnten, so viel Geld auszugeben.“
„Kleider, Schuhe, weil du immer sexy aussehen willst.“
„Du solltest besser aufhören.“
Es entsteht mehr Freiheit durch weniger: finanziell und generell. Weniger Geld ausgeben für Dinge, die man nicht braucht schafft Freiheiten. Weil mehr übrig bleibt und die Abhängigkeiten im Kopf weniger werden. Zudem reduziert sich wahrscheinlich der ökologische Fußabdruck.
Wertschätzung haben
Teil 4 „The Boss“ ab Min. 1:14
„Es ist leicht, das zu unterschätzen, was man nicht sieht.“
„Damit die Führungskräfte die Menschen kennen, die für sie arbeiten, müssen sie sich wirklich anstrengen.“
„Und ich denke, es gibt einige Leute, die das tun, aber es gibt eine ganze Reihe von Leuten, die das nicht tun.“
Prioritäten einer Geschäftsführung
Teil 4 „The Boss“ ab Min. 13:50
„Aber was wäre, wenn ein CEO mehr als nur den Profit in den Vordergrund stellen würde?“
„Es gibt verschiedene Arten der Führung.“
„Der CEO gibt den Ton an.“
„Seine/ihre Entscheidungen, seine Prioritäten und seine Werte prägen die Art und Weise, wie Menschen zusammenarbeiten.“
Sind Fähigkeiten entscheidend oder Gelegenheiten?
Teil 4 „The Boss“ ab Min. 37:16
Barack Obama stellt dem Chef von Tata, Natarajan Chandrasekaran (Chandra), die Frage, die alle Hörer von Guy Raz’s Podcast „How I built this“ sehr bekannt ist: „Weißt du manchmal, was es mit Ihnen auf sich hat? Wie viel schreiben Sie dem Schicksal zu? Wie viel schreiben Sie einfach dem „Ich bin so viel besser als alle anderen“ zu?“
„Man ist nie so viel besser als alle anderen.“ (…) „Ich glaube wirklich, es geht um Chancen. So viele Menschen, die intelligent sind, bekommen keine Chancen. Die Menschen sind überall gut. Die Menschen haben enormen Ehrgeiz, enorme Ambitionen. Die Menschen wollen etwas leisten, sich weiterentwickeln.“
Ohne den Ausblick auf einen starken Standort in der Zukunft machen sich nur wenige auf den Weg
Teil 4 „The Boss“ ab Min. 40:37
„Vieles davon hat damit zu tun, dass die Menschen sich von den Gewissheiten eines alten Lebens abgekoppelt fühlen. Und keinen Weg zu einem festen Boden in der Zukunft sehen.“
Hintergrund
Inspiriert ist die Doku durch das Buch „Working“ von Studs Terkel. Der Hintergrund ist hier im NPR Beitrag erläutert.
Website & Trailer
Hier gehts zur Website und zum Trailer von „Working“.